WoW 12 - Die Nacht des Drachen
einzusetzen.
Sie waren verloren, dessen war sich die Hochelfe sicher. Sie sah Grenda an, deren Gesicht so mutlos wie ihr eigenes wirkte. Rask hatte recht. Ihnen blieben nur zwei Möglichkeiten.
Doch wo Leben war, war Hoffnung...
»Legt eure Waffen ab«, befahl Grenda den anderen. Keiner der Zwerge widersprach.
Vereesa legte ihr eigenes Schwert nieder. Sie betete darum, dass sie sich nicht leichtfertig in einen schrecklichen Tod gefügt hatten.
Nachdem die Gruppe kapituliert hatte, fielen die steinernen Wächter in sich zusammen. Ihre Körper wurden flüssig und strömten in die Risse zurück, aus denen sie gekommen waren.
An ihre Stelle traten Skardyns und die Drachenbrut. Einige der Schuppenzwerge schnappten sich die Waffen ihrer weitläufigen Verwandten, dabei zischten sie und knirschten mit den Zähnen, als hätten sie quälenden Hunger.
Einer wollte Vereesas Schwert aufheben, doch Rask stoppte ihn.
»Das gehört mir«, erklärte der Drakonide. Er nahm Rhonins Waffe an sich. »Gute Balance...« Den anderen Wachen befahl er: »In die unteren Gruben. Die Herrin befiehlt...«
Sie hatten in die Tiefen von Grim Batol eindringen wollen, und jetzt wurde ihnen dieser Wunsch erfüllt. Allerdings anders, als geplant. Vereesa fluchte und bewunderte die Macht dieser geheimnisvollen Herrin, von der der Drakonide gesprochen hatte.
Das Erscheinen der Steinmonster bestärkte sie in dem Glauben, dass ein schwarzer Drache dahinterstecken musste. War es Onyxia, Todesschwinges Tochter? Sicherlich nicht. Rhonin hatte einmal erwähnt, dass sie wahrscheinlich tot war. Doch welcher andere Drache konnte die schwarzen Drakoniden und die Drachenbrut befehligen? Rask hatte eindeutig
Herrin
gesagt, was einen Todesschwinge oder Nefarian ausschloss.
Vater, Sohn, Tochter...
Wo war die Mutter?
Plötzlich wünschte sich die Waldläuferin, sich nicht ergeben zu haben. Vereesa war sich nun fast sicher, dass eine von Todesschwinges Gefährtinnen in Grim Batol hauste. Und das konnte eigentlich nur
Sintharia
sein.
Vereesa hatte die Zwerge überredet, sich der Willkür von Todesschwinges Gefährtin auszuliefern.
Vereesa griff verstohlen nach dem Dolch, den sie unter dem Brustpanzer trug. Da sie nur gegen lebendige Gegner antreten musste, hoffte sie, damit für ein wenig Ablenkung zu sorgen. Vielleicht konnten wenigstens ein paar der Zwerge fliehen...
Die Spitze ihres eigenen Schwertes kam ihrer Kehle fast zu nah. Sie schwitzte unter der Hitze der brennenden Waffe.
»Den Dolch – oder du verlierst deinen Kopf, lachte Rask. »Von einem von beiden musst du dich schon trennen.«
Die Waldläuferin entschied sich für den Dolch. Ein Skardyn hob ihn auf und gab ihn dem Drakoniden.
»Sehr klug«, sagte Rask und verstaute die Waffe in einem Gürtel, den er an seiner schuppigen Hüfte trug.
Die Gefangenen wurden in die Höhle getrieben.
Doch von oben beobachtete sie jemand, den die Drakoniden übersehen hatten. Iridi konnte nichts für Vereesa und die anderen tun. Dennoch wäre sie um ein Haar hinuntergeklettert, um es dennoch zu versuchen. Doch dann wurde der Draenei klar, dass sie ihren Freunden auf die Dauer mehr half, wenn sie sich erst einmal zurückhielt.
Die Priesterin sah sich um. Weiter oben lockte eine weitere Öffnung. Sie würde vorsichtig hinaufklettern müssen, aber es war der beste Weg in die Höhle hinein.
Ohne den Stab kletterte Iridi wie eine Spinne die Felsen hinauf. Sie machte sich keine Illusionen über ihre Chancen. Sie musste gegen ein mächtiges und böses Wesen antreten, das noch viel schlimmer war als der Blutelf.
Jetzt hing alles von ihr ab. Vom Anbeginn ihrer Reise an hatte sie gespürt, dass sie an einen Punkt kommen würde, wo sie eine alles entscheidende Wahl treffen musste.
Und nun war dieser Augenblick gekommen.
Krasus, Kalec, Vereesa und die Zwerge... sie alle waren gefangen. Es erschien ihr vernünftig, einen oder mehrere von ihnen ausfindig zu machen und zu befreien. Wie die Waldläuferin selbst gesagt hatte, wäre Krasus wahrscheinlich die beste Wahl gewesen.
Und dennoch war Iridi klar, dass sie zuallererst nach dem Netherdrachen suchen würde...
KAPITEL DREIZEHN
»Spürst du das?«, fragte Kalec. »Etwas geschieht außerhalb des Berges...«
Der Drachenmagier antwortete nicht. Seine Aufmerksamkeit war nach wie vor auf den Eingang zu ihrem Gefängnis gerichtet.
Dieses Schweigen erzürnte den jungen blauen Drachen nur noch mehr. Er hatte bereits ein halbes Dutzend Mal versucht,
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