WoW 12 - Die Nacht des Drachen
haben. Doch sie konnte an nichts anderes denken. Körper und Geist waren noch erschlagen von dem Kampf. Und hätte er sie nicht weiterhin festgehalten, vermutete Iridi, wäre sie umgefallen.
»Ich bin ein blauer Drache«, antwortete er. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht und erhellte es. Doch dann sah er zur Seite, und düstere Erinnerungen verfinsterten das Lächeln.
Der finstere Blick galt zumindest teilweise der Gestalt, die zu ihnen trat.
»Wundersamerweise kamst du genau in der Stunde der Not«, sagte der Drachenmagier zu seinem jüngeren Gegenüber. »Aber noch erstaunlicher ist, von welch vertrauter Gestalt du bist.« Er neigte den Kopf. »Ich grüße dich, Kalecgos.«
»Krasus...« Zurückhaltung lag in der Stimme des blauhaarigen Kämpfers. »Ich dachte mir schon, dass du es bist, konnte es aber zunächst nicht glauben.«
»Das Schicksal hat dafür gesorgt, dass sich unsere Pfade erneut kreuzen.«
»Das Schicksal? Wohl eher mein Herr Malygos. Er schickte mich hierher... und hatte wahrscheinlich gespürt, dass auch du hier bist.« Er zuckte mit den Achseln. »Aber es scheint wirklich zu stimmen, dass es uns bestimmt war, uns wieder zu treffen.«
Krasus ging näher an sein Gegenüber heran. »Kalecgos! Du weißt doch, dass ich nur das Beste für Anveena...«
»Ihr dürft mich Kalec nennen«, sagte der Jüngere an Iridi gewandt, während er mit voller Absicht Krasus ignorierte. »In dieser Gestalt bevorzuge ich diesen Namen.«
»Kalec... Ich heiße Iridi.«
»Könnt Ihr jetzt auf eigenen Beinen stehen, Iridi?« Als sie nickte, ließ Kalec sie vorsichtig los. »Gut.«
Krasus wollte die Unterhaltung erneut unterbrechen. »Kalecgos – Kalec – es ist schön, dich zu sehen...«
»Das finde ich nicht«, zischte der andere. »Aber ich konnte ja nicht tatenlos zusehen, wie du den anderen zur Beute fällst. Und was auch immer sie genau waren...«, er schaute hinter sich, hege ich doch keine Zweifel, woher sie kamen.«
»Ja, junger Mann, sie kamen von Grim Batol.«
»Dann muss ich auch dorthin.« Kalec breitete die Arme aus, und Iridi erkannte an seinem Gesichtsausdruck, dass er sich verwandeln wollte.
Doch Krasus packte den Kämpfer am Arm, was eine gefährliche Sache war, wenn man Kalecs finsteren Blick bedachte.
»Es wäre nicht klug, allein zu gehen«, warnte der Drachenmagier.
»Immer noch besser, als sich auf dich zu verlassen!« Er stand ganz nah vor Krasus, Gesicht an Gesicht. »Du hast ihr Frieden gegeben, und dann hast du zugelassen, dass er ihr wieder genommen wurde! Du hast sie eine Lüge leben lassen und wusstet doch nur zu gut, dass alles in einer Tragödie enden würde!«
»Aber das stimmt doch nicht, Kalec. Du weißt, was sie tun musste... was sie
tat.
Anveenas Bestimmung stand bereits fest...«
»Erwähne ja nicht noch einmal ihren Namen!« Kalec hob eine Hand, und plötzlich erschien ein leuchtendes Schwert darin. Die Klinge wirkte scharf genug, um selbst die Luft damit zu zerteilen. Und der Griff passte perfekt dazu.
Kalec richtete die Spitze auf Krasus. Sie schwebte nur wenige Zentimeter über dessen Brust.
Gelassen sah Krasus von der Klinge zu ihrem Träger. »Ich weiß, wie viel sie dir bedeutet hat, und ich betrauere ihren Tod... doch Anveena ist immer noch bei dir. Das solltest du eigentlich spüren, junger Mann.«
Iridi verhielt sich ganz still. Ihr wäre es lieber gewesen, der Streit wäre ihnen erspart geblieben. Besonders so kurz nach dem Kampf. Doch dieser Konflikt schwelte wohl schon seit langer Zeit, und sie konnte nichts dagegen tun.
Kalec atmete aus. Viel von seiner Wut verschwand und hinterließ Resignation. »Genau das hat sie gesagt, bevor sie sich selbst opferte. Sie war zugleich traurig und glücklich. Traurig, den Hain zu verlassen... und uns... aber glücklich, dass sie zurückgeben konnte, was andere am meisten brauchten.«
Krasus fiel ein, dass Iridi noch anwesend war und erklärte ruhig: »Anveena war ein junges Mädchen, völlig ohne Arglist. Sie sorgte sich stets um andere. Sie und Kalec trafen sich durch Zufall, nachdem ich mich sehr bemüht hatte, sie vor den Augen des Lichkönigs und seiner Schergen zu verbergen, besonders vor Dar'kahn.«
Die Draenei erinnerte sich an die blonde Menschenfrau in den Gedanken des Drachenmagiers. Sie musste es sein. »Sie gab ihr Leben, um andere zu retten. Ein edles Schicksal...«
Aus irgendeinem Grund lachte Kalec zynisch auf. »Ihr versteht nicht, Draenei! Anveena konnte niemals wirklich ihr Leben geben!
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