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mich nur an
Tatsachen: Zum Gil-Andréa-Fanclub gehören viele Mädchen. Einige von ihnen
kommen vom Club zu dieser Künstleragentur... und werden nie wieder gesehen. Und
jetzt haben wir den Beweis, daß die Agentur mit einem Bordellbesitzer Kontakt
hatte...“
„Den Beweis... Hm...“ Wieder
ein skeptisches Gesicht. „Etwas übertrieben, nicht wahr?“
„Verflixt nochmal! Wohin soll
er denn gegangen sein, Ihr Juarez? Zum Musikverleger, Chansons kaufen? Leder
kaufen, um sich Schuhe machen zu lassen? Nein, nein, er ist zu Gauri gegangen.
Passen Sie auf...ein Experiment..“
Ich schnappte mir das Telefon.
Aus meiner Tasche holte ich „Jas Briefpapier der Künstler- und Theateragentur,
das wir bei Nicolss in der Rue de la Grange-aux-Belles gefunden hatten. Ich
wählte die Telefonnummer dieses üblen Ortes. Magenta 1°’ 1L
„Nichts in den Zeitungen läßt
darauf schließen“, sagte ich, „daß die Polizei eine Verbindung zwischen Juarez
und Gauri sieht. Wenn aber Gauri tatsächlich diese schmutzigen Geschäfte macht,
ist er bestimmt sofort abgehauen. Es würde mich sehr erstaunen, wenn jemand
abnähme.“
„Hallo!“
Es hatte jemand abgenommen.
Eine lauernde Stimme, aus der herauszuhören war: „Her mit den kleinen Tips!“
„Monsieur Gauri, bitte.“
„Wer spricht da?“
Neutral, scheinheilig. Ohne
Akzent, obwohl er doch eigentlich den Pariser Akzent hätte haben müssen. Wenn
auch nur zu Ehren der Tour
Pointue .
„ Sûreté Nationale, mein Kleiner“, lachte ich.
„Immer diese Konkurrenz!“
Ich legte auf.
„...Die Flics haben die
Verbindung inzwischen gesehen.“
„Sehr schön“, nickte Hélène.
„Aber was hat Gil Andréa damit zu tun?“
„Gleich... Branlon Mardo oder
Marlon Brandade…“
„Marlon Brandade?“
„Stellen Sie sich nicht dumm.
Sie haben mir doch erzählt, daß dieser Junge im Büro wie Marlon Brando aussah.“
„Stimmt.“
„Also, Marlon Brandade schließt
die Schubladen in seinem kleinen Büro gewissenhaft ab, auch wenn er nur für ein
paar Minuten rausgeht. Können Sie mir sagen, warum?“
„Stellen Sie nicht immer solche
komischen Fragen. Auf die Dauer geht einem das auf die Nerven. Sie wissen doch,
daß Sie auch die Antworten geben. Schauspieler!“
„Das Café Batifol färbt ab. Wie
war ich als Krokodil in In achtzig
Tagen um die Welt? Wie war ich als Detektiv... au!“
Ich hätte nicht so theatralisch
gestikulieren sollen. Die Tracht Prügel vom Samstagabend brachte sich mir
wieder in beste Erinnerung. Hélène lachte:
„In Der Detektiv aus Stahl?“
„Sehr witzig!“
„Das hat Gauri auch schon
gesagt.“
„Gut. Kehren wir wieder an den
zwielichtigen Ort zurück. Warum diese Vorsichtsmaßnahmen? Weil vor kurzem
Unterlagen gestohlen wurden. Welche Unterlagen?“
„Diesmal kann ich die Antwort
geben.“ Hélène wurde wieder ernst. „Ein paar Blätter von dem Briefpapier, nicht
wahr?“
„Ja. Womit wir wieder bei
Nicolss wären. An den hab ich schon Sonntag gedacht, als Sie mich anriefen. Der
gute arme alte Nicolss! Am besten, ich sag’s Ihnen gleich, hm? Sie brauchen
jedenfalls keine Angst mehr zu haben, daß er sich Geld von Ihnen leihen will!“
Sie wurde blaß.
„Was? Sie wollen doch nicht
sagen...“
„Doch, das will ich sagen. Wie
war ich als Leiche? Aus! Vorhang für Nicolss. So seh ich die Sache. Geben Sie
mir mal die Flasche... Danke...“
Ich genehmigte mir einen guten
Schluck.
„...Nicolss geht zu Gauri und
klaut ihm Briefpapier für seinen kleinen Geldpumptrick. Dabei entdeckt er
irgendetwas. Oder die anderen, die ihn überraschen, meinen nur, daß er etwas
entdeckt hat. Denen kommt’s auf einen Verschwundenen mehr oder weniger nicht
an, und der alte Schauspieler hat sowieso keine Familie mehr, die sich um ihn
sorgen könnte... genauso wie die Mädchen, die Gauri und Co. zwischen die Finger
kriegen... Nicolss wird beseitigt. Und Gil Andréa ist in den Mädchenhandel
verwickelt, weil er auch was mit Nicolss zu tun hat. Nicolss verschwand nämlich
am 6. Oktober, und zwar genau zwischen dem Augenblick, als er von uns wegging,
und Gil Andréas Auftritt im Palais de Cristal. Der ist durcheinander wie kein
zweiter, so durcheinander, daß er zum ersten Mal in seiner Karriere
ausgepfiffen wird. Das sind vielleicht keine Beweise, aber immerhin ziemlich
starke Indizien.“
Hélène saß ein paar Sekunden
sprachlos da. Dann sagte sie: „Aber Monsieur Colin lebte noch am nächsten Tag. Er
hat mir geschrieben, und seine
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