WoW 06 - KdA 1 - Die Quelle der Ewigkeit
Wind auf sein Ziel zu. Sie wurde größer, während sie sich bewegte und hüllte bereits einen Lidschlag später die gesamte Lichtung ein.
Brox und der Nachtelf bemerkten nichts davon, doch die drei Dämonen, die ihr im Weg standen, wurden von der Gewalt, die Rhonin entfesselt hatte, völlig überrascht. Die Feibestien konnten nicht mehr reagieren, hatten nicht genügend Zeit, um ihre Tentakel einzusetzen. Sie waren wie Zweige in einem brüllenden Feuer.
Die Wand überrannte sie, und die Dämonen verbrannten. Der Zauber löste sie komplett auf, bis nichts übrig blieb außer Aschewolken. Einem Dämon gelang es noch, ein wildes Heulen auszustoßen, doch danach hörte man nur mehr das Rauschen des Windes, der die Überreste der Monster durch die Luft wirbelte.
Stille senkte sich über die Lichtung.
Brox ließ seine Axt fallen. Augen und Mund waren in ungläubigem Staunen aufgerissen. Malfurion starrte auf seine Hände, als seien sie in irgendeiner Weise dafür verantwortlich. Dann sah er zu Cenarius, als erwarte er dort eine Antwort zu finden.
Rhonin blinzelte einige Male. Er konnte kaum glauben, dass
er
für diesen Zauber gesorgt hatte. Erst jetzt fiel dem Magier der kurze Kampf gegen die bewaffneten Nachtelfen ein, bei dem Krasus so verstörend schwach gewesen war und Rhonin Zauber vollbrachte, die er niemals für möglich gehalten hätte.
Doch jede Freude über den unerwarteten Sieg verging, als er plötzlich entsetzliche Schmerzen in seinem Rücken spürte. Es fühlte sich an, als würde sein Innerstes herausgerissen, als würde ihm die Seele heraus gesogen.
Gesogen?
Trotz der Schmerzen begriff Rhonin plötzlich, was geschah. Eine weitere Feibestie musste unbemerkt hinter ihm aufgetaucht sein und ihn angreifen.
Rhonin wusste, was mit den Zauberern geschehen war, denen die Feibestien die Magie gestohlen hatten. Er erinnerte sich an die ausgetrockneten, leeren Hüllen, die man zur Untersuchung nach Dalaran gebracht hatte.
Auch er würde bald so aussehen …
Doch obwohl er bereits in die Knie gegangen war, leistete Rhonin Widerstand. Mit aller Macht, die ihm zur Verfügung stand, musste ihm doch die Flucht vor dieser Bestie gelingen!
Flucht … das war der einzige Gedanke in seinem von Schmerzen gepeinigten Geist. Rhonin wollte nur noch dem Schmerz entfliehen, irgendwohin, wo er in Sicherheit war.
Wie durch einen Nebel hörte er die Stimmen des Orcs und des Nachtelfs. Die Angst, die er empfand, schloss jetzt auch die anderen ein. Mit all der Magie, die der Dämon aufsog, würden auch sie keine Chance mehr gegen ihn haben.
Flucht … nur danach trachtete Rhonin.
Irgendwohin …
Dann verschwand der Schmerz, wurde abgelöst von einer schweren, aber angenehmen Taubheit, die seinen Körper warm und wohlig ausfüllte. Rhonin akzeptierte die unerwartete Veränderung dankbar, ließ zu, dass die Vorboten des Todes ihn einhüllten …
… und verschlangen.
Nicht zum ersten Mal schlich Tyrande durch die stillen Gänge des großen Tempels, vorbei an den zahllosen Kammern der schlafenden Altardiener, den Meditationsräumen und den Orten der öffentlichen Anbetung. Sie ging auf ein Fenster in der Nähe des Haupteingangs zu. Das helle Sonnenlicht blendete sie beinahe, aber sie zwang sich, den leeren Platz, der dahinter lag, mit ihren Blicken abzusuchen.
Sie drehte gerade den Kopf, als ein metallisches Geräusch sie vor einer herannahenden Wächterin warnte. Das ernste Gesicht der Nachtelfin wurde sanfter, als sie Tyrande erkannte.
»Du wieder! Schwester Tyrande … du solltest wirklich in deinem Quartier bleiben und etwas ruhen. Du hast seit Tagen kaum geschlafen, und jetzt bringst du dich auch noch in Gefahr. Deinem Freund wird nichts geschehen. Da bin ich ganz sicher.«
Die Wächterin meinte Illidan, um den sich Tyrande auch sorgte. Wirklich Angst hatte sie jedoch, dass Illidan mit seinem Bruder und dem glücklosen Orc zurückkehren würde. Die Novizin glaubte nicht, dass Malfurions Zwilling ihn je verraten würde, aber wenn Lord Ravencrest die beiden fasste, würde auch er nichts unternehmen können.
»Ich kann nichts dafür, Schwester, ich bin einfach ruhelos. Bitte vergib mir.«
Die Wächterin lächelte verständnisvoll. »Ich hoffe, er begreift, wie viel er dir bedeutet. Die Zeit für deine Wahl ist bald gekommen, richtig?«
Diese Worte bereiteten Tyrande größere Sorgen, als sie sich eingestehen wollte. Ihre Gedanken und Reaktionen, seit die drei Broxigar befreit hatten, waren mehr als nur ein
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