Wozu wollen Sie das wissen?
war eine Enttäuschung, überhaupt nicht eindrucksvoll, nur eine etwas glattere und glänzendere Ausgabe meines Großvaters. Die beiden alten Männer saßen unter den Ahornbäumen vor unserem Haus und redeten. Wahrscheinlich redeten sie von der Vergangenheit, wie alte Männer es tun. Ich hielt mich diskret im Hintergrund. Opa sagte es nicht geradeheraus, aber er ließ durchblicken, dass Kinder zu sehen sein sollten, aber nicht zu hören.
Manchmal sprachen sie in dem breiten Schottisch der Region, aus der sie kamen. Es war nicht das Schottisch der rollenden Rs, das wir von den Sängern und Komikern hören, sondern weich und wehmütig, mit einem Singsang wie Walisisch oder Schwedisch.
Dort möchte ich sie gerne zurücklassen – meinen Vater als kleinen Jungen, der sich nicht näher heranwagte, und die beiden alten Männer, die an einem Sommernachmittag unter einem der großen, wohltuenden Ahornbäume saßen, die das Farmhaus meiner Großeltern beschützten. Dort sprachen sie den Dialekt ihrer Kindheit, den sie im Laufe ihres Lebens abgelegt hatten und den keiner ihrer Nachfahren mehr verstand.
Väter
Überall in der Gegend war im Frühling ein Geräusch zu hören, das bald verschwinden sollte. Vielleicht hätte man es schon nicht mehr gehört, wenn nicht der Krieg gewesen wäre. Der Krieg brachte es mit sich, dass die Farmer, die das Geld hatten, um sich einen Traktor zu kaufen, keinen auftreiben konnten, und dass die wenigen, die bereits einen hatten, nicht immer Treibstoff dafür bekamen. Also waren die Farmer für das Frühjahrspflügen mit ihren Pferden draußen auf dem Land, und von Zeit zu Zeit konnte man sie von nah und fern ihre Befehle rufen hören, in denen Ermutigung oder Ungeduld oder Einschüchterung mitschwangen. Man konnte nicht die genauen Worte ausmachen, ebenso wenig wie man verstehen kann, was die Möwen auf ihren Flügen über das Binnenland sagen oder worüber die Krähen streiten. Dem Ton der Stimmen war jedoch meistens anzumerken, welche Wörter Flüche waren.
Bei einem Mann waren alles Flüche, ganz egal, welche Wörter er benutzte. Er hätte »Butter und Eier« oder »Nachmittagstee« sagen können, der Geist, der daraus sprach, wäre derselbe gewesen. Als kochte er ständig über vor Wut oder Hass.
Er hieß Bunt Newcombe. Er hatte die erste Farm an der Landstraße, die aus der Stadt nach Südwesten führt. Bunt, was so viel wie Stups bedeutet, mag ein Spitzname gewesen sein, der ihm in der Schule verpasst worden war, weil er immer mit gesenktem Kopf herumlief, bereit, jeden anzurempeln und beiseitezustoßen. Ein jungenhafter Name, ein Überbleibsel, kaum angemessen für sein Verhalten oder seinen Ruf als erwachsener Mann.
Die Leute fragten sich manchmal, was bloß mit ihm los sein mochte. Er war nicht arm – er hatte achtzig Hektar guten Ackerboden, eine aufgemauerte Scheune mit Siloturm, einen Fahrzeugschuppen und ein solides, quadratisches Backsteinhaus. (Auch wenn das Haus, wie der Mann selbst, stets übellaunig aussah. An den Fenstern waren keine Vorhänge zu sehen, sondern dunkelgrüne Rouleaus, weit oder ganz heruntergelassen, und an der vorderen Wand zog sich eine Narbe hin, wo die Veranda abgerissen worden war. Die Haustür, durch die man einst auf die Veranda gelangt war, öffnete sich jetzt drei Fuß hoch über Unkraut und Schutt.) Und er war weder Trinker noch Spieler, denn dafür knauserte er zu sehr mit seinem Geld. Zu seinem Geiz kam seine Niedertracht. Er misshandelte seine Pferde, und es versteht sich von selbst, dass er auch seine Familie misshandelte.
Im Winter brachte er seine Milchkannen auf einem von zwei Pferden gezogenen Schlitten in die Stadt – Schneepflüge für die Landstraßen waren damals ebenso rar wie Traktoren. Das geschah zu der Stunde, als alle auf dem Weg zur Schule waren, und er verlangsamte nie die Fahrt, wie es andere Farmer taten, damit man hinten auf den Schlitten aufspringen und sich ein Stück mitnehmen lassen konnte. Er griff stattdessen zur Peitsche.
Mrs Newcombe begleitete ihn nie, weder auf dem Schlitten noch im Auto. Sie ging zu Fuß in die Stadt, in altmodischen Galoschen, auch wenn es wärmer war, trug stets einen langen graubraunen Mantel und über den Haaren ein Kopftuch. Sie murmelte eine kurze Begrüßung, ohne je aufzuschauen, oder wandte den Kopf ab, ohne ein Wort zu sagen. Ich glaube, ihr fehlten einige Zähne. Das kam zu der Zeit häufiger vor als heute, ebenso wie es häufiger vorkam, dass Menschen durch ihre Redeweise
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