WoW 13 - Sturmgrimm
glaubte, nur er allein könne die Last der Welt schultern und nur er allein dürfe das auch riskieren. Wahrscheinlich hatte sein Verhalten damit zu tun, dass er im Krieg der Ahnen miterleben musste, wie so viele Leben brutal vernichtet worden waren. Leben, von denen er vermutlich annahm, dass er sie hätte retten können.
Sie hatte die Gleve nicht mehr, doch das war egal. Die Nachtelfe machte sich auf den Weg.
Die Burg war nirgendwo zu erkennen. Die Hohepriesterin sah nur den verderbten Nebel und die kaum sichtbaren Umrisse, die knapp hinter seiner Grenze lauerten.
Sie dachte kurz über Malfurions Warnung nach. Werde ich geführt? Hat er recht?
Doch selbst wenn das stimmen mochte, schenkte ihr schon das bloße Wissen, sich dessen bewusst zu sein, einen Vorteil. Malfurion hatte einiges riskiert und alle Vorsicht fahren lassen, um sie zu warnen. Dabei hatte er darauf geachtet, dass sein Entführer - dieser Albtraumlord - es nicht bemerkte.
Tyrande schüttelte schließlich ihre Besorgnis ab. Alles, was zählte, war, dass sie Malfurion fand.
Die Landschaft änderte sich nicht. Das Licht, das Tyrande beschworen hatte, hielt das Ungeziefer auf Abstand, und auch, was sie sonst noch belauern mochte, wurde dadurch ferngehalten. Zufrieden suchte die Hohepriesterin weiterhin nach Spuren ihres Geliebten. Er war in der Nähe, die Wurzel bewies es.
Sie musste über seine Durchtriebenheit lächeln. Selbst in Gefangenschaft war es ihm in der Traumgestalt geglückt, eine Pflanze für seine Zwecke einzuspannen - einen Baum.
Die Wurzel! Tyrande untersuchte den Winkel, in dem sie wuchs. Daraus leitete sie die Richtung ab.
Nachdem sie sich versichert hatte, dass sie richtig lag, blickte die Hohepriesterin in den Nebel. Und in dem abscheulichen Dunst erspähte sie einen Baum. Obwohl es auch jeder andere der zehntausend Bäume hätte sein können, wusste Tyrande doch, dass sie den richtigen gefunden hatte. Den Baum, der sie zu Malfurion führen würde.
Es war kaum mehr als ein weiterer Schatten, aber was für einer. Er ragte immer höher über ihr auf, obwohl er noch ein gutes Stück entfernt war. Er hatte keine Blätter, die sie erkennen konnte, nur tückisch wirkende Äste, die an eine riesige Knochenhand erinnerten.
Der Schatten waberte. Tyrande konnte den Baum selbst nicht mehr erkennen, doch er musste irgendwo in der Nähe stehen. Trotz seines schrecklichen Aussehens wurde die Nachtelfe von seiner bloßen Existenz ermutigt. Es musste der Ausgangspunkt jener Wurzel sein, die Malfurion benutzt hatte.
Etwas bewegte sich von rechts auf sie zu.
Tyrande wirbelte herum.
Ein kräftiger Schlag traf sie, dann krachte ein muskulöser Körper mit solcher Wucht in die Nachtelfe, dass Tyrande weit zurückgeschleudert wurde. Sie landete rücklings auf dem Ungeziefer und zerquetschte mehrere der kleinen Krabbler. Der Rest stob auseinander, als sich das Licht von Mutter Mond ausbreitete.
Die Hohepriesterin erhob sich - aber nur, um zu erkennen, dass die tödliche Klinge einer Axt gegen ihre Kehle gepresst wurde. Eine Axt, die sie noch nach mehr als zehntausend Jahren erkannte.
„Nachtelfe!", knurrte das Orcweib, das das Geschenk in Händen hielt, das Brox von Cenarius erhalten hatte. „Du bist seine Gefährtin..."
Es war keine Frage, sondern eine Feststellung. Dass die Orcfrau sie nicht augenblicklich getötet hatte, obwohl sie wusste, dass sie Malfurions Partnerin war, ermutigte Tyrande in gleichem Maße, wie es sie verwirrte. Gab es eine Chance, der anderen Frau ins Gewissen zu reden?
„Ich heiße Tyrande..."
Die Axt kam näher. „Namen interessieren mich nicht! Du kennst ihn! Er kennt dich! Er wird zu dir kommen..."
„Malfurion ist nicht Euer Feind..."
„Er ist unser aller Feind! Er wird Azeroth vernichten!" Die Augen der Orcfrau sprühten vor Hass auf den Druiden. „Und das Blut meiner Familie klebt an seinen Händen. Broxigar wird gerächt werden. Ich, Thura, werde mir den Kopf dieses Feiglings holen - und vielleicht auch deinen!"
Trotz der Gefahr konnte die Hohepriesterin diese Anschuldigung nicht hinnehmen. „Malfurion ist keine Gefahr für Azeroth. Er ist sein Beschützer." Tyrandes Gesichtsausdruck verhärtete sich. „Und Brox war unser Freund! Er starb, als er uns rettete. Wir ehren sein Andenken."
Ihre Entführerin knurrte wild. Doch plötzlich zog sie die Axt zurück.
Der Gesichtsausdruck der Orcfrau war undeutbar. Offensichtlich war nur, dass Thura nicht viel geschlafen hatte - und dieser Mangel an
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