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Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle

Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle

Titel: Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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Glück ihm hold war, an eben diesem Morgen töten würde.

Zweiunddreißig
    Otherguy Overby saß geduldig in dem Chrom-und-Leder-Sessel und sah zu, wie der Mann, der wie ein Dressman aussah, die zehntausend Dollar nachzählte. Jedesmal, wenn er wieder bei tausend angekommen war, blickte Chuck West zu Overby hin und lächelte ein wenig verlegen, als wollte er sagen, Vertrauen sei gut, Kontrolle noch besser, und gewiß würde Overby das verstehen.
    West zählte das Geld auf die Platte seines trostlos modernen Schreibtischs in seinem geräumigen Büro in der Firma Simms Inc., Anlageberater, im fünfzehnten Stock der Ransom Towers. Overby fand, daß West so trostlos modern aussah wie sein Büro, und hatte beide im Geist bereits als zweitklassigen Sunset-Boulevard abgehakt.
    Als West zu Ende gezählt hatte, versah er Overby mit seinem schönsten Dressman-Lächeln. »Stimmt auf Dollar und Cent, Maurice.«
    »Maurice?« sagte Overby mit einem verwirrten Lächeln. »Sagten Sie Maurice? Es gibt kaum jemanden, der mich Maurice nennt.«
    »Sondern? Maury doch nicht, oder?«
    »Man nennt mich Mr. Overby«, sagte Overby trocken. »Manchmal jahrelang.«
    Chuck West starrte Overby einen Augenblick lang an, und Overby erspähte hinter dem wunderschönen Haar und der wunderschönen Bräune und den wunderschönen Zähnen etwas, das nicht wunderschön war, das im Gegenteil ausgesprochen häßlich und sogar gefährlich war.
    »Ich nenne Sie, wie Sie wünschen, Mister«, sagte West. Er nahm den Hörer vom Telefon und wählte zwei Zahlen. Als er verbunden war, sagte er: »Mr. Overby ist hier. Das Beraterhonorar hat er mir gegeben.« Es folgte eine Pause, dann war West wieder an der Reihe. »Nein … bar.« Und nach einer weiteren Pause sagte West noch: »Ja, da haben Sie völlig recht.«
    Nachdem er aufgelegt hatte, sagte West aber nicht, womit Simms wirklich recht hatte. Statt dessen stand er auf und sagte: »Kommen Sie, Mr. Simms erwartet Sie.«
    Overby mochte den Blick, den Reginald Simms auf den Ozean hatte, aber das war auch schon alles, was er mochte. Er ordnete Simms sofort als einen mit allen Wassern gewaschenen Schurken ein, was ihm nichts ausmachte, weil er mit allen Wassern gewaschene Schurken für eine interessante Herausforderung hielt. Ohnehin mußte jemand, der im Juni in seinem Arbeitszimmer ein Kaminfeuer brennen hatte, ein paar Schwachstellen haben, und Overby hielt es für möglicherweise ergiebig, sie bloßzulegen. Overby hielt das Feuer für ziemlich affig.
    Nachdem Chuck West die Vorstellung besorgt und den Raum verlassen hatte, winkte Simms Overby in einen der hochrückigen Sessel, die das Feuer flankierten.
    »Mögen Sie Kaminfeuer im Juni, Mr. Overby?« sagte Simms, nachdem er gewartet hatte, bis Overby Platz genommen hatte.
    »Kaminfeuer haben immer was Behagliches, finde ich«, log Overby, die Worte sorgfältig wählend.
    »Sie sind zum erstenmal an uns herangetreten – lassen Sie mich nachdenken – vor zwei Monaten?« sagte Simms und goß aus einer silbernen Kanne Kaffee in zwei hauchdünne Porzellantassen.
    »So etwa«, sagte Overby und ließ sich eine Tasse reichen.
    »Sie vertreten ein kleines Syndikat von Investoren, wenn ich richtig informiert bin.«
    »So klein ist es gar nicht.«
    »Ich meine natürlich die Anzahl der Investoren, nicht die Höhe ihres vorgesehenen Investments. Eine Million Dollar ist immer noch eine respektable Summe.«
    »Wenn Sie zehntausend Dollar bloß zum Reden verlangen, laufen Ihnen die Investoren bestimmt nicht die Bude ein.«
    »Das sehen Sie falsch«, sagte Simms. »Das Honorar trennt von vornherein die neugierigen Schwätzer von den ernsthaft Interessierten. Sie sind doch ernsthaft interessiert, Mr. Overby, oder?«
    »Die zehntausend Dollar sprechen wohl für sich. Ich bin nicht vorbeigekommen, um Konversation zu machen.«
    Simms trank Kaffee, holte sein Zigarettenetui hervor, bot Overby eine Zigarette an, die er auch nahm, und gab ihm Feuer. Als auch er seine Zigarette angezündet hatte, blies er den Rauch aus und fächerte ihn davon, ehe die Klimaanlage eine Chance bekam, ihn aufzuschlucken, und sagte: »Sie haben sich in den letzten zwei Monaten in unserer kleinen Stadt umgesehen, wenn ich richtig informiert bin.«
    »Stimmt.«
    »Und? Haben Sie etwas Interessantes entdeckt?«
    Overby beschloß herauszufinden, wie Simms einen schnellen, harten Schlag handhabte, einen unter die Gürtellinie. »Doch, könnte man sagen. Ich habe entdeckt, daß Vince Imperlino das

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