WoW 06 - KdA 1 - Die Quelle der Ewigkeit
nicht nachzugeben. »Auch sie schienen unsere plötzliche Ankunft bemerkt zu haben.«
»Zin-Azshari mangelt es nicht an eigener Magie. Schließlich liegt die Stadt direkt am Quell.«
Der Drachenmagier schwankte, doch dieses Mal nicht vor Schwäche. Cenarius hatte zwei Worte ausgesprochen, die abgründige Furcht in Krasus' Herz weckten.
»Zin … Zin-Azshari?«
»Ja, Sterblicher! Die Hauptstadt der Nachtelfen, die an den Ufern des Quells der Ewigkeit liegt! Wisst Ihr nicht einmal das?«
Krasus ließ sich zu Boden sinken, und es kümmerte ihn nicht, dass er dem Halbgott damit seinen Zustand verriet. Er hockte im Gras und versuchte, die schwindelerregende Wahrheit zu begreifen.
Zin-Azshari.
Die Quelle der Ewigkeit.
Er kannte diese Namen, so lückenhaft seine Erinnerung auch geworden sein mochte. Manche Legenden waren von solch epischer Größe, dass man Krasus' Geist vollkommen hätte auslöschen müssen, damit er sie hätte vergessen können.
Zin-Azshari und die Quelle der Ewigkeit.
Der erste Name: das Zentrum eines Imperiums der Zauberei, eines Reiches, das von den Nachtelfen regiert wurde. Wie dumm war er gewesen, dass er dies nicht schon während ihrer Gefangennahme erkannt hatte. Zin-Azshari war über viele Jahrhunderte hinweg das Zentrum der Welt gewesen.
Der zweite Name: die Quelle der Ewigkeit. Ein Ort der puren Magie, das unendlich tiefe Reservoir der Macht, von dem die Magier und Zauberer zu allen Zeiten nur in ehrfürchtigem Flüsterton sprachen. Der Quell war das Zentrum der magischen Kräfte der Nachtelfen gewesen und hatte ihnen erlaubt, Zauber zu weben, die selbst den Drachen Respekt einflößten.
Doch beide lagen in der Vergangenheit …
weit
in der Vergangenheit. Weder Zin-Azshari, noch der wundersame und mächtige Quell existierten in der Gegenwart. Sie waren vor langer, langer Zeit in einer Katastrophe untergegangen, die … die …
Und hier versagte Krasus' Gedächtnis wieder. Etwas Schreckliches war geschehen, das beide vernichtet, das die ganze Welt in Stücke gerissen hatte … doch so sehr er sich auch bemühte, er konnte sich nicht erinnern,
was
es gewesen war.
»Ihr habt Euch noch nicht ganz erholt«, sagte Cenarius, und Sorge klang in seiner Stimme. »Ihr solltet Euch weiter ausruhen.«
Noch immer um seine Erinnerung kämpfend, antwortete der Magier: »Es geht … mir bestimmt wieder besser, wenn mein Freund erwacht. Wir … wir werden sobald wie möglich weiterziehen und Euch nicht länger zur Last fallen.«
Die Gottheit runzelte die Stirn. »Kleiner Mann, Ihr missversteht. Ihr seid mir sowohl ein Rätsel als auch ein Gast … und so lange Ihr das Erstere seid, werdet Ihr auch das Letztere bleiben.« Cenarius wandte sich um und schritt auf die wachsamen Blumen zu. »Ich glaube, Ihr benötigt Speise. Ihr werdet sie bald erhalten. Bis dahin ruht Euch aus.«
Cenarius wartete nicht ab, dass Krasus protestierte, aber der Drachenmagier hatte dies auch gar nicht vor. Wenn ein Wesen wie der Waldgott darauf bestand, dass sie blieben, wusste Krasus, dass es
unmöglich
war, ihn umzustimmen. Er und Rhonin waren Gäste, solange Cenarius dies wünschte … und bei einem Halbgott konnte das bedeuten, für den Rest ihres Lebens.
Doch das bereitete Krasus weniger Sorgen als der Gedanke, dass dieses Leben möglicherweise sehr kurz währen würde.
Zin-Azshari und der Quell waren durch eine monströse Katastrophe zerstört worden … und je mehr der Drachenmagier darüber nachdachte, desto mehr gelangte er zu der Überzeugung, dass sich diese Katastrophe mit raschen Schritten und unaufhaltsam näherte.
»Ich warne dich, ich liebe Überraschungen, aber von dieser hier erwarte ich, dass sie mich
verzückt
.«
Xavius lächelte nur, als er die Königin an der Hand in die Kammer führte, in der die Hochgeborenen arbeiteten. Er war mit aller Liebenswürdigkeit, die er aufbringen konnte, zu ihr gekommen und hatte sie höflich gebeten, sich ihm anzuschließen, um zu sehen, was seine Zauberer erreicht hatten. Der Berater wusste, dass Azshara als Wiedergutmachung für diese Störung eine ganz erstaunliche Überraschung verlangte, und sie würde nicht enttäuscht werden … selbst wenn es etwas
anderes
sein würde, als die Herrscherin der Nachtelfen erwartete.
Die Wachleute knieten nieder, als sie eintraten. Obwohl sie die gleichen steinernen Gesichtszüge wie sonst darboten, waren auch sie – wie Xavius –
berührt
worden. Jeder in der Kammer verstand, worum es ging, nur Azshara
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