WoW 11 - Jenseits des Dunklen Portals
rührte sich nicht, als er zu Boden fiel.
»Ein Orc, noch lebendig«, berichtete einer der Männer. »Er hat ganz schön was am Kopf abbekommen, aber er wird es überstehen. Zumindest eine Weile.«
Turalyon nickte und entließ sie. Beide Männer salutierten, bevor sie ihre Pferde herumrissen und sich wieder in die Schlacht stürzten.
»Dann schauen wir mal, was wir hier haben«, bemerkte Danath. Er fesselte dem Orc die Hände und Füße mit einem dicken Seil. Dann schüttete er dem Monster Wasser über das Gesicht. Es wachte auf, verzog das Gesicht, furchte die Stirn und begann zu knurren, als es die Fesseln bemerkte.
»Warum greift ihr uns jetzt an?«, fragte Danath und beugte sich über den Orc. »Warum greift ihr Nethergarde an, obwohl ihr nicht in voller Stärke seid?«
»Ich gebe dir gleich Stärke«, brüllte der Orc-Krieger und kämpfte gegen die Fesseln an. Aber sie hielten.
»Ich glaube, du verstehst nicht richtig«, sagte Danath langsam, zog seinen Dolch und bewegte ihn direkt vor dem Gesicht des Orcs. »Ich habe dir eine Frage gestellt. Du solltest besser antworten. Warum greift ihr Nethergarde jetzt an? Warum wartet ihr nicht, bis der Rest der Horde eintrifft?«
Blut und Spucke trafen Danaths Züge. Er sprang überrascht zurück und wischte sich langsam über das Gesicht. »Ich habe keine Lust auf Spielchen«, knurrte er und beugte sich mit dem Dolch vor.
»Warte!«, befahl Turalyon. Er verabscheute Folter, und er vermutete, dass, selbst wenn er Danath erlaubte weiterzumachen, der Orc nichts sagen würde. Orcs waren fast unempfindlich gegen Schmerzen. Und die Wahrscheinlichkeit, dass er ohnmächtig wurde oder starb, war groß. »Es gibt vielleicht einen anderen Weg, das herauszufinden.«
Danath verharrte. Er spürte Allerias Blick auf sich. Sie war wütend und wollte die Kreatur verletzt sehen. Aber das würde nichts helfen.
Turalyon schloss die Augen und verlangsamte seinen Atem. Er griff nach dem stillen, tiefen Kraftreservoir in sich, dem Zentrum, wo, ganz gleich, was ihm durch den Kopf ging, Frieden herrschte. Er spürte ein Prickeln auf seiner Haut, als das Licht antwortete, ihm seine Kraft und seine unbeschreibliche Gnade lieh. Er hörte, wie seine Freunde nach Luft schnappten und der Gefangene einen erschreckten Schrei ausstieß.
Turalyon atmete tief ein. Er öffnete die Augen und sah das vertraute Leuchten über seinen Händen und Armen. Danath und Khadgar sahen ihn an, ihre Augen waren vor Schreck geweitet. Und der Orc war nur ein zusammengekrümmtes, wimmerndes Knäuel zu seinen Füßen.
Als Turalyon sprach, war seine Stimme völlig ruhig und kontrolliert. Es gab keinen Platz für Hass oder Wut. Nicht, wenn man völlig im Licht wandelte.
»Nun, beim Heiligen Licht, wirst du unsere Fragen wahrheitsgemäß beantworten«, intonierte Turalyon und legte dem Orc die Hand auf die Stirn. Plötzlich blitzte etwas auf. Er spürte, wie ein Funke übersprang. Der Orc schrie, und als Turalyon seine Hand entfernte, befand sich auf der Stirn der Grünhaut wie eingebrannt ein dunkler Abdruck. Der Orc zitterte und weinte. Turalyon hoffte, dass er ihn nicht unnötig verletzt hatte.
»Warum greift ihr jetzt an?«, fragte er erneut.
»Um... um euch abzulenken«, schluchzte der Orc. »Von den Diebstählen.« Zuerst hatte er hartnäckig geschwiegen, doch jetzt konnte der Orc gar nicht schnell genug reden. »Ner'zhul braucht etwas. Artefakte. Er befahl uns, die Allianz hier zu beschäftigen, damit sie nicht merkt, was vorgeht.«
Khadgar strich sich durch den Bart. Er hatte sich schneller als Danath erholt, der immer noch den jungen Paladin anstarrte. Turalyon blickte auf, um nach Alleria zu sehen, die ihn ebenfalls mit gespanntem Unglauben ansah. Als ihre Blicke sich trafen, wurde sie verlegen und schaute weg.
»Ein einfacher Plan, aber einfache Pläne sind oft die besten«, bemerkte Khadgar. »Obwohl, welche Artefakte? Und wozu braucht er etwas von unserer Welt und nicht von seiner eigenen?«
Der Orc schüttelte den Kopf und zitterte. »Er weiß es nicht«, sagte Turalyon. »Er würde es verraten, wenn er es wüsste.« Unter dem Einfluss des Lichts konnte der Orc nicht lügen.
Die Tore öffneten sich gerade so weit, dass zwei Elfen sich durchzwängen konnten, dann schlossen sie sich wieder. Turalyon sah auf. Seine Augen verengten sich, als er erkannte, dass sie völlig erschöpft waren. »Was gibt's Neues?«
»Sturmwind«, antwortete einer der Elfen. »Jemand ist in die königliche Bibliothek
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