WoW 13 - Sturmgrimm
eins blickte die zweite an, und wenn nicht der runzelige Schamane sich zwischen sie geworfen hätte, wäre ein Kampf ausgebrochen.
„Schämt euch, alle beide! Der große Thrall liegt hier verzaubert, und ihr bekämpft euch! Würde er das wollen?"
Die beiden gemaßregelten Krieger schüttelten die Köpfe. Obwohl sie doppelt so schwer waren wie der in Bärenfell gekleidete Schamane, fürchteten sie seine Macht. Er war der talentierteste Schamane in Orgrimmar. Eigentlich gebührte dieser Titel Thrall selbst. Aber der alte Schamane war zumindest immer noch wach. Deshalb war er derzeit die beste Wahl.
Doch diese Hoffnung schwand allmählich.
Von der anderen Seite der Kammer her ertönte ein klagendes Geheul. Wie ein Mann wandten sich die Orcs um und blickten die große weiße Wölfin an, die am Fenster bellte. Das Tier war so groß, dass jeder der Krieger darauf hätte reiten können, als wäre es ein Pferd. Tatsächlich benutzte der Kriegshäuptling seinen loyalsten Untertanen genau zu diesem Zweck. Die beiden waren legendäre Partner im Kampf. Die Wölfin hatte freien Zugang zum Gebäude, und keine Wache beklagte sich je darüber.
Das schwere Tier stieß ein weiteres Heulen aus. Das Geräusch erschütterte die Krieger und den Schamanen mehr als alles andere seit der Entdeckung von Thralls Zustand.
„Still, Schneesturm", murmelte der Schamane. „Dein Jagdbruder wird bald befreit werden..."
Doch die Wölfin versuchte, aus dem Fenster zu klettern. Obwohl die Fensteröffnungen nicht gerade klein waren, reichten sie für den riesigen Jäger nicht aus. Mit einem frustrierten Knurren wandte sich Schneesturm um und sprang auf die geschlossene Tür zu.
Die Augen des Schamanen weiteten sich. „Öffnet sie! Schnell!"
Eine der Wachen gehorchte eiligst. Kaum hatte er die Tür aufgerissen, da donnerte Schneesturm in ihn hinein. Wie ein loses Blatt, das von einem wilden Sturm getroffen wurde, flog der kräftige Orc zurück und krachte schließlich gegen die Wand. Die Wölfin rannte unbeeindruckt weiter.
„Folgt ihr!", befahl der ältliche Schamane. „Sie wittert etwas..."
Verfolgt von den Orcs raste die Wölfin durch die Burg. Sie blieb an zwei Fenstern stehen, die jedoch auch nicht groß genug waren. Schließlich jagte sie auf die großen Tore am Vordereingang zu.
Die Wachen dort versteiften sich bei dem erstaunlichen Anblick, der auf sie zurannte. Bevor der Schamane ihnen etwas zurufen konnte, war einer schlau genug, eine der Türen aufzudrücken. Wenn die Wölfin mit einem derartigen Tempo auf die Außentore zustürmte, dann, so hatte die Wache angenommen, drohte Gefahr.
Schneesturm lief hinaus. Der Wölfin blieb kurz stehen, bestimmte die Richtung neu und rannte dann auf die Stadtmauern von Orgrimmar zu.
Obwohl er weit älter als seine Begleiter war, überraschte der Schamane sie, indem er schneller war. Mit geschmeidigen Bewegungen, die denen der Wölfin ähnelten, hielt er fast mit Schneesturm Schritt. Es gab andere Methoden, mit deren Hilfe er sich noch schneller hätte bewegen können. Doch eine angeborene Vorsicht hielt ihn zurück.
Trolle und Orcs, die allesamt ihren Geschäften nachgingen, sprangen Schneesturm aus dem Weg. Die meisten zogen gleich ihre Waffen. Orgrimmar stand unter Hochalarm, und die Eile der Wölfin schien vielen wie ein Zeichen, dass die Zeit zum Kämpfen gekommen war.
Der Schamane blickte sich um. Trotz ihrer großen Zahl waren weit weniger Verteidiger in Orgrimmar anwesend, als es hätten sein sollen. Und als sie sich der Mauer näherten, erkannte er, dass der Nebel weiter in die Hauptstadt vorgedrungen war. Es war fast unmöglich, die Wachen oben auf der Mauerkrone zu erkennen.
Nicht zum ersten Mal wünschte sich der alte Orc, dass nicht ausgerechnet die erfahrensten Kämpfer und Schamanen zu den Ersten gehört hatten, die wie Thrall nicht mehr aufwachten.
Schneesturm rannte nicht den ganzen Weg die Stufen zum Wachturm nach oben hinauf. Stattdessen fand die weiße Wölfin Halt auf einer Leiter zu einer der niedrigeren Ebenen. Dort suchte sich das schlaue Tier selbstständig den Weg, bis es schließlich die Spitze der Mauer erreicht hatte.
Das frostige Fell der Wölfin fiel selbst in dem dichten smaragdgrünen Nebel auf. Der Schamane kletterte hinter dem Tier her. Dabei bemerkte er, dass eine der Wachen sich nicht mehr rührte.
„Was quält dich?", wollte der Orc wissen. Als der Wachtposten nicht antwortete, berührte der Schamane ihn am Arm.
Erst dann fiel der Kopf des Orcs
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