WoW 06 - KdA 1 - Die Quelle der Ewigkeit
Anführerin nicht im Kampf gefallen, sondern gefangen genommen worden sei. Man hätte sie schrecklich gefoltert und verstümmelt und dann zuletzt zu Arthas' purem Vergnügen getötet. Schließlich hätte der Prinz ihre Leiche in seinen dunklen Tempel gebracht und dort ihre Seele und ihren toten Leib verdorben und sie von einer heroischen Elfin in eine Botin des Bösen verwandelt … ein trauriges, klagendes Phantom, eine Banshee, die angeblich noch immer die Ruinen von Quel'Thalas durchstreifte.
Rhonin war bisher nicht in der Lage gewesen, diese Gerüchte auf ihren Wahrheitsgehalt hin zu überprüfen, doch er war sich sicher, dass sie mehr als nur ein Körnchen Wahrheit enthielten. Er betete, dass Vereesa diese Version niemals zu Ohren kommen würde.
So viele Tragödien … es war kein Wunder, dass Rhonin seine Sorgen nicht abstreifen konnte, wenn es um seine neue Familie ging.
Er seufzte. »Vielleicht werde ich mich besser fühlen, wenn sie erst einmal geboren sind. Ich bin wahrscheinlich nur nervös.«
»Womit du beweist, dass du ein fürsorglicher Vater sein wirst«, erwiderte Vereesa von ihrem Bett aus. »Außerdem stehen wir nicht alleine da. Jalia hilft sehr.«
Jalia war eine ältere Frau mit einem drallen, runden Bauch. Sie hatte sechs Kinder zur Welt gebracht und bei Dutzenden Geburten als Hebamme Beistand geleistet. Rhonin war sich sicher gewesen, dass eine Menschenfrau einer Elfin nicht helfen wollen würde – noch dazu einer Elfin, die einen Zauberer zum Gemahl hatte –, aber Jalia hatte nur einen Blick auf Vereesa geworfen, und ihre mütterlichen Instinkte waren durchgebrochen. Obwohl Rhonin sie gut für ihre Zeit entlohnte, hatte er den starken Verdacht, dass Jalia sich so oder so als Unterstützung angeboten hätte, so lieb hatte sie seine Frau gewonnen.
»Ich nehme an, du hast Recht«, begann er. »Ich habe mir nur …«
Eine Stimme – eine sehr vertraute Stimme – füllte plötzlich seinen Kopf aus. Eine Stimme, die ihm mit Gewissheit keine guten Nachrichten überbrachte.
Rhonin … ich brauche dich …
»Krasus?«, stieß der Magier hervor.
Vereesa setzte sich auf, und alle Freude war aus ihrem Gesicht verschwunden. »Krasus? Was ist mit ihm?«
Sie kannten beide den Meisterzauberer, ein Mitglied der Kirin Tor. Krasus war derjenige gewesen, der sie zusammengeführt hatte. Und er war auch derjenige gewesen, der ihnen damals nicht die volle Wahrheit über die Situation gesagt hatte, insbesondere, so weit es ihn selbst betraf. Erst unter dramatischen Umständen hatten sie entdeckt, dass er auch der Drache Korialstrasz war.
»Es … es ist Krasus«, war alles, was Rhonin in diesem Augenblick zu erwidern vermochte.
Rhonin … ich brauche dich …
Ich werde dir nicht helfen!
, antwortete der Magier sofort.
Ich habe meinen Teil getan! Du weißt, dass ich sie jetzt nicht allein lassen kann.
»Was will er?«, wollte Vereesa wissen. Wie Rhonin war auch ihr klar, dass Krasus nur dann mit ihnen Kontakt aufnahm, wenn sich irgendwo eine Krise anbahnte.
»Das ist doch gleichgültig. Er wird jedenfalls einen anderen finden müssen.«
Bevor du mich abweist, erlaube mir, es dir zu zeigen
, blieb die Stimme beharrlich.
Erlaube mir, es euch beiden zu zeigen …
Bevor Rhonin protestieren konnte, durchströmten Bilder seinen Geist. Er erlebte noch einmal Krasus' Erstaunen, als der Herr der Zeit mit ihm Kontakt aufnahm, erkannte den Schrecken des Drachenmagiers, als ihm die Verzweiflung des Aspekts bewusst geworden war. Alles, was Krasus erfahren hatte, wurde nun von dem Zauberer und seiner Frau geteilt.
Zuletzt überwältigte Krasus sie mit einem Bild jenes Ortes, von dem er glaubte, dass er der Ursprung von Nozdormus Not war: eine Region kalter, unwirtlicher, zerklüfteter Berge.
Kalimdor.
Die Vision hatte nur ein Sekunden gedauert, aber als sie vorbei war, ließ sie Rhonin vollkommen erschöpft zurück. Er hörte ein Keuchen vom Bett her. Als er sich umwandte, fand der Magier Vereesa auf das Daunenkissen zurückgesunken.
Er trat sofort eilig auf sie zu, aber sie hob eine Hand und wischte seine Sorgen mit einer lässigen Bewegung fort. »Es geht mir gut! Bin nur … etwas außer Atem. Gib mir einen Augenblick …«
Die Ewigkeit hätte Rhonin für sie gegeben, aber für einen anderen hatte er nicht einmal eine Sekunde übrig. Der Zauberer beschwor das Bild von Krasus in seinem Kopf und antwortete:
Such dir andere für deine Missionen! Diese Tage sind für mich endgültig vorbei! Ich muss mich
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