WoW 07 - KdA 2 - Die Dämonenseele
breiter.
Rhonin wollte sich zwar nicht ablenken lassen, sah dann aber doch hin.
Auch seine Augen weiteten sich. Er fluchte.
Drachen tauchten in dem plötzlich klaren Himmel auf. Hunderte von Drachen.
»Nein…« Rhonin starrte die fliegenden Gestalten an. An ihrer Spitze entdeckte er einen schwarzen, gewaltigen Drachen. Es war klar, wer das sein musste. Und damit war auch klar, an welchem Punkt der Geschichte sie sich befanden. In ein schlimmeres Ereignis hätten die Nachtelfen nicht geraten können.
»Nein«, flüsterte Rhonin. »Nicht jetzt… nicht jetzt…«
Zwanzig
Es gab nur wenige Dinge, die Archimonde erschüttern konnten. Normalerweise betrachtete er jede Situation mit dem ihm eigenen nüchternen und analytischen Verstand – egal, ob sie Nachtelfen, Magie oder Drachen betraf.
Doch jetzt war er erschüttert, denn er hatte nicht damit gerechnet, dass die Drachen in so großer Zahl erscheinen würden. Alles, was er über sie gelesen hatte, wies darauf hin, dass sie sich aus weltlichen Angelegenheiten heraushielten und sich von allem abkapselten. Er hatte wohl damit gerechnet, dass einige sich einmischen würden. Deshalb hatte er Verdammniswachen an strategisch günstigen Stellen im Nebel positioniert. Aber diese waren überfordert, denn es waren nicht nur ein paar Drachen erschienen, sondern… alle.
Der Dämonenkommandant riss sich zusammen. Sargeras ließ kein Versagen zu. Archimonde sandte seine Gedanken aus und befahl jeder Verdammniswache und jedem Eredar, sich auf die herannahenden Clans zu konzentrieren. Er war sicher, dass selbst Drachen nicht der Macht seiner Zauberer widerstehen konnten. Also wandte er seine Aufmerksamkeit wieder der Schlacht zu. Die Drachen überließ er den Nathrezim und den Hexenmeistern. Schließlich waren die Leviathane Geschöpfe dieser Welt und daher an ihre Gesetzmäßigkeiten gebunden. Auf die Legion traf das nicht zu. Sie bestand nicht aus weltlichen Wesen. Schon deshalb waren sie in diesem Krieg den Drachen überlegen. Und nichts würde ihren glorreichen Sieg mehr verhindern können.
Tyrandes Schwestern waren bis zu einigen Hügeln zurückgedrängt worden, auf denen ein paar tote Eichen standen. Der unerwartete Gegenangriff der Dämonen hatte die Nachtelfen völlig aus der Bahn geworfen. Die Schwestern versuchten zwar, die Kämpfer zu motivieren, aber ihnen fehlte es selbst an Hoffnung.
Die neue Hohepriesterin musste zu Fuß kämpfen, nachdem sich ihr Nachtsäbler todesmutig den Klingen entgegengeworfen hatte, die für seine Herrin bestimmt gewesen waren. Tyrande hatte die Dämonen getötet und widmete sich jetzt einer Schwester, die bei dem Angriff schwer verletzt worden war. Sie zog die blutüberströmte Frau auf die Äste eines Baumes und hoffte, dass sie dort kein Angreifer bemerken würde.
Aus dieser Höhe wirkte der Kampf hoffnungslos. Tyrande sah eine wahre Dämonenflut, die ihr Volk von allen Seiten bedrängte. Überall wurden Nachtelfen bestialisch ermordet.
»Elune, Mutter Mond«, murmelte sie. »Gibt es denn nichts, das du für deine Kinder tun kannst? Die Welt wird hier enden, wenn wir verlieren.«
Aber anscheinend hatte die Göttin alles gegeben, was sie zu geben bereit war, denn der Tod ließ nicht von den Nachtelfen ab. Tyrande kümmerte sich um ihre Schwester, fragte sich aber gleichzeitig, ob das überhaupt noch wichtig war.
Plötzlich überkam sie das seltsame Gefühl, beobachtet zu werden. Die Hohepriesterin unterbrach ihren Heilzauber. Sie blickte über ihre Schulter, war sicher, dass sie einen Schatten aus den Augenwinkeln gesehen hatte. Doch als sie genauer hinschaute, fand sie nur ein paar tote Bäume.
Sie wollte schon wieder zu ihrer Arbeit zurückkehren, als etwas ihre Aufmerksamkeit erregte. Tyrande blickte zum Himmel. Ihre Hoffnung kehrte zurück.
Drachen flogen über sie hinweg. Drachen aller Clans.
»Gepriesen sei Elune!«, stieß sie hervor.
Entschlossen und hoffnungsvoll wandte sie sich wieder ihrem Heilzauber zu. Mutter Mond hatte ihre Gebete also doch noch einmal erhört. Sie hatte den Nachtelfen eine Unterstützung geschickt, gegen die selbst die Brennende Legion machtlos war. Was musste man jetzt noch fürchten?
Die Drachen verteilten sich am Himmel, wie es Neltharion befohlen hatte. Unterschiedliche Farben fanden sich zusammen, um die Eigenheiten und Fähigkeiten der einzelnen Clans möglichst gleichmäßig aufzuteilen. Neben dem Erdwächter hielten sich Alexstrasza, Ysera, Malygos und die
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