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Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle

Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle

Titel: Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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heruntergekommen ist. Mit dem offiziellen Segen der Stadt und der enthusiastischen Unterstützung der lokalen Zeitung und verschiedener Bürgerinitiativen und selbstverständlich der Gewerkschaften wird das ganze Gebiet abgerissen.«
    »Um für was Platz zu machen?«
    »Für das, was Menschen sich in ihren kühnsten Phantasien ausmalen.«
    »Sie meinen einen vier Block großen Puff?«
    »Nicht alle Träume sind sexueller Natur, Mr. Overby, obwohl auch der Sex in all seinen zauberhaften Varianten nicht zu kurz kommen soll. Aber ernsthaft, was wir wirklich anbieten werden, ist Sünde ohne Reue, Nervenkitzel ohne Gefahr. Gute, gediegene Zuchtlosigkeit ohne Gewissensbisse, könnte man sagen.«
    Overby ließ sich das durch den Kopf gehen. Schließlich sagte er: »Man kann nicht beides haben, Sünde ohne Reue gibt es nicht. Man kann nur das Echte anbieten oder die Leute betrügen.«
    »Ein guter Einwand, ein ausgezeichneter Einwand, Mr. Overby. Aber sehen Sie selbst, ehe Sie urteilen.«
    Simms blätterte eine neue Seite auf. Sie zeigte eine in Aquarellfarben hingemalte Straßenszene, und instinktiv wußte Overby, daß man alles mögliche, bis hin zu erotischen Verlockungen, zu tun und zu sehen bekäme, wenn man die kleine Straße mit den Straßencafés und dem Kopfsteinpflaster und den verheißungsvollen Torbögen entlangschlenderte. Er sah zu Simms hoch und dachte dabei, dieser Scheißer ist also doch kein billiger Schwindler.
    Simms blätterte weiter. Die nächste Szene erinnerte wieder vage an Europa, wirkte aber eher halbseiden und dekadent. »Berlin in den dreißiger Jahren«, sagte Simms. »Das vorher war Paris in den Zwanzigern, das Viertel um die Pigalle, geschönt natürlich. Man kann also von Paris nach Berlin gehen« – Simms blätterte weitere Seiten auf – »und nach Singapur und Hongkong und Marseille, oder ins Limehouse in London … San Francisco, New Orleans, New York, wovon immer man träumen mag. Alles findet man in diesem Viermorgenareal, und was immer man sich von diesen Städten erträumt haben mag, wird angeboten – sorgfältig sterilisiert für den Genuß ohne Reue.«
    »Auch Glücksspiele?«
    »Unser einziges Problem. Glücksspiele sind in unserem Staat verboten – bis auf Draw-Poker, den Kalifornien in seiner üblichen Allwissenheit zu den Geschicklichkeitsspielen zählt. Aber die Lizenz ist unseres Erachtens nurmehr eine Frage der Zeit. Die Wähler werden dem legalisierten Glücksspiel den Vorzug vor der für sie ruinösen Vermögenssteuer geben. Es ist schon faszinierend zu beobachten, wie leicht der Mensch sich von lebenslangen Überzeugungen trennt, finden Sie nicht auch?«
    »Sicher«, sagte Overby. »Aber mich interessiert eher, ob es irgendeine Art von Action gibt.«
    »Action?« sagte Simms, als gefielen ihm Klang und Inhalt des Wortes. »Man wird Dinge zu sehen bekommen, von denen man bisher nur hinter vorgehaltener Hand gehört hat – nicht Sie, Mr. Overby, natürlich, aber der Durchschnittsmensch. Er läßt seiner Phantasie die Zügel schießen – es wird alles da sein.«
    Overby ließ nicht locker. »Gibt es Mädchen, beispielsweise?«
    »Mädchen? Schlendert man durch eine dieser malerischen Straßen und erspäht eine junge Frau, die einem gefällt, flüstert man nur die Zimmernummer im Hotel, und sie flüstert die Uhrzeit zurück. Und pünktlich auf die Minute erscheint sie wie herbeigezaubert in der behaglichen Atmosphäre Ihres Hotelzimmers. Vielleicht von einer Freundin begleitet, wenn Sie es wünschen sollten. Ja, Mr. Overby, es gibt Mädchen.«
    »Was ist mit der Polizei?«
    »Die Polizei, Mr. Overby, hat die Aufgabe, den Gast zu beschützen. Niemand wird ausgeraubt, niemand wird zusammengeschlagen, niemandem werden die Taschen geleert, niemandem wird körperlicher Schmerz zugefügt, wenn er ihn nicht als Genuß wünscht. Die diensthabenden Polizisten werden tatsächlich den Abenteurer freundlich auf weitere aufregende Möglichkeiten aufmerksam machen.«
    »Rauschgift?«
    »Vielleicht ein oder zwei Opiumhöhlen – Höhepunkt der Verruchtheit, finden Sie nicht?«
    »Mit echtem Opium?«
    »Wer weiß das schon – solange bildschöne junge Chinesinnen die Pfeifen stopfen.«
    »Hat Ihr Unternehmen schon einen Namen?«
    »Einen Arbeitstitel, The Barbary Coast, der aber nicht allen gefällt.«
    »Okay, Sie bieten vier Morgen mit Mädchen, Alkohol, Glücksspielen – eine Art jedenfalls –, guter Küche, ein bißchen Action, ein paar Schaunummern – trotzdem hört sich

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