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Titel: wsmt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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nachhinein die Summen, die sie in den Verträgen
vereinbart haben...“
    Ich
las noch einmal die finanziellen Vereinbarungen und stieß dabei auf eine
Sonderregelung. Vorher hatte ich aber schon angefangen zu reden:
    „Sie
haben meine Berichte gesucht, um deren Inhalt dem Sänger mitzuteilen.“
    Sie
dachte ein paar Sekunden über die einzuschlagende Taktik nach, dann nickte sie:
    „Ja.“
    „Da
hätten Sie lange suchen können. Ich hatte noch keine Gelegenheit dazu.“
    Ich
verließ meinen Hochsitz, ging zu ihr und hielt ihr den Vertrag unter die Nase.
    „Was
bedeutet dieser Zusatz?“ fragte ich und zeigte auf eine Passage.
    „ Auf den Namen Pierre Gilet wird ein
Einzelzimmer reserviert... Pierre Gilet... Ist das der Vater?“
    „Ja.“
    „Begleitet
er seinen Sohn auf den Tourneen?“
    „Immer.“
    „Sehr
gut.“
    Ich
setzte mich wieder auf die Glasplatte, holte meine Pfeife raus, stopfte sie,
zündete sie an. Mein Blick fiel auf das Telefon. Trotz der späten Stunde könnte
ich den Mann aus der Auvergne anrufen, Larouchinie vom Chaudron in der Rue
Chaudron. Mit der tiefen Stimme eines Polizeiinspektor könnte ich ihn fragen,
an welchem Tag genau er den Schnulzensänger beliefert hatte, Boulevard Magenta.
    Nicht
nötig. Ich kannte die Antwort. Kurz nach dem 6., wenige Tage nach dem 6. Und
die Kohle war nicht dafür bestimmt, Papa Gilet die Füße zu wärmen, denn Papa
Gilet begleitete seinen Sohn ins Ausland. Dahinter verbarg sich was anderes.
Genauer gesagt, unter der Kohle.
    Nicolss,
natürlich! Im Keller begraben!
     
    *
* *
     
    Ich
schüttelte mich und zeigte Hélène Dulaure das Foto von Thérèse, die schon von Clara
Nox wiedererkannt worden war.
    „Der
augenblickliche Schatz unseres Lieblings, nicht wahr?“
    „Ja“,
stieß sie giftig hervor.
    „Auch
die Freundin von Nicolss. Kennen Sie ihn?“
    Sie
riß ihre Augen weit auf.
    „Nicolss?“
    „Alias
Colin. Ein alter Schauspieler.“
    „Nie
von ihm gehört.“
    „Das
wird sich ändern. Sie werden bald von ihm hören. Nur sehen werden Sie ihn
nicht. Er ist tot. Gil Andréa hat ihn umgelegt. Zumindest war er als Komplize
beteiligt.
    Auf
die Gefahr hin, die Nachbarschaft aufzuwecken, stieß sie einen lauten
ungläubigen Schrei der Empörung aus.
    „Sie
gemeiner Kerl... Gil kann nicht... Er ist kein..“
    Sie
fing wieder an zu heulen.
    „Seien
Sie still!“ schimpfte ich. „Wir werden ihn selbst fragen. Ich nehme an, er wird
uns auch jetzt noch reinlassen, um diese Zeit...zumal Sie ihm doch sicher meine
Berichte schnurstracks bringen sollten, oder?“
    Sofort
sprang sie auf die Beine.
    „Gehen
wir zu ihm“, sagte sie schluchzend, ohne auf meine letzten Worte einzugehen.
„Er wird seine Unschuld leicht beweisen können.“
    Ich
sah sie mitleidig an und zuckte die Achseln.
    „Arme
Irre! Haben Sie immer noch nicht kapiert, daß sie alle nur ein Spielball in
seinen Händen sind? Wenn er sich mit Ihnen genug amüsiert hat, schickt er sie
zu Gauri. Und wenn jemand den Braten riecht, läßt er ihn verprügeln oder sogar
kaltmachen. Natürlich glauben Sie mir nicht. Kommen Sie, wir reden mit ihm.
Dann werden Sie schon sehen...“
    „Gehen
wir“, sagte sie entschlossen.
    Was
der Glaube allein alles bewirken kann!
     
    *
* *
     
    Draußen
auf der Rue de Paradis nahm ich ihren Arm und hielt ihn gut fest. Nicht daß sie
mir noch entwischte!
    „Wir
gehen erst mal zu mir“, sagte ich. „Das liegt auf dem Weg. Ich muß noch etwas
holen.“
    Ich
wollte nicht ohne Zwieback an Bord gehen und vor Gil Andréa mit leeren Händen erscheinen.
Der Sänger betäubte sein Publikum nicht nur mit seiner Stimme und seinem
Repertoire. Ich würde das hohe C viel besser treffen können, wenn ich meine
Kanone bei mir hätte.
    Wir
gingen den Faubourg Saint-Denis hoch. An der Rue de la Fidélité mußte ich an
Clara Nox denken. Sie schlief jetzt wohl ihren Rausch aus oder leerte die
restlichen Flaschen. Hoffentlich half es ihr. Das einzige, was ich ihr wünschen
konnte.
    Wir
gingen an dem furchtbar düsteren Gebäude des Saint-Lazare-Gefängnisses vorbei.
Das vorspringende Schild, wie bei einem zwielichtigen Hotel, hatte vom Nebel
einen Heiligenschein. Wir bogen in die Rue de Chabrol ein. Hélène ließ sich
wortlos führen. Ich weiß nicht, ob sie die romantische Situation genoß.
Jedenfalls sagte sie nichts. Ich schwieg ebenfalls. Paris mit seinen
menschenleeren — fast menschenleeren-Straßen lag in tiefem Schlaf.
    Wir
erreichten die Rue des Petits-Hotels. Der

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