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Concierge...“
„Ja. Er hat Ihnen geschrieben.
Oder aber man hat für ihn geschrieben. Denken Sie an Ihren Verdacht.“
„Den Sie zerstreut haben.“
„Aber Sie hatten recht, mein
Schatz. Man hat Ihnen geschrieben, wahrscheinlich, damit wir uns über sein
Verschwinden keine Gedanken machten.“
„Dann wußten diese Leute also
Bescheid?“
„Mußten Sie wohl. Nachdem
Nicolss ihnen das Briefpapier geklaut hatte, folgten sie ihm und sahen, wie er
zu einem Privatdetektiven ging. Sie haben das wohl falsch verstanden. Es gelang
Nicolss zwar, sich zu rechtfertigen, aber zu spät. Die Mädchenhändler hatten
schon zuviel preisgegeben. Bei dieser Vorstellung war Gil Andréa bestimmt
dabei. Denn wenn er nicht direkt mitgemischt hätte, wäre er nicht so durcheinander
gewesen.“
„Aber seine Concierge? Sie hat
ihn doch noch am nächsten Tag gesehen!“
„Ja, aber ich weiß nicht, wie
genau. In ihrer Loge oder vor ihrer Tür ist die Beleuchtung etwas schlechter
als auf einer Bühne.“
„Sie meinen, daß... daß jemand für
ihn eingesprungen ist?“
„Gauri versteckt seine Glatze
unter einer Perücke. Es gibt aber auch Glatzen zu kaufen. Diese Gauner sind
doch vom Fach. Vielleicht haben sie in ihrer Runde einen Schauspieler, der
dringend Geld braucht und deshalb jede Rolle annimmt. Nicolss mit seinem
würdevollen Benehmen und dem dummen Gequatsche war bestimmt keine
unverwechselbare Persönlichkeit. Jeder zweitklassige Schauspieler, der in etwa
seine Figur hat und sich wie er schminkt, konnte ohne weiteres für ihn
einspringen.“
„Trotzdem...“
„Und die Concierge in der Rue
de la Grange-aux-Belles ist kurzsichtig. Und dazu eitel. Warum, weiß ich nicht.
Mit dem Gesicht! Kurz, um ihr Lieblingswort zu benutzen, sie trägt keine
Brille.“
Hélène schüttelte den Kopf.
Ihre kastanienbraunen Haare tanzten um ihr hübsches Gesicht. Mit dem lackierten
Nagel ihres Zeigefingers kratzte sie sich an der Nase. Dann verzog sie ihr
Gesicht, was komisch aussah. Trotz ihrer Bemühungen würde sie der Concierge nie
ähnlich sehen. Vielleicht wollte sie das aber auch gar nicht.
„So ganz bin ich noch nicht
damit zufrieden“, sagte sie.
„Gil Andréa wird genausowenig
damit zufrieden sein“, lachte ich. „Denn lassen wir mal alle Spekulationen
beiseite, die Tatsachen bleiben. Noch mal: Agentur Gauri, Mädchenhandel, Kontakte
zum Club und zu Nicolss. Dieser verschwindet, gleichzeitig wird Gil Andréa
ungewöhnlich nervös.“
Hélène lächelte:
„Und Ihre schöne Madame
Souldre? Mado für dynamische Detektive? Wird die auch damit zufrieden sein?
Wird eine Riesenüberraschung geben, wenn Sie ihr Bericht erstatten.“
„Hm... Ich frage mich, wer bei
diesem Durcheinander überrascht sein wird... Offen gesagt, Hélène, wär ja nicht
das erste Mal, daß ein Privatdetektiv als Schachfigur in einem Spiel fungiert,
das er nicht kennt.“
„Haben Sie so ein Gefühl?“
„Ja.“
„Woher?“
„Nicolss. Immer wieder Nicolss.
Einer, der Schwierigkeiten hat, von der Bühne abzutreten. Letzten Freitag, als
diese Mado mich angerufen hat, bin ich ihrer Einladung nur deshalb gefolgt,
weil ich darin noch so einen komischen Zufall sah, ohne Hintergedanken, einfach
so. Ja, das kam mir sehr komisch vor: innerhalb von acht Tagen kommen zwei
Leute mit mir zusammen, die mit dem Theater zu tun haben. Dabei wäre es aber
geblieben, wenn wir nichts mehr von Nicolss gehört hätten. Er paßt jedoch ins
Bild. Sie müssen einsehen, daß das meinen Blickwinkel verändert.“
„Allerdings.“
„Und da ist noch was anderes,
eine Kleinigkeit. Vielleicht nehm ich das auch zu wichtig, aber...
Normalerweise sagen die Leute, die mich anrufen: ,Der und der hat mir von Ihnen
erzählt’ usw. Ganz anders Mado. Sicher, ich bin bekannt, aber nicht überall.
Fragen Sie die Eltern von Janine Dolmet oder den rachsüchtigen Komponisten
Lécuyer. Die haben meinen Namen nie gehört. Vielleicht also hat sich Mado nur
an mich gewandt, weil Nicolss schon in die Agentur gekommen war. In unsere. Fiat Lux . Man kommt ganz durcheinander mit
diesen Agenturen.“
„Ist schon so verworren genug.“
„Kann man wohl sagen. Ich
möchte nur wissen, was dahintersteckt. Den Namen Nicolss hab ich ohne bestimmte
Absicht Mado gegenüber erwähnt. Dieselbe Wirkung, als hätte ich Dupont oder
Durand gesagt...“
„Warten Sie mal! Nicolss... die
Karte...“
„Welche Karte?“
„Eine von Ihren Visitenkarten,
die auf meinem Schreibtisch liegen. Auf denen
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