WoW 12 - Die Nacht des Drachen
mit einer mächtigen Waffe... Jemand viel Bedrohlicheres, als dieser Bronzebartabschaum.«
Sie wandte ihm ihre verbrannte Gesichtshälfte zu. »Und warum sollte mich das interessieren?«
»Ihr sagtet, dass
er
nahe sei, derjenige, den Ihr hier haben wolltet! Bedeutet das nicht, dass er schon hier ist?«
Die schwarzgekleidete Frau lachte. Es war ein grausiger Anblick. »Glaubst du, dass er so etwas nicht eleganter erledigen würde? Mein lieber Zendarin, wenn er kommt, wird das in einer deutlich geschickteren, wenngleich mächtigeren Art und Weise geschehen, als dies hier.«
»Dann...« Er unterbrach sich, als sie hinter ihn trat, um die tote Drachenbrut zu untersuchen. Ihre schmale, elegante Hand fuhr den Leichnam entlang und verweilte am längsten an der Kehle. Sie lächelte, als sie die Arbeit würdigte.
»Das war die Tat eines geübten Kriegers«, meinte die Frau in Schwarz. Ihre Hand leuchtete plötzlich rot. Sie fuhr damit erneut über die Kehle. »Er hat den verwundbarsten Punkt mit Leichtigkeit entdeckt.«
»Was tut Ihr da?«
»Ein wenig von der Wahrheit herausfinden«, antwortete sie und richtete sich wieder auf. Als das Leuchten verging, streckte Zendarins Begleiterin die Hand nach ihm aus. »Und die Wahrheit ist näher, als du ahnst...«
Zendarin mochte keine Rätsel, es sei denn, er stellte sie selbst. »Wenn Ihr etwas wisst, dann spuckt es aus!«
Ihr Blick schüchterte den Blutelf augenblicklich ein. »Bedenke gut, in welchem Tonfall du mit mir sprichst! Du darfst dir einigen Ungehorsam leisten, doch auch meine große Geduld
hat
ihre Grenzen.«
Zendarin erwiderte klugerweise nichts. Er neigte nur respektvoll den Kopf.
»So ist es besser.« Sie gestikulierte in Richtung der Kadaver.
Ein Feuerball entstand in ihrer Handfläche. Er teilte sich in zwei auf und flog auf die Körper zu. Die beiden kleineren Feuerbälle trafen auf die Leichen und verbrannten sie binnen Sekunden zu Asche.
Die Frau in Schwarz atmete durch die Nasenflügel ein, ihr Gesichtsausdruck zeigte größte Zufriedenheit. »Ah, was für ein herrlicher Duft, findest du nicht?«
»Habt Ihr eine Antwort für mich?«, erinnerte sie der Blutelf.
Mit der anderen Hand ließ sie die Asche verschwinden, die aus der Kammer flog, um sich irgendwo in den ungenutzten Tiefen von Grim Batol abzusetzen. Nur ein kleiner Gegenstand blieb zurück... eine Pfeilspitze.
»Hebe sie auf.« Nachdem er gehorcht hatte, fragte sie: »Kommt sie dir bekannt vor?«
Der Blutelf lächelte höhnisch. »Sie stammt von den Hochelfen!«
»Ja, aber das ist noch nicht alles. Ich erkenne es. Das solltest du auch.«
»Tue ich...« Er drehte die Pfeilspitze um und studierte die Machart. Das Material wirkte nicht wie einfacher Stein, sondern glich einer weißen
Perle.
Tatsächlich war es viel wertvoller und hatte sich deutlich effektiver in das Ziel gebohrt als jeder Pfeil eines Sterblichen. »Das ist eine thalassianische Arbeit. Hier ist das Zeichen des Waldläufergenerals von Silbermond. Kein Blutelf hat die Wachen getötet, also war... ein überlebender Waldläufer hier...«
»Die Unterschiede zwischen den aussterbenden Elfenarten sind nicht von Belang.« Die entstellte Frau beobachtete ihn genau. »Ich glaube, du weißt sehr genau,
wer
dafür verantwortlich ist. Interessant.
Sehr
interessant...«
»Bedeutungslos«, krächzte er und warf die Pfeilspitze von sich, als hätte er sich die Finger daran verbrannt. »Und es wird bedeutungslos bleiben. Dafür werde ich sorgen...«
»Das wäre auch besser für dich. Es darf nichts – absolut nichts – geben, das uns stört.« Sie sah dem Blutelf in die Augen. »So wertvoll bist du nicht für mich.«
Damit wandte sie sich von ihm ab und beobachtete wieder das Ei. Zendarin war wütend, weil er wie ein gemeiner Skardyn behandelt worden war. Doch er verbarg die Wut unter einer Maske der Gleichgültigkeit. Außerdem gab es da noch jemand anderen, gegen den sich sein Zorn richtete.
Völlig ungestüm war sie ihm gefolgt, statt geduldig darauf zu warten, dass er sich ihrer Wunderkinder annahm. So war Vereesa eben. Davon zeugte ihre Liaison mit dem Zauberer ebenso wie die Geburt dieser beiden Bastarde, die sich als sehr mächtig erweisen mochten.
Umso besser, liebe Cousine,
dachte Zendarin, als er durch die Höhle der Lady schritt.
Vielleicht hast du mir einen anderen Pfad der Magie gewiesen als den, den ich erfleht habe, einen weniger gefährlichen, mit mehr persönlichem Potenzial – wo man niemandem dienen
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