WoW 12 - Die Nacht des Drachen
weiterer Neuankömmling in Grim Batol auf die verwüstete Szenerie schaute. Er schüttelte den Kopf. Dann suchte er etwas, das unter der aufgeplatzten Erde lag.
Es war hier irgendwo. Er spürte es, als wäre es ein Teil von ihm... oder
ihr.
Das Böse, das dieser Berg ausstrahlte, entging ihm nicht. Hier gab es Wesen, die auch jetzt noch jeden seiner Schritte hätten verfolgen sollen. Aber sie konnten es nicht, weil er ihnen befohlen hatte, wegzuschauen.
Er war auf das Schlimmste vorbereitet gewesen und hatte das Schlimmste vorgefunden. Doch er war nicht nur auf seine eigenen Fähigkeiten angewiesen. Etwas zusätzliche Stärke war ihm von anderen Standesgenossen geschenkt worden. Es war schon seltsam, dass ausgerechnet er, der einst Verschmähte, die anderen Magier nun um Hilfe bitten konnte.
Doch es hatte sich so viel verändert. Nur eins schien über die Jahre beständig geblieben zu sein: die Schrecken, die in Grim Batol hausten. Irgendwie lag darin sogar ein sonderbarer Trost.
Plötzlich entdeckte er die Präsenz dessen, was er suchte. Ein Schauer durchlief ihn, als er über die bevorstehende Entdeckung nachdachte. Eine schwache Gestalt lag in der Nähe, wo sich das Objekt befinden sollte. War dies etwa...?
Als jemand, der sich nie um angemessenes Verhalten bemüht hatte, rannte er zu dem Leichnam.
»Gepriesen seien die Götter«, keuchte er, denn sie war es nicht – eher ein merkwürdig geformter Hügel aus aufgeworfenen Steinen und Dreck.
Doch darunter lag das, was sein Herz schneller schlagen ließ. Er hob den Talisman auf, der an der zerrissenen Kette hing. Er hatte sich viel Mühe gegeben, das Artefakt wieder herzustellen, damit sie beide in Kontakt treten konnten, egal, wie weit sie auch voneinander getrennt waren. Doch jetzt war es so nutzlos wie die Steine, die hier überall lagen.
Er sah sich erneut um, fand aber keine Spur von ihr. Keine Spur von Vereesa.
Der Zauberer Rhonin fluchte.
KAPITEL VIERZEHN
Der Netherdrache war nahe. Iridi konnte ihn besser als jede andere Kreatur um sich herum spüren. Waren sie nicht schließlich beide Fremde in dieser Welt? Waren sie nicht beide aus der Scherbenwelt hierhergekommen?
Jetzt, da sie ihm so nah war, fragte sich die Draenei, was sie von dem Netherdrachen erwartete. Das Verhältnis zwischen Draenei und Netherdrachen war nie sonderlich freundschaftlich gewesen. So wie Iridi die Lage einschätzte, war es auch gut möglich, dass er sie fraß.
Doch etwas in ihr drängte darauf, die Kreatur zu erreichen.
Gegen die Wand gedrückt und dank ihrer Ausbildung in der Lage, sich den Skardyns gegenüber fast unsichtbar zu machen, spähte Iridi um die nächste Ecke. Eine große Höhle lag vor ihr, und darin befanden sich in großer Zahl die schuppigen Zwerge. Sie kletterten an den Wänden, hingen von der Decke oder hetzten über den Boden. All diese Mühen dienten Iridis Einschätzung nach allein dazu, ihren einzigen Gefangenen daran zu hindern, sich auch nur einen Zentimeter zu bewegen.
Das Gefängnis des Netherdrachen war so erstaunlich, dass die Draenei fast aus der Deckung getreten wäre, um es sich anzusehen. Sie hatte sich gefragt, wie man die große Bestie am besten unter Kontrolle hielt. Jetzt wusste sie es. Die Energiestränge würgten den Netherdrachen, als wäre er ein körperliches Wesen wie sie oder die Skardyns. Die Fesseln wirkten fast zart, dennoch war klar, dass sie immens stark sein mussten.
Schließlich schaute sie sich den Gefangenen an. Iridi konnte kaum glauben, dass er das überlebte. Der Netherdrache war feinstofflicher als je zuvor. Es gab Bereiche, wo er nur schwer gegen den Hintergrund zu erkennen war.
Sie wäre fast zu ihm gegangen, als sich etwas vertraut Böses näherte. Der Blutelf trat in die Kammer. Neben ihm schwebte eine heimtückische Kreatur: der Magiertöter, gegen den Krasus angetreten war.
Zendarin ging zu dem Netherdrachen. Es schien, als ob er nichts anderes täte, als den Gefangenen zu beobachten. Doch die Priesterin spürte, dass da mehr im Spiel war.
Ein Skardyn trat zu Zendarin, knurrte und zischte etwas, dass der Blutelf offensichtlich verstehen konnte.
»Seht das nächste Mal zu, dass so etwas nicht wieder passiert«, blaffte Zendarin gereizt. »Ihr wollt doch nicht, dass ich noch einen von euch stinkenden kleinen Knilchen anschwellen lasse, oder?«
Erst da erkannte sie, dass vier der Kreaturen Kristalle neben dem großen Maul des Netherdrachen justierten. Das erklärte das unglaubliche Gebrüll,
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