WoW 12 - Die Nacht des Drachen
angenehm sein.
»Niemand hat Rom gesehen«, murmelte Grenda. »Er und fünf weitere Zwerge fehlen. Einer davon ist tot, das weiß ich mit Sicherheit. Und man hat mir berichtet, dass zwei weitere ebenfalls getötet wurden.«
Die Waldläuferin nickte. Sie nahmen beide das Schlimmste an. Jetzt war wichtig, was sie als Nächstes tun würden. Da Rom nicht hier war, hatte Grenda das Kommando.
»Immerhin sind wir drinnen«, sagte die Hochelfe.
»Dagegen hätte ich auch nichts, wenn wir nicht wie Schweine eingesperrt wären, die darauf warten, zur Schlachtbank geführt zu werden.«
Man hatte die Gruppe in enge Löcher gepfercht, die sich am Rand einer schwach beleuchteten Höhle befanden. Alte, aber immer noch solide Eisenstangen waren im Fels verankert, um die Gefangenen an der Flucht zu hindern. Mehr als ein halbes Dutzend Skardyns standen Wache, und eine gelangweilte Drachenbrut beaufsichtigte sie.
Rask hatte die Gefangenen gründlich durchsucht. Keiner der Bronzebartzwerge hatte mehr irgendetwas Nützliches dabei, um die Schlösser zu knacken oder die Wachen auszuschalten.
Doch Vereesa gab nicht auf. Sie war ihrem Ziel nahe und befand sich, so hoffte sie zumindest, auch ganz in der Nähe von Krasus' Gefängnis.
»Pass auf, flüsterte sie Grenda zu.
Die Zwergin sah sich um, und Vereesa griff in ihren rechten Stiefel. Sie tastete nach einer kleinen Einkerbung im Wadenbereich...
»Die Wachen machen sich bereit!«, zischte Grenda. »Jemand kommt!«
Vereesa zog ihre Hand in dem Moment zurück, als der Schatten an den Gitterstäben vorbeikam. Ihre Augen weiteten sich, als sie ihn erkannte.
»Hallo, liebe Cousine...«
»Zendarin.« Die Waldläuferin bewegte sich nicht zu den Gitterstäben, was, wie sie hoffte, den Blutelf zumindest ein wenig ärgerte. Denn ohne Zweifel ersehnte er sich diese Reaktion.
»Stets die kühle, berechnende Waldläuferin«, spottete er. »Bist du wirklich immer noch eine von uns? Bei so viel Beschmutzung durch Menschen wäre das eine Überraschung...«
»Jemand, der sich mit stinkenden Dämonen eingelassen hat, sollte nicht von Beschmutzung sprechen.«
»Findest du das nicht geschmacklos? Wir tun mehr für Azeroth als die gesamte Allianz zusammen. Wir sind der gefürchtetste Feind der Brennenden Legion!«
Vereesa blieb sitzen und schüttelte den Kopf. »Ihr
verwandelt
Euch in die Brennende Legion, Zendarin... und der einzige Grund, warum ihr das tut, ist euer Verlangen nach Magie. Ihr braucht sie. Ohne sie würdet ihr vertrocknen.«
Er lächelte spöttisch. »Nicht alle von uns haben eine stets willige Quelle, an der man sich jeden Tag... und jede Nacht laben kann, teure Cousine.«
»Ich hatte schon seit einiger Zeit kein Verlangen mehr nach Magie, Zendarin... gerade dank meines Ehemannes, dem
Menschen.
Er hat mehr für mich getan als jeder Angehörige meines eigenen Volkes. Meine Kinder sind ein Zeichen meiner Freiheit, denn ich hätte sie niemals in diese Welt gesetzt, wenn ich noch so
krank
wäre wie du.«
Zendarin starrte sie finster an, dann schnippte er mit den Fingern. Ein Skardyn trat vor die Zellentür.
Der Blutelf öffnete die Hand. Ein Stab, ähnlich Iridis', erschien darin.
»Tritt heraus, Cousine«, befahl er, als der Skardyn die Tür aufschloss. »Es sei denn, du siehst gern dabei zu, wie einer deiner Kameraden bei lebendigem Leib gehäutet wird.«
Vereesa musste gehorchen. Sie winkte auf Grendas stummen Protest hin ab und verließ die Zelle.
Ihr Vetter musterte sie von oben bis unten. »Immer noch gut in Form. Du hast viel Spaß mit deinem Schoßhund. Gut! Je stärker du bist, desto besser wirst du ihr dienen.«
»Wen meinst du?«
»Sie braucht permanent Arbeiter, die Sterberate ist recht hoch...« Bevor Vereesa etwas antworten konnte, befahl Zendarin: »Hüte deine Zunge und lege die Hände auf den Rücken.« Er verlieh seinem Befehl Nachdruck, indem er den Stab auf ihre Kehle richtete.
Die Waldläuferin tat, wie befohlen. Zendarin nahm den Stab zurück, dann richtete er den Kristall auf ihren Kopf. Langsam senkte er ihn und wies schließlich auf den Boden vor ihren Füßen.
»Ah.« Er hob den Stab ein wenig höher und richtete ihn nun auf ihre Wade.
Vereesa keuchte. Ihr Bein brannte fürchterlich.
»Du hältst sicherlich mehr aus«, bemerkte ihr Vetter zynisch. »Doch du weißt nicht, wie es sich anfühlt, wenn es
wirklich
brennt...«
Ein reißendes Geräusch erklang – und die dünne Metallklinge, die die Waldläuferin im Stiefel versteckt hatte, flog
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