WoW 09 - Thall-Drachendämmerung
ob der rote Drache geglaubt hatte, dass sie für seine Gefährtin gedacht war. Thrall hoffte es.
Der Orc nahm Alexstraszas Hand, legte die Eichel auf ihre Handfläche und schloss sanft ihre Finger darum.
„Ich habe Euch von Träumersruh in Feralas erzählt", sagte Thrall leise. „Von den Urtumen, die dort in Not waren. Aber ich habe Euch nicht gesagt, wie herrlich sie wirklich sind. Ich sagte Euch nichts von ihrer... Präsenz. Die einfache Macht von Alter und Weisheit, die sie durchströmte. Wie klein und ehrfürchtig ich mich fühlte, als ich von ihnen umgeben war."
„Ich... habe die Urtume gekannt", sagte Alexstrasza, ihre Stimme klang zaghaft. Sie hielt ihre Faust eine Sekunde lang fest um die Eichel geschlossen, dann öffnete sie sie.
Die Eichel bewegte sich in ihrer Hand. Die Bewegung war so schwach, dass Thrall zunächst dachte, sie würde nur über die Berge und Täler ihrer Hand rollen. Dann erschien ein kleiner Riss in dem hellbraunen Boden. Der Riss erweiterte sich und etwas kleines Grünes spross hervor, das nur einen Bruchteil eines Zentimeters lang war.
Alexstrasza stieß ein heulendes Keuchen aus. Ihre andere Hand flog zu ihrem Herzen, drückte sich fest auf die schlanke Brust, die sich plötzlich hob, einmal, zweimal, dreimal, begleitet von gequälten Schluchzern. Sie presste sie weiter an ihr Herz, als würde es schmerzen. Eine Sekunde lang war Thrall besorgt, ob das alles nicht zu viel war - dass es sie vielleicht tötete.
Und dann verstand er. Das Herz der Lebensbinderin hatte sich verschlossen - verschlossen vor dem Schmerz, den die Sorgen mit sich brachten. Vor der Qual, jemand wirklich Geliebten zu verlieren. Vor dem Schmerz des Mitleids.
Und nun platzte ihr Herz auf wie die Schale der Eichel, wie Eis während des Frühlingstauwetters.
„Ich bin die, die ich bin", flüsterte sie und starrte immer noch auf die keimende Eichel. „Egal, ob in Freude oder Schmerz. Ich bin die, die ich bin."
Ein weiterer Schluchzer folgte und dann noch einer. Tränen strömten aus ihren Augen, während sie um ihre verlorene Liebe trauerte. Schließlich weinte sie die heilenden Tränen, die in ihrem erschütterten Herzen gefangen gewesen waren.
Thrall legte einen Arm um ihre Schulter und sie lehnte sich an seine breite Brust. Sie, die einst gefoltert und von Orcs versklavt worden war, weinte hemmungslos an seiner Seite.
Ihre Tränen schienen endlos, wie es die Tränen der Lebensbinderin sein sollten. Es war mehr als der Verlust von Krasus, vermutete Thrall. Er spürte, dass sie um all die Dinge weinte, die gefallen waren. Die Unschuldigen und die Schuldigen. Um Malygos und Todesschwinge und um alle, die sie verletzt hatten. Um die korrumpierten Kinder, die niemals die Chance hatten, wirklich zu leben. Um die Toten und die Lebenden, um alle, die gelitten und den salzigen Geschmack ihres Schmerzes auf ihren Wangen geschmeckt hatten.
Sie kamen nun frei, ihr Weinen war so natürlich und rein wie das Atmen. Tränen rollten ihr Gesicht hinunter und fielen auf die Eichel, die sie hielt, und auf die Erde darunter, wo sie saß.
Als die erste Träne sanft zu Boden getropft war, begann eine Blume sich ihren Weg durch die Kruste der Erde zu bahnen.
Thrall sah ungläubig zu. Vor seinen Augen, zehntausend Mal schneller, als es hätte passieren sollen, beobachtete er, wie Pflanzen sprossen: Blumen aller Schattierungen, kleine Triebe, die zu Schösslingen wurden und zu dichtem grünem Gras. Er konnte sogar das Geräusch der wachsenden Dinge hören, ein lebendiges, freudiges Streben und Knistern.
Er erinnerte sich daran, wie hart die Druiden gearbeitet hatten, um das Leben an diesen Ort zurückzubringen. Ihre Bemühungen waren von Zeit zu Zeit erfolgreich, aber stets nur vorübergehend. Tief in seinem Innern wusste er, dass das neue blühende Leben, das er sah, mit der Zeit nicht schwinden würde. Nicht, wenn es aus den Tränen des neu erwachten Mitgefühls und der Liebe der Lebensbinderin geboren war.
Alexstrasza rührte sich neben ihm und zog sich sanft zurück. Er nahm den Arm von ihren Schultern. Sie atmete tief und zitternd ein und versuchte etwas unsicher, sich auf die Erde zu knien. Thrall half ihr nicht, er spürte, dass sie das nicht wollte. Sanft grub Alexstrasza in der neu ergrünten Erde, drückte die Eichel tief hinein und bedeckte sie ehrfürchtig. Sie erhob sich und sah ihn an.
„Ich bin... bestürzt", sagte sie leise. Ihre Stimme war immer noch belegt von Schmerz, aber darin lag auch eine Ruhe,
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