WoW 12 - Die Nacht des Drachen
Ihre ganze Existenz war nur ein Zaubertrick!« Er richtete das Schwert erneut auf Krasus, wollte es aber nicht einsetzen. »Sein Trick! Anveena war kein Mensch, sie war nicht einmal sterblich! Sie war die Essenz des
Sonnenbrunnens
der Hochelfen. Ihre Quelle der Macht! Sie bestand aus purer Magie, die derart gut manipuliert war, dass sie selber glaubte, sie würde atmen, ein Herz besitzen...«
Iridi wusste nur sehr wenig vom Sonnenbrunnen, obwohl sie schon davon gehört hatte. Er war die Quelle enormer Magie, die zerstört worden war, so viel wusste die Priesterin. Gerüchten zufolge sollte er angeblich erneuert worden sein... und dieses Gerücht schien zuzutreffen. Doch dahinter steckte weitaus mehr an Bedeutung, als sie sich vorstellen konnte.
»Der Wille der Welt formt uns alle«, murmelte Iridi, um Kalec zu beruhigen. Ihm war dieses Wesen offensichtlich sehr wichtig gewesen. »Und durch Missgeschicke werden wir nur stärker.«
Seine blauen Augen wurden sanfter. »Ihr hättet sie gemocht, Draenei... und sie Euch ebenfalls.«
Iridi verneigte sich.
»Ich weiß, warum
er
hierhergekommen ist«, fuhr Kalec fort und bezog sich dabei auf Krasus, »aber was macht Ihr hier?«
Der Magier schaute sie ebenfalls an. »Darüber haben wir noch gar nicht gesprochen, oder? Nach was sucht Ihr in Grim Batol, Iridi?«
Sie sah keinen Grund, die Wahrheit zu verschweigen. Besonders, weil sie immer mehr eine Verbindung zwischen dem, was ihnen zugestoßen war, und dem Ziel ihrer Suche sah. Sie mochten ihr vielleicht nicht glauben, doch sie würde ihnen alles sagen, was sie wusste.
»Ich bin auf der Suche nach... Ich suche nach einem Netherdrachen«, antwortete die Draenei.
Es geschah sehr selten, dass Krasus erstaunt war oder vor etwas erschrak, wie er jetzt erkennen ließ, auch wenn er nur eine Augenbraue anhob. Iridi wunderte sich nicht, dass Kalec sie mit offenem Mund anstarrte.
»Sie ist hinter einem Netherdrachen her... in Azeroth!«, stieß Kalec hervor. »Aber es gibt keine Netherdrachen in Azeroth! Diejenigen, die hierher wechseln wollten, wurden von meinem Schwarm am Portal zur Scherbenwelt vernichtet! Und seitdem kommt nichts mehr durch, das wir nicht von unserem Refugium aus spüren würden...«
Die Priesterin schüttelte den Kopf. »Einer überlebte diese schicksalhafte Durchquerung. Ich spürte seine Gegenwart, traf dort aber etwas zu spät ein. Eine vermummte Gestalt, die Euch ähnlich sah, Krasus, fand ihn zuerst. Diese Gestalt wurde von monsterartigen Dienern begleitet. Sie hatten eine Chrysalun-Kammer dabei...«
»Eine Chrysalun-Kammer!« Krasus sah zu Kalec, der nickte. Sie wussten beide, was das für ein Artefakt war und wozu es diente.
»Sie benutzten dieselbe Magie, um sich vor dem Netherdrachen abzuschirmen und um die Kammer zu verstecken. Deshalb ist keinem etwas Merkwürdiges in der Nähe des Portals aufgefallen.« Iridi sah im Geiste die vage Vision – die tragische Vision.
»Kein Blutelf hat genügend Macht, um sich vor meinem Volk abzuschirmen!«, erklärte Kalec. Er öffnete die Hand, und das Schwert verschwand. Doch der Draenei war klar, dass Kalecs Waffe mehr Manifestation seiner Kraft war als ein echter Gegenstand, so wie ihr Stab. »Keiner.«
»Es sei denn, er hätte eine andere Quelle zur Verfügung gehabt«, meinte Krasus und sah Iridi an. Er hatte ein wenig von alldem begriffen. Iridi war beeindruckt.
»Es gab eine Quelle.« Die Draenei streckte die Hand aus und rief den Stab. Als der große Kristall zu leuchten begann, spürte Iridi einen leichten Anflug von Bedauern, obwohl sie gelernt hatte, ihre Gefühle unter Kontrolle zu halten.
Kalec streckte seine Hand dem Kristall entgegen. Dabei versuchte der blaue Drache zu verstehen, wie er arbeitete. »Der Stab ist nicht... der Stab ist nicht aus Azeroth... Ich kenne... kenne seine Herkunft... er stammt... von den Kreaturen, die man Naaru nennt...«
»Er stammt von den Naaru«, stimmte sie ihm zu. »Ich besitze einen davon. Ein Freund... ein guter Freund hatte den anderen. Beide Stäbe waren besondere Geschenke, die wir nach Azeroth mitgebracht haben, um sie für das Gute einzusetzen...«
»Was ist mit dem anderen geschehen?«, fragte Krasus in einem Tonfall, der darauf hindeutete, dass er bereits einen Verdacht hegte.
»Er wurde meinem Freund geraubt«, antwortete Iridi ruhig. »Nachdem der getötet worden war. Sein Leichnam tat dies...«
»Und das ist also«, murmelte der Drachenmagier, »die Quelle der Macht, womit man die
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