Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle

alles mit Otherguy besprochen. Er hat mir ein paar gute Ideen gesteckt. Ich gehe in Bars und Geschäfte und Reinigungen und so was und stelle Fragen.«
    »Und wenn Sie sie gefunden haben?« sagte Wu.
    »Rufe ich Sie an, richtig?«
    »Richtig. Wir sind zwischen eins und halb drei beim Lunch im Woodbury Club. Anschließend erreichen Sie uns hier.«
    McBride räusperte sich merklich nervös. »Wie sehe ich aus?« fragte er irgendwie verunsichert.
    Durant und Wu inspizierten das gut geschnittene Jackett, die dunkelgrauen Hosen, die genarbten Mokassins und das taubenblaue Hemd aus reiner Baumwolle mit dem locker geknoteten Schlips aus Foulardseide. Durant fand, McBride sähe so glaubwürdig aus, wie Steve McQueen aussehen würde, wenn er einen Reporter zu spielen hätte, aber er sagte nicht, was er fand. Statt dessen sagte er, was Eddie McBride hören wollte. »Wie ein Reporter, Eddie. Ein guter.«
    McBride blickte zur Bestätigung Wu an, der bedächtig nickte. »Bring das zum Umschreiben, Schatz«, sagte Wu.
    »Wovon redet er, verdammte Scheiße?« fragte McBride Durant.
    Durant lächelte. »Das ist aus einem sehr alten Stück.«
    »Sie sehen toll aus, Eddie«, sagte Wu. »Genau richtig.«
    Als hätte er Bedarf an zusätzlichen Beweisen seiner Identität, öffnete McBride die Tür des Wohnzimmerschranks und checkte sich im mannshohen Türspiegel – er zog die Krawatte noch einen weiteren Zentimeter nach unten.
    Während McBride sich betrachtete, sagte Durant: »Als Sie und Simms, oder Childester, in Saigon das Geld abzweigten, haben Sie ihm dabei geholfen, den eigentlichen Tausch vorzunehmen?«
    McBride schüttelte den Kopf und prüfte immer noch sein Spiegelbild. »Nein, nein, das hatte er schon erledigt. Mich brauchte er nur, um die Schutzgitter vor den Leitungsrohren der Klimaanlage runterzunehmen, unten im Keller. Wir hatten dafür genau zwei Minuten Zeit, hatte er sich ausgerechnet.«
    »Er hatte das Geld also schon abgezweigt und bereitliegen, richtig?«
    »Yeah, warum fragen Sie?«
    »Es interessiert mich nur, wie Sie das gemacht haben«, sagte Durant.
    McBride drehte sich um und sah Durant einen Augenblick lang mit erkennbarem Mißtrauen an. Aber dann schoß ihm etwas anderes durch den Kopf. »Herr im Himmel«, sagte er, »das hätte ich beinahe vergessen.«
    Er lief in die Küche und kehrte mit zwei Packungen Tiefkühlgemüse zurück. Er reichte Wu eine Packung Erbsen der Marke Green Giant und Durant eine Packung Broccoli der gleichen Firma.
    »Was ist das?« sagte Wu.
    McBride grinste. »Otherguy sagt, Sie müssen sie vielleicht ein bißchen aufwärmen, wissen Sie, im Kochtopf.«
    Wu riß die Packung Erbsen auf und zog einen kurzläufigen .38er Colt Revolver heraus. Durants Broccolischachtel enthielt den zweiten.
    »So hat der Typ sie versteckt«, sagte McBride. »Er hat einen kleinen Laden drüben in North Hollywood, und er hat sie hinten im Gefrierfach aufbewahrt. Er…«
    »Eddie«, sagte Wu.
    »Yeah?«
    »Sie sollten sich an die Arbeit machen.«
    »Yeah, okay.«
    McBride warf einen letzten Blick in den mannshohen Türspiegel und schickte sich an zu gehen, blieb aber noch mal kurz stehen. »Und was mache ich, wenn ich sie nicht finde?«
    »Sie finden sie, Eddie«, sagte Durant.
    »Yeah«, sagte McBride, »sicher.« Und ging.
    Als die Tür sich hinter ihm geschlossen hatte, sah Durant Wu an. »Wie siehst du das?«
    »Mit den gestohlenen Millionen?«
    Durant nickte.
    »Für mich«, sagte Wu langsam, »fängt alles an, sich ein bißchen besser zusammenzureimen.«
    »Ein kleines bißchen, ja«, sagte Durant.
    Als Eddie McBride um 9 Uhr 32 die Sandpiper Apartments verließ, war Solly Gesini bei der zweiten Dose Tab angelangt und hatte fast sämtliche Pralinen weggeputzt. Als er McBride sah, stellte er die Countrymusic leise, als glaube er, ohne Musik besser sehen zu können.
    Gesini beobachtete, wie McBride die Straße überquerte und den Strafzettel für zu langes Parken von der Windschutzscheibe seines 1965er Mustang Convertable nahm – diesem künftigen Klassiker unter den Automobilen, den er in letzter Minute vor dem Weiterverkauf in Venice gerettet hatte. Während Gesini zusah, wie McBride den Strafzettel in seine Jackentasche steckte, ließ er den Motor seines alten Oldsmobiles an.
    McBride stieg in seinen Wagen, startete ihn und lenkte ihn vom Bordstein auf die Straße. Gesini wartete, bis ein anderer Wagen vorbeikam, und fegte dann aus dem Parkplatz hinter dem Wagen des Mannes her, den er, wenn das