WoW 12 - Die Nacht des Drachen
muss...
Plötzlich drang ein Brüllen durch die Höhle. Das »Kind« war wieder hungrig. Die Lady hatte – ohne Vorwarnung oder vorheriges Gespräch – die Fütterung ausgesetzt und wollte plötzlich andere Gesichtspunkte des Wachstums studieren. Dennoch waren sie sich einig gewesen, es am nächsten Abend gut zu füttern. Zendarin hatte sogar eingewilligt, etwas Macht aus dem Stab abzugeben, um zu beobachten, wie das die Entwicklung ihrer Kreatur förderte.
Nur noch ein wenig länger... Ich kann sie noch ein wenig länger ertragen,
entschied er.
Doch dann... dann werde ich mit ihr abschließen und auch mit dir, liebe Cousine. Dann werde ich nicht nur die Früchte meiner Arbeit hier ernten, sondern auch meine Pläne mit deinen Bälgern umsetzen...
Der Blutelf grinste und war jetzt selbst voller Gier. Bald, sehr bald würde er Zugriff auf Energien im Überfluss haben, sodass er nie wieder eine Niederlage erleiden musste.
Bald... würde er seinen Machthunger nach Herzenslust stillen können.
KAPITEL NEUN
Während sie ihrem Ziel näher kamen, erfuhr Iridi mehr von Kalec und der Geschichte Anveenas. Der junge blaue Drache – der wie Krasus seine halbelfische Gestalt behielt, um weniger aufzufallen – schien begierig zu sein, sie ihr zu erzählen. Iridi wusste, dass das wohl auch mit ihren Ansichten und ihrem Beruf zusammenhing. Außerdem wollte er den älteren Drachen sicher mit seinen Worten verletzen.
»Sie war die unschuldigste Seele – ja,
Seele –
die man sich nur vorstellen kann«, sagte Kalec wehmütig. »Keine Arglist, keine Verstellung. Sie war immer sie selbst... auch wenn das in Wirklichkeit gar nicht stimmte.« Sein Blick glitt zu Krasus hinüber, der ein paar Schritte vor ihnen ging. Der ältere Mann hatte geschwiegen, seit sie sich in Bewegung gesetzt hatten. Ob dies damit zusammenhing, dass er sich auf einen Schutzzauber konzentrierte oder weil er der Bitterkeit seines Begleiters nichts entgegenzusetzen hatte, wusste die Draenei nicht.
Kalec berichtete von seinem ersten Zusammentreffen mit Anveena. Sie wäre damals beinahe von Drachenjägern – angeführt von dem rachsüchtigen Zwerg Harkyn Grimstone und bezahlt von dem verkleideten Dar'Khan – gefangen und getötet worden. Dar'Khan war zum Teil für die Zerstörung des ursprünglichen Sonnenbrunnens verantwortlich gewesen. Er hatte beabsichtigt, sich dessen Macht Untertan zu machen. Was er zu der Zeit nicht gewusst hatte, war, dass sein Herr Arthas dem Brunnen die Kräfte nicht völlig entzogen hatte. Eine Menge Energie war freigesetzt worden, die sich nach einiger Zeit erneut sammelte.
Doch schließlich hatte Dar'Khan diese neue Ansammlung gespürt und eine Gruppe der Geißel dorthin geführt. Nur hatte niemand erkannt, dass Anveena der Schlüssel dazu gewesen war.
Eine kleine Kreatur – eine merkwürdige Mischung aus Drache und fliegender Schlange – war in der Nähe ausgeschlüpft. Sie hatte sich sofort mit Anveena angefreundet. Das Mädchen hatte sie, in ihrer typischen Art, Raac genannt, nach dem Geräusch, das die Kreatur immer machte.
Obwohl er sich nicht umsah oder langsamer wurde, unterbrach ihn Krasus. »Ah, Raac. Fliegt er noch?«
»Er verschwand, kurz nachdem Anveena fort war. Ich hatte angenommen, dass er dir berichten wollte, dass deine Sorgen ein Ende haben könnten.«
Jetzt schaute Krasus auf. Sein Gesichtsausdruck blieb neutral, doch Iridi spürte, dass er mehr fühlte, als er zugab. »Ich will für alles Leben auf Azeroth nur das Beste, Kalec... und Raac ist nicht zu mir zurückgekommen.«
»Hmmpf! Das kleine Wesen hat mehr Verstand, als ich gedacht hatte.«
»Raac gehörte mir nicht mehr. Er wollte bei Anveena bleiben.«
Der jüngere Drache blickte finster. »Da war er nicht der Einzige.«
»Was geschah, nachdem Raac geschlüpft war?«, unterbrach ihn die Priesterin, die befürchtete, dass der Streit eskalieren könnte. Gerade jetzt konnten sie keinen Ärger gebrauchen.
Kalec erzählte ihr eine Geschichte über Abenteuer, Tragödie und Hoffnung. Mit einem anderen blauen Drachen – einem weiblichen namens Tyri – waren sie losgezogen, um den Zauberer Borel zu suchen. Ihre Suche hatte sie nach Tarrens Mühle geführt, wo sie nicht nur den ehemaligen Paladin Jorad Knüpp getroffen hatten – der ebenfalls von Borel beeinflusst war –, sondern auch Dar'Khan und die Geißel. Nach einem Kampf, in dessen Verlauf Tyri offensichtlich Dar'Khan zu Asche verbrannt hatte, brachen die drei mit Jorad zum
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