WoW 14 - Weltenbeben
von Eisenschmiede besprochen. Ich habe keine Lust, dabei vornüberzukippen und mir an die Kehle zu fassen."
Anduin starrte ihn an. „Ihr? Ihr wollt das selbst ausprobieren? Das klingt eher danach, als ob es ein Schamane tun sollte."
„Nein, Junge. Mein Reich ist am schlimmsten von diesen Naturkatastrophen betroffen. Die Zwerge leiden am meisten, und ich führe sie an. Wir sind die Kinder der Titanen, Anduin. Wir entstammen der Erde mehr als jedes andere Volk. Deshalb ist es nur recht und billig, dass ich das tue. Und was für ein König wäre ich, wenn ich die anderen den Gefahren des Unbekannten aussetze, während ich mich feige in Sicherheit befinde? So geht das nicht bei uns Zwergen, Junge."
„Genauso wenig wie bei meinem Vater", sagte Anduin und erkannte die Wahrheit seiner Worte, noch während er sie aussprach.
„Nein, Varians Art wäre das sicher nicht", stimmte Magni zu. „Nun, die Gelehrten sind der Meinung, dass dieses Ritual auch hier in Eisenschmiede seine Wirkung entfalten sollte. Ich muss nur so tief hinunter, wie ich kann, bis zum Herzen der Erde." Er lächelte Anduin an. „Nicht jeder kennt unsere geheimen Orte, aber ich glaube, dir kann ich vertrauen. Du hast ein tapferes Herz, Anduin, auch wenn du rappeldürr bist und viel zu feinfühlig, ein richtiger Menschengrünschnabel."
Anduin lächelte. Dabei hatte er sich noch vor zwei Tagen gefragt, ob er das je wieder könnte. Aerin wäre die Erste, die ihn dafür getadelt hätte, ein solch trauriger Zeitgenosse zu sein. „Aerin versprach, mich zu einem Zwerg zu machen", sagte er. Seine Stimme fing sich ein wenig, klang jedoch noch immer überraschend brüchig.
„Ah", sagte Magni und schenkte ihm ein trauriges Lächeln. „Das ist ihr, nach dem, was ich hier vor mir sehe, bereits gelungen."
Anduin schluckte erneut.
„Nun", sagte Magni, „ich habe nach einigen Kräuterkundigen geschickt, um die notwendigen Zutaten zu besorgen. Morgen früh sollte alles bereit sein."
„So bald schon?"
„Aye, je eher, desto besser, denke ich. Azeroth sollte beginnen, mit mir zu reden, damit ich mich darum kümmern kann. Meinst du nicht?"
Anduin nickte. Das Licht allein wusste, ob es noch weitere Nachbeben geben würde.
Anduin wollte zurück in seine Räume gehen, doch stattdessen trugen ihn seine Füße zur Halle der Mysterien. Er hatte sie in den vergangenen beiden Tagen gemieden. Aus irgendeinem Grund wollte er Rohan nicht wiedersehen, aber er konnte nicht sagen, warum. Vielleicht, weil er spürte , dass er in den Augen des Hohe priesters versagt hatte, oder weil er so wütend auf Rohan gewesen war, der ihn vom Ort der Katastrophe weggeholt hatte. Doch nun stand er vor der Halle, atmete tief durch und ging hinein. Wie immer spendete das Licht ihm Trost. Dennoch wollte er mit niemandem sprechen und stieg in die obere Etage hinauf, wo sich für gewöhnlich weniger Leute aufhielten. Plötzlich hörte er eine sanfte Stimme und zuckte leicht zusammen, als er Rohan erkannte. Er hielt die Augen geschlossen, sein Kopf war gebeugt, und er hoffte, dass der Zwerg ihn nicht bemerken würde. Er hörte Schritte näher kommen, die plötzlich stehen blieben. Eine Hand legte sich sanft auf seine Schulter.
Anduin spürte eine wohlige Wärme durch seinen Körper strömen. Leise sagte Rohan: „Ihr seid ein guter Junge, Anduin Liane Wrynn. Ihr habt ein gutes Herz. Und wenn es bricht, wird es wieder heilen."
Als der Zwerg sich zurückzog, erkannte Anduin, dass er keine Magie benutzt hatte. Aber dennoch fühlte er sich besser. Heilen, so schien es, konnte auf vielerlei Arten erfolgen.
Als er in sein Zimmer zurückkam, fand er Wyll vor, der mit einer Botschaft von Magni auf ihn wartete. Er bat Anduin darum, in seine Gemächer zu kommen. Der Prinz war verwirrt, machte sich jedoch augenblicklich auf den Weg.
Magni wartete bereits auf ihn. Der Raum, in dem er Anduin empfing, war überraschend klein, gemü tlich und sehr zwergen mäßig - ganz anders als die großen, luftigen Räume der Menschen. Eine Kohlenpfanne glomm fröhlich vor sich hin, und der Tisch war reich gedeckt mit einfachen, aber herzhaften Speisen. Anduins Magen knurrte hörbar, und ihm wurde bewusst, dass er schon seit Stunden nichts mehr gegessen hatte. Seit Aerins Tod hatte er keinen großen Appetit gehabt. Doch als er jetzt das geröstete Fleisch, die Früchte, das Brot und den Käse erblickte, schien sein Hunger mit aller Kraft zurückzukehren. Das Leben ging offensichtlich weiter. Sein Körper hatte
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