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WoW 06 - KdA 1 - Die Quelle der Ewigkeit

WoW 06 - KdA 1 - Die Quelle der Ewigkeit

Titel: WoW 06 - KdA 1 - Die Quelle der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard A. Knaak
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nicht.
    Doch auch sie würde gleich ihre Offenbarung erleben.
    Die Königin betrachtete den wirbelnden Mahlstrom innerhalb des Musters, und ihre Stimme troff vor Enttäuschung. »Es sieht genauso aus wie immer.«
    »Ihr müsst es genauer betrachten, Licht der tausend Monde. Dann werdet Ihr verstehen, was wir erreicht haben …«
    Azshara fürchte die Stirn. Sie hatte auf seine Bitte hin ihre Begleiterinnen zurückgelassen, und vielleicht bereute sie dies nun. Trotzdem war Azshara die Königin, und es geziemte sich für sie zu zeigen, dass sie – auch wenn sie allein war – jede Situation durch ihre bloße Gegenwart beherrschte.
    Mit eleganten Schritten trat Azshara bis fast an den Rand des Musters heran. Sie begutachtete zuerst die Arbeit des Hochgeborenen, der gerade an dem Zauber wob, dann ließ sie sich dazu herab, einen Blick in das Inferno selbst zu werfen.
    »Es scheint mir immer noch unverändert, liebster Xavius. Ich hatte mehr von dir erwart …«
    Ein Keuchen entrang sich Azsharas Kehle, und obwohl ihr Gesicht von Xavius abgewandt war, wusste er, das sich jähes Begreifen auf ihren Zügen abzeichnete.
    Und die Stimme, die zuerst zu ihm gesprochen hatte, die Stimme seines Gottes, erklärte so, dass alle es hören konnten:
    Ich komme …
     
     

Acht
     
    Das Ritual des Hohen Mondes war beendet. Nun hatte Tyrande Sinn und Muse für sich selbst. Elune erwartete Hingabe von ihren Priesterinnen, doch sie verlangte nicht, dass sie ihr all ihre Zeit opferten. Mutter Mond war eine freundliche, liebevolle Herrin, und das war es gewesen, was die junge Nachtelfin in den Tempel geführt hatte. Der Eintritt in die Schwesternschaft hatte Tyrande einen gewissen Frieden in ihren Sorgen, in ihren inneren Konflikten geschenkt.
    Doch ein Konflikt wollte ihr Herz nicht verlassen. Die Zeit hatte das Verhältnis zwischen ihr, Malfurion und Illidan verändert. Sie waren nicht länger jugendliche Freunde. Die Einfachheit der Kindheit war der Komplexität erwachsener Beziehungen gewichen.
    Ihre eigenen Gefühle für die beiden jungen Männer hatten sich geändert, und sie wusste, dass auch die Brüder inzwischen ihr gegenüber anders empfanden. Der Wettstreit zwischen den Zwillingen war stets freundlich und verspielt gewesen, aber in letzter Zeit hatte er sich auf eine Weise gesteigert, die Tyrande missfiel. Nun schien es, als kämpften sie gegeneinander, als wetteiferten sie um einen Preis.
    Tyrande begriff – selbst wenn die Brüder dies nicht taten –, dass dieser Preis
sie
war.
    Obwohl die Novizin sich geschmeichelt fühlte, wollte sie keinen von beiden verletzen. Und doch würde Tyrande diejenige sein, die zumindest einen der Brüder schwer enttäuschte, denn sie wusste in ihrem Herzen, wenn die Zeit kam, sich ihren Gefährten fürs Leben zu wählen, würde es entweder Illidan oder Malfurion sein.
    In das silberne Kapuzengewand der Novizin gekleidet, schritt Tyrande schweigend durch die hohen Marmorhallen des Tempels. Über ihr stellte ein magisches Fresko den Himmel dar. Ein flüchtiger Betrachter mochte sogar meinen, dieser Saal besäße tatsächlich kein Dach, so perfekt war die Illusion. Doch nur die Große Kammer, in der die Rituale stattfanden, stand dem Himmel wirklich offen. Dort besuchte Elune ihre Getreuen in der Gestalt der Mondstrahlen und berührte sie sanft wie eine Mutter ihre geliebten Kinder.
    Vorbei an den hoch aufragenden Statuen, die die irdischen Inkarnationen der Göttin zeigten – die Hohepriesterinnen der Vergangenheit –, bewegte sich Tyrande schließlich über den weiten Marmorboden der Vorhalle. Hier erzählte ein verschlungenes Mosaik von der Schöpfung der Welt durch Elune und die anderen Götter, wobei Mutter Mond in den Bildern natürlich eine dominierende Rolle einnahm. Bis auf wenige Ausnahmen waren die Götter vage Gestalten mit schattenhaften Gesichtern, keine bloßen Geschöpfe des Fleisches, die man in ihren wahren Erscheinungsformen darstellen konnte. Nur die Halbgötter, ihre Kinder und Helfer hatten erkennbare Gesichter. Einer von ihnen war Cenarius, von dem viele glaubten, er sei das Kind von Mond und Sonne. Cenarius bestätigte dies natürlich nicht, noch leugnete er es, und Tyrande hatte für sich beschlossen, dass die Geschichte stimmte.
    Draußen beruhigte die kühle Nachtluft ein wenig Tyrandes Sorge um sich selbst und um die beiden Brüder. Sie stieg die weißen Alabaster-Stufen des Tempels hinab und tauchte in die Menge der Nachtelfen auf den Straßen ein. Viele neigten

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