WoW 09 - Thall-Drachendämmerung
bereits vermutete, dass Arygos ihn verriet, oder ob er einfach sicherstellen wollte, dass Thrall vor jedem geschützt war, der ihm aus welchen Gründen auch immer schaden wollte. Sicherlich gab es genügend Mitglieder im blauen Drachenschwarm, die Vorsicht walten ließen.
Ihre Hand wanderte zu der trügerisch einfachen Kette, die sie gefangen hielt. Die andere wanderte zu ihrem Bauch. Sie erinnerte sich an die Folter und ein tiefes Bedauern stieg in ihr auf. Sie ließ zu, dass es sie überkam, durchströmte, und atmete leise aus. Sie war noch nicht gebrochen. Sie würde auch jetzt nicht klein beigeben, egal, wie schrecklich der Gedanke war, sowohl Chromatus mit seinen vielen Köpfen als auch Todesschwinge selbst zu bekämpfen. Nicht, wenn es tatsächlich noch Hoffnung gab.
Wie ein Lied schlugen Flügel in der Nacht und der schwer beeindruckte Arygos kehrte zurück.
Der Vater des Zwielichts musterte den Drachen mit festem Blick, dann sagte er sehr leise: „Du tust, was du versprochen hast."
Und der große blaue Drache vor ihm erbebte.
***
„Erzählt mir etwas über dieses himmlische Ereignis", bat Thrall.
„Azeroth hat zwei Monde", begann Kalec. „Verschiedene Kulturen mögen unterschiedliche Namen für sie haben, aber gewöhnlich drehen sich diese Begriffe um das Thema Mutter und Kind, weil der weiße Mond viel größer ist als der blaue."
Thrall nickte. „Mein Volk nennt sie die Weiße Dame und das Blaue Kind", sagte er.
„Genau. Das Ereignis findet statt, wenn sie in perfekter Konjunktion zueinander stehen. Sie wird oft als Umarmung bezeichnet. Weil es scheint, als ob der weiße Mond, die Mutter, das blaue Kind hält. Es ist ein extrem seltenes Ereignis - einmal in vierhundertdreißig Jahren findet es statt. Ich habe es nie selbst erlebt."
„Also stimmt Ihr mit denen überein, die glauben, dass dies der richtige Weg ist?", fragte Thrall. „Dass dieses Ereignis die Macht des Aspekts bringen wird?"
„Die Legende besagt, dass die Monde in Konjunktion standen, als die Titanen die ersten Aspekte schufen", sagte Kalecgos. „Wenn es irgendeinen Zeitpunkt gibt, an dem unser Schwarm den Titel des Aspekts an einen normalen Drachen vergeben sollte, dann jetzt."
„Titel? Ihr glaubt nicht, dass irgendetwas Besonderes geschehen wird?"
Kalec seufzte und fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. „Noch so vieles ist unbekannt. Wir müssen einen Aspekt haben, Thrall, und wenn man das am besten tut, indem man Wahlzettel zählt und jemanden Aspekt nennt, dann soll es so sein."
Thrall nickte. „Es scheint... wie ein stilles Ende von einem großen Musikstück", meinte er und suchte nach Worten. „Ein Aspekt ist so ein mächtiges Wesen... und Ihr, die blauen Drachen, seid die Hüter der Magie, von so vielem, das so blendend und fantasievoll ist. Und der Schwarm soll einfach wählen..." Er beendete den Gedankengang nicht. Er musste es nicht.
Kalec erwiderte leise: „Ich hege keine besonderen Ambitionen auf den Titel, Thrall, aber ich sage Euch eins: Ich habe Angst um meinen Schwarm und die Welt, wenn Arygos der blaue Aspekt wird."
Thrall lächelte. „Nicht alle, die Anführer werden, sehnen sich nach der Macht, die damit verbunden ist", sagte er. „Ich tat es nicht. Aber ich brannte darauf, meinem Volk zu helfen. Es zu befreien. Eine Heimat zu finden, wo es hingehört. Es zu beschützen, damit unsere Kultur erblühen konnte."
Kalec blickte ihn abschätzend an. „Und das habt Ihr wahrlich getan. Selbst einige Mitglieder der Allianz sprechen gut von Euch. Man könnte sagen, dass Euer Volk Euch gerade jetzt mehr denn je braucht, mit der Welt in diesem Zustand. Und dennoch seid Ihr hier, als einfacher Schamane."
„Ich erhielt einen anderen Ruf", sagte Thrall. „Wie Ihr sagtet... die Welt braucht eher Hilfe als mein Volk. Ich ging, um meiner Welt zu helfen. Und durch eine sehr merkwürdige Wendung des Schicksals helfe ich meiner Welt, indem ich hier bin. In der Gesellschaft von blauen Drachen, die herausfinden wollen, wer ihr Aspekt werden soll. Das ist eine riesige Verantwortung, Kalec. Ich weiß zwar nicht viel, aber nach allem, was ich gesehen habe, glaube ich, dass Ihr die beste Wahl seid. Ich hoffe nur, der Rest Eures Schwarms sieht das ebenso."
„Ich würde sicher nicht Aspekt werden, wenn ich nicht müsste", sagte Kalec. „Auf eine Art bin ich mir nicht sicher, worauf ich hoffen soll: auf einen Aspekt, der nur dem Namen nach einer ist. Oder auf einen Aspekt mit all der Macht, die er haben sollte.
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