WoW 11 - Jenseits des Dunklen Portals
versagst. Ich schlage vor, dass dir das nicht passiert, wenn du am Leben bleiben willst... nun, zumindest das, was du als Leben bezeichnest.«
Todesschwinge grinste süffisant. Dann begann er zu lachen, das Geräusch steigerte sich von normalem menschlichem Lachen zu etwas viel Dunklerem. Er warf den Kopf zurück und hob die Arme. Dadurch brandete Wind auf, der Blutschatten und die anderen vor die Felsen hinter ihnen wehte.
Was tat er da? Blutschatten fragte sich einen Moment lang, ob das Ganze nicht nur ein grausamer Scherz gewesen war, den Todesschwinge nun beenden wollte. Die Flammen der Lagerfeuer flackerten in der plötzlichen Böe und erschufen groteske, tanzende Schatten. Hinter dem lachenden Mann wuchs Todesschwinges eigener Schatten an. Er bewegte sich, als wäre er ein eigenständiges lebendes Wesen und änderte die Form, während er immer größer wurde. Schließlich breitete der Schatten die Schwingen aus und bedeckte so die Berge, alle anderen Drachen und die Umgebung.
Zum dritten Mal in dieser Nacht erbebte die Erde, und dieses Mal stürzten viele Orcs schwer. Spalten öffneten sich, siedender Dampf stieg auf, rot-orangefarbenes Magma in den Tiefen glühte wie die flüssigen Flammen in den Mäulern der Drachen.
Als der Schatten wuchs und Konturen annahm, verzerrte sich Todesschwinges menschlicher Körper. Seine Gestalt wurde undeutlich, als würde sie von den Schatten aufgesogen. Nur seine Augen blieben klar, wurden größer und standen schräger. Sie nahmen den rötlichen Schein der Flammen an, überstrahlten aber schon bald die kleinen Feuer.
Der Schatten wuchs immer noch, so wie der schwindende Körper, der ihn warf. Er schien seine eigene Substanz zu besitzen und entfernte sich von den Felsen. Er wurde größer und dicker und glich sich schnell den Schatten an. Schließlich verwandelte er sich in einen schwarzen Drachen, nein... in
den
schwarzen Drachen. Der mächtige, gefährliche Vater der schwarzen Sippe.
Blutschatten hatte erwartet, dass Todesschwinge sich in den perfektesten Vertreter seiner Rasse verwandeln würde. Aber als die Form der Echse deutlicher wurde, erkannte er, dass Todesschwinge die dunkle Schönheit seiner Kinder fehlte. Riesige Plattenpanzer aus glühendem Metall liefen den Rücken des Drachen entlang, vom Schwanz bis zu dem langen, schmalen Kopf. Unter ihnen erkannte Blutschatten rote, goldene und weiße Flecken in Strahlenform, als ob geschmolzenes Feuer... irgendwie durchbrechen würde. Es wirkte so, als hielten die metallenen Platten, die auf Todesschwinges Rücken befestigt waren, ihn körperlich erst zusammen.
Und plötzlich erkannte Blutschatten, warum Todesschwinge so bedacht auf das Aussehen seines menschlichen Körpers war. Seine Drachengestalt war... fehlerhaft!
Rote Augen glühten aus dem Reptiliengesicht. Todesschwinge streckte seine Flügel aus, und die große, ledrige Oberfläche war so finster wie der sternlose Himmel und so runzelig wie ein altes Weib. Die Kraft loderte in dem Drachen wie die Hitze eines tobenden Feuers.
»Kommt, kleine Todesritter, wenn ihr euch traut«, befahl Todesschwinge. Seine Stimme war jetzt ein tiefes Dröhnen. Er senkte den Kopf fast bis zum Boden, und Blutschatten stellte fest, dass er einen Moment lang bewegungsunfähig war, bevor er seinen Körper zum Gehorsam zwang. Zitternd kletterte er auf den Drachen, wo dessen Hals auf den gepanzerten Rücken traf. Glücklicherweise boten die unnatürlichen Metallplatten festen Halt. Die anderen taten es ihm nach, und bald schon saß Blutschattens Gruppe auf den Drachen.
Ohne vorherige Warnung startete Todesschwinge mit kräftigem Schwung in die Luft und schlug mit den Flügeln. Reine Muskelkraft beförderte sie in den Himmel. Blutschatten hielt sich gut fest, als der Boden unter ihm verschwand, und dann schnellten sie empor. Die Luft trug sie, als wäre der Drache so leicht wie ein Strohhalm. Sabellian und seine Begleiter trennten sich vom Rest und verschwanden in der Nacht.
Todesschwinge flog eine Kurve, dabei hing sein Flügel so tief, dass Blutschatten glaubte, er könnte über den Boden streifen. Dann drehten sie ab in Richtung Alterac.
Aiden Perenolde, König von Alterac und Gefangener in seinem eigenen Palast, schreckte aus dem Schlaf auf. Er hatte geträumt und erinnerte sich in vagen Bildern an etwas Großes, Schwarzes und Reptilienähnliches, das über ihm schwebte und... lachte?
Vielleicht, überlegte er bitter, war das eine Metapher für sein Schicksal.
Er rieb
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