WoW 12 - Die Nacht des Drachen
stammten.
Dem Netherdrachen galt immer noch ihr Hauptinteresse. Sie versuchte sogar, den anderen Stab aus ihren Gedanken zu bannen. Sie hatte Angst, dass Rachegelüste ihre klare Sicht auf die Dinge beeinträchtigen könnten. Doch Iridi wusste jetzt, dass sie einen Fehler begangen hatte. Dass sie sich nur von der Tatsache ablenken wollte, welch großer Gefahr sie entgegentreten musste... und wie sinnlos ihre Suche vielleicht war.
Doch bevor die Gruppe losgezogen war, hatte ihr Vereesa drei Dinge versprochen. Eins davon war, dass sie den Netherdrachen finden würden. Ob sie ihn befreien konnten oder vernichten mussten war eine Frage, die erst beantwortet werden konnte, wenn es so weit war.
»Er darf niemand anderen bedrohen«, hatte die Waldläuferin gesagt. »Außerdem darf er auch nicht für die finsteren Pläne der Frau in Schwarz verwendet werden. Wir werden ihn befreien, falls dies möglich ist. Aber wir werden dieses Böse vernichten, das für die beiden Missgeburten, die Ihr beschrieben habt, verantwortlich ist.«
Die zweite der drei Versprechungen betraf den Blutelf. In diesem Punkt war Vereesa eisern gewesen. »Zendarin gehört mir. Wenn Ihr den Stab zurückhaben wollt, dann sei es so. Doch mein Vetter gehört
mir.«
Das dritte und wichtigste Versprechen war gewesen, Krasus und Kalec zu
finden.
Es ging nicht nur darum, die Leben der beiden Drachen zu retten. Viel wichtiger war, dass die beiden, besonders der alte Rote, ihnen die größten Erfolgsaussichten und Überlebenschancen boten.
Denn die Chancen standen nicht gut. Rom ging dennoch vom Besten aus. »Das ist auch nicht schwieriger, als Grim Batol im Krieg einzunehmen! Jedenfalls sind drei Leute keine Armee von Orcs...«
»Nein, aber da sind noch die Skardyns, die Drachenbrut und die Drakoniden«, sagte seine Stellvertreterin Grenda pragmatisch, wie immer.
Doch das hatte sie auch nicht mehr abgeschreckt. Alle Zwerge, die unter Rom dienten, würden, wenn nötig, ihr Leben riskieren.
Grim Batol war noch genauso düster wie Vereesa es in Erinnerung hatte. Mit einem Schaudern wünschte sie sich, Rhonin wäre hier. Doch er war der Einzige von ihnen, der sich um die Kinder kümmern konnte. Jalia passte derzeit auf sie auf. Sie war eine stämmige Hebamme, die selber sechs Kinder hatte, und für die Zwillinge war sie wie eine Großmutter und zweite Mutter in einer Person. Dennoch wusste Jalia nicht, wie man die beiden schützen musste.
Ich bete darum, dass wir uns irgendwann wiedersehen werden,
dachte Vereesa. Doch wenn nicht, würde sie alles nur Mögliche tun, damit ihr Vetter ihrer Familie nicht schaden konnte.
Zu viele Mitglieder ihrer Familie waren in den vergangenen Kriegen getötet worden. Eine ihrer Schwestern, Sylvanas, hatte sogar ein noch schlimmeres Schicksal erlitten. Und als wäre das noch nicht schrecklich genug, war es zum Aufstieg der Blutelfen gekommen. So viele ihres Volkes hatten sich von den alten Traditionen abgewandt und waren dem dunklen Pfad verfallen. Der Magieentzug, den sie nach der Zerstörung des Sonnenbrunnens erlitten hatten, war zu furchtbar für sie gewesen.
Vereesa erinnerte sich an ihre eigenen Entzugserscheinungen, und sie fragte sich, ob sie der Verlockung dieses düsteren Wegs auch erlegen wäre, hätte Rhonin ihr nicht geholfen.
Viel später, als der Drang immer wieder einmal aufgebrandet war, hatten die Zwillinge ihr allein durch ihre Anwesenheit geholfen, weil sie geliebt werden wollten.
Sie hatte Zendarin gut gekannt, als sie beide noch jünger gewesen waren. Er hatte schon immer großen Ehrgeiz besessen. Doch damals war dieses Engagement ehrlich gewesen. Er wollte in seinem Volk aufsteigen, egal, wie schwer es auch war, seine Kaste hinter sich zu lassen. Als jemand, der auch nicht in die reglementierte Gesellschaft der Hochelfen gepasst hatte, konnte Vereesa dieses Bestreben sogar verstehen.
Doch dann war er ein Blutelf geworden, und seitdem galt all sein Verlangen nur noch einem Ziel: immer mehr Magie anzusammeln, um seinen unstillbaren Hunger zu befriedigen und ihm die Macht zu verleihen, sie anderen wegzunehmen.
Vereesa hatte ein wenig über seine verurteilenswerten Taten gehört, es aber nicht als ihr Problem aufgefasst. Als Blutelf war er ein Teil der Horde, und die Allianz bekämpfte die Horde. Sie hatte erwartet, dass er sich früher oder später übernehmen und ein Zauberer oder Paladin seinem Leben ein Ende bereiten würde.
Doch dann hatte Zendarin ihre Kinder als sein nächstes Opfer
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