WoW 09 - Thall-Drachendämmerung
ihres Bruders hörte, glaubte sie, in einem weiteren Albtraum gelandet zu sein. Doch nicht zum ersten Mal entdeckte sie, dass die Realität schlimmer war als die Träume.
Sie richtete sich so weit auf, wie es die Kette um ihren Hals zuließ, hob den Kopf und sah, wie ihr Bruder Arygos sich vor dem Bastard verneigte, der sie alle angegriffen hatte. Ihre Fäuste ballten sich.
Er hob den Kopf und sein Blick fiel auf sie. „Kirygosa", sagte er. „Wie angenehm... und überraschend... dass du immer noch lebst."
„Wenn ich meine wahre Gestalt annehmen könnte, würde ich dir die Augen ausreißen", zischte sie.
„Nun, nun", unterbrach der Vater des Zwielichts spöttisch. „Ich hasse es, derartigen Zank zwischen Geschwistern zu sehen."
Kiry fletschte die Zähne. Es war Arygos, der sie verraten und in die Hände dieses... dieses... Wie hatte sie derart naiv sein können? Sie hatte ihren Bruder ihr ganzes Leben lang gekannt. Sie wusste, dass er ihren Vater verehrte. Und dennoch hatte sie ihm geholfen, als er in jener Nacht zu ihr gekommen war, von der Änderung in seinem Herzen berichtete und sie um Hilfe gebeten hatte.
„Komm mit mir", hatte er gesagt. „Du und ich... wir können einen Plan ersinnen. Ich liebe Vater, Kiry. Was auch immer er getan hat. Wir können einen Weg finden, diesen Krieg zu beenden, ohne ihn zu töten."
So viele waren damals bereits gestorben gewesen, darunter ihre eigene Mutter, Saragosa, die sich auf die Seite von Malygos gestellt hatte. Ihr Tod hatte sie alle getroffen, aber Kiry war eisern geblieben. Malygos musste aufgehalten werden.
„Denkst du das wirklich?", hatte Kiry gefragt. Sie hatte ihrem Bruder so gern glauben wollen.
„Das tue ich. Ich erkenne jetzt, dass du recht hattest. Ich habe bereits mit Kalec gesprochen und er erwartet uns. Lass uns aufbrechen. Wenn wir einen vielversprechenden Plan erarbeiten, wird uns vielleicht auch die Lebensbinderin anhören."
So war sie freiwillig mitgekommen, mit Hoffnung und Liebe im Herzen, mit der Zukunft in ihrem Körper. Und er hatte sie und ihre ungeborenen Kinder dem Vater des Zwielichts wie eine Trophäe ausgeliefert.
Worte kochten in ihrer Kehle hoch, drängten sie, sie auszusprechen: Was für eine Macht hat er dir gewährt? Welche Lügen hat er dir erzählt? Wusstest du, was er mir antun würde? Hast du auch nur einen Moment gezögert? Doch sie würde ihm diese Befriedigung nicht bereiten und so schluckte sie die bitteren Worte hinunter.
Nachdem er ihre Gegenwart zur Kenntnis genommen und sich versichert hatte, dass der Vater des Zwielichts immer noch glücklich mit seiner Gefangenen war, wandte sich Arygos seinem Meister zu.
„Wie laufen die Gespräche?", fragte der Vater des Zwielichts. „Je eher du herausfindest, was benötigt wird, desto besser für uns alle."
„Es ist... schwierig", gestand Arygos. „Keiner von uns weiß, wie wir fortfahren sollen. Niemals war so etwas je zuvor nötig."
Er klang seiner selbst unsicher - etwas, was Kirygosa noch nie in seiner Stimme gehört hatte. Er will Bestätigung, erkannte sie. Er will hören, dass er es gut gemacht hat, dass er dieses Monster befriedigt hat. Der Gedanke machte sie krank. Doch sie blieb stumm. Was sie herausgefunden hatte, konnte für Kalecgos wertvoll sein - wenn sie je eine Möglichkeit fand, sich zu befreien.
„Du hast mir versichert, dass du einen Weg finden würdest - und dass der Schwarm dich als neuen Aspekt wählen würde", sprach der Vater des Zwielichts. „Wie sonst willst du sie mir wie versprochen ausliefern?"
„Ich bin sicher, dass ich erwählt werde, es scheint zu funktionieren", sagte Arygos schnell.
Natürlich, dachte Kirygosa. Nachdem ihr Vater tot war, waren die blauen Drachen ohne Aspekt. Aber einen neuen wählen? Wie war so etwas möglich? Die Titanen hatten die Aspekte ernannt. Konnten niedere Wesen das auch tun?
„Wir brauchen dich. Unser Drache muss geweckt werden und er braucht eine Armee, wenn die Schwärme geschlagen werden sollen."
„Das werden sie, ich schwöre es!" Arygos' Stimme war voller Eifer. „Wir werden sie schlagen und die Welt vernichten. Alles wird verschwinden, wenn der Schattenhammer fällt!"
Eine Armee. Eine Armee, die aus ihrem eigenen Drachenschwarm bestand... Kirygosa schloss die Augen, kämpfte gegen die Tränen an. Arygos war genauso verloren wie sein Vater.
„Sie werden dir ausgeliefert. Chromatus soll leben." Seine Augen leuchteten in der Dunkelheit, sein Körper war gespannt vor Vorfreude.
Der Vater
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