Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle
Schwägerin um jeden Preis finden, weil er überzeugt war, er könnte so seine Ehe mit der Frau retten, die er liebte.
Nach noch einem Schluck Kaffee ließ Piers seinen Bevollmächtigten, Hart Ebsworth, kommen, der eine Minute später in seinem üblichen Sessel Platz nahm.
»Und?« sagte Piers.
»Es kostete.«
»Wie viel?«
»Der Senator läßt Ihnen ausrichten, daß er von jetzt an nicht mehr in Ihrer Schuld steht.«
»So hoch schätzt er es ein?«
»Offensichtlich.«
»Und wie sieht es aus, was er so hoch einschätzt?«
»Es ist kaum mehr als eine grobe Skizze, aber angeblich hat er dafür viel bezahlen müssen, was ich ihm nicht unbedingt glaube.«
»Ich auch nicht«, sagte Piers.
»Also, Durant und Wu hatten vertraglich für den Nachschub eines ganz geheimen Kommando-Unternehmens in Kambodscha zu sorgen. Ein Mädchen spielte eine Rolle. Sie war Journalistin. Französin. Sie wurde erschossen, zusammen mit einem CBS-Jungen, Durant geriet in Gefangenschaft. Daher hat er die Narben. Wu flog ein und holte ihn raus. Anschließend setzten sie sich nach Schottland ab. Das war’s – bis auf einen Punkt.«
»Welcher wäre?«
»Das geheime Kommando. Es bestand aus einer Einheit von CIA-bezahlten Söldnern und operierte ohne jeden offiziellen Auftrag. Der Bursche, der sie anführte, war ein gewisser Luke Childester. Sie nannten ihn Dirty Duke. Okay, als der Krieg aus war, fühlte Childester sich frustriert oder so und stieg aus der CIA aus. Jetzt führt er unter seinem richtigen Namen Reginald Simms Imperlinos Geschäfte in Pelican Bay. Sieht aus, als wären die beiden im gleichen College gewesen. Bowdoin.«
Piers drehte leicht seinen Sessel und starrte auf den Ozean, der vom bewölkten Himmel bleigrau eingefärbt war. »Und plötzlich tauchen rein zufällig Durant und Wu in Malibu auf, und rein zufällig treffen wir uns am Strand – Wu und ich.«
»Das haben die zwei ganz schön raffiniert eingefädelt, oder?«
»In der Tat. Haben sie Verbindung zur CIA – oder sonst wem in Washington?«
»Der Senator behauptet nein. Er beschwört es sogar.«
»Nun denn.«
»Was haben Sie vor?«
Immer noch auf den Ozean starrend, sagte Piers: »Was ich vorhabe? Ich lasse sie Silk für mich finden, das habe ich vor.«
Um halb acht am selben Montag morgen fuhr Solly Gesini auf den asphaltierten Parkplatz gegenüber den Sandpiper Apartments, mietete sich vom schlechtgelaunten Parkwächter vier Stellplätze für seinen Oldsmobile 98 und parkte den Wagen eigenhändig. Die vier Stellplätze boten ihm einen direkten Blick auf den Eingang zum Wohnblock und eine praktisch unbehinderte Ausfahrt aus dem Parkplatz.
Neben ihm auf dem Beifahrersitz lag ein Stapel Kassetten mit Countrymusic. Er wählte eine aus und schob sie ins Tapedeck. Gesini liebte Countrymusic hauptsächlich deshalb, weil er den Text verstehen konnte, der üblicherweise eine Story erzählte – und er liebte Storys.
Neben den Kassetten lag ein fast gefrorener Sechser-Pack Tab. Das Tab war für sein Gewicht, die fünf Schachteln mit M-&-M-Pralinen waren gegen seinen Hunger. Gesini bildete sich ein, mit dieser Kombination irgendwie das Gleichgewicht zwischen beiden Problemen herstellen zu können. Er riß eine Dose Tab auf, klemmte sie zwischen die Knie, packte eine Schachtel M & M aus, schaufelte eine Handvoll Pralinen in seinen Mund, ließ sie ein wenig schmelzen und spülte mit Tab nach.
Anschließend rückte sich Gesini bequem zurecht – die Augen fest auf den Eingang der Sandpiper Apartments gerichtet, die Seele von Countrymusic sanft berieselt, die leiblichen Bedürfnisse von Tab und Pralinen befriedigt, sein Hirn angenehm mit der Aufgabe beschäftigt, die vor ihm lag: der Ermordung Eddie McBrides.
Auf der anderen Straßenseite, oben im zwölften Stock in Apartment 1229, hing Eddie McBride halb angezogen in einem Sessel im Wohnzimmer. Er hatte eine Tasse Pulverkaffee in der einen Hand und eine Camel in der anderen und hörte mit jungenhafter Aufmerksamkeit der Lektion über korrekte Kleidung, Erscheinungsbild und Auftreten des erfolgreichen Betrügers zu, die Otherguy Overby ihm erteilte.
Overby stand mitten im Zimmer – in Unterhosen, Schuhen, Socken, weißem Hemd und dunkler Krawatte. Er hielt einen Kleiderbügel mit Anzug hoch, als böte er ihn McBride zur Prüfung und möglichem späteren Kauf an.
»Sieh dir genau an, was ich trage, Kid. Ein weißes Hemd, maßgeschneidert, ohne Brusttasche und auf keinen Fall diesen lausigen Initialen
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