Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle
Schloß zu dieser Stadt hat und daß Sie den Schlüssel zum Schloß haben.«
Simms drückte seine Zigarette sorgfältig aus, obwohl er gerade erst ein paar Züge gemacht hatte. Er lehnte sich im Sessel zurück, legte die Fingerspitzen gegeneinander und betrachtete über sie hinweg nachdenklich Overby. Ein kleines, nahezu launiges Lächeln erschien auf seinen wie gemeißelten Lippen und verschwand wieder.
»Otherguy Overby«, sagte Simms und schüttelte in einer Art von fast spöttischer Anerkennung den Kopf, »um eine Redewendung zu gebrauchen, die mir eigentlich gründlich mißfällt, schon zu Lebzeiten eine Legende, zumindest« – Simms nickte mit dem Kopf gegen das Fenster – »›da draußen‹.« Overby erkannte am Tonfall, daß Simms ihn zitierte, sogar ein bißchen kopierte. Overby lächelte, sagte aber nichts. Es begann, spannend zu werden.
»Wir haben uns natürlich ein bißchen nach Ihnen erkundigt«, sagte Simms und inspizierte sein Fingerdach.
Overby leistete sich noch ein Lächeln, sagte aber wieder nichts. Auch er hatte schon vor langen Zeiten gelernt, die taktischen Möglichkeiten des Schweigens zu nutzen.
»Und Ihr Syndikat von ›Investoren‹«, fuhr Simms mit noch einem kleinen Kopfschütteln fort, »Run Run Keng, Jane Arden, Pancho Clark, Gyp Lucas und andere ihres Schlages« – Simms seufzte glücklich – »eine fröhliche Bande von Freibeutern, die ihresgleichen auf der Welt suchen kann.« Er pausierte und lächelte wieder. »Leute unseres Schlages, sollte ich vielleicht hinzufugen.«
»Sie sprechen von sich und Imperlino?« sagte Overby.
»Ganz recht. Von mir und Imperlino.«
»Okay. Was also haben Sie und Imperlino zu verkaufen, was mich bis jetzt zehntausend Dollar für nichts als einen Kaffee und einen Platz am Kamin gekostet hat?«
Simms schien Overbys Frage für Augenblicke ernsthaft zu überdenken. »Ich schätze«, sagte er schließlich bedachtsam, »man könnte das, was wir anzubieten haben, legale Konzessionen für Betrug nennen. Interessiert?«
»Sehr.«
»Was ist mit Hotels, Mr. Overby? Sind Sie auch daran interessiert?«
»Ich bin schon in vielen abgestiegen.«
»Wir bauen hier in der Stadt auf zehn Morgen von einem der schönsten Küstengrundstücke, die auf der Welt noch zu haben sind, etwas, das gut und gerne das größte Hotel der Welt werden könnte. Ganz sicher sind wir da nicht, weil es möglicherweise eins in Moskau gibt, das noch ein paar Zimmer mehr hat. Kennen Sie den Bayside Amusement Park?«
Overby nickte.
»Das ist das Areal. Wir haben bereits die Genehmigung der Küstenkommission, wir haben die notwendigen Studien über die Umweltbelastung eingereicht und genehmigt bekommen, und natürlich steht die Finanzierung.«
»Bleibt was übrig?« sagte Overby. »Vielleicht die Hutablage? Die macht heutzutage kein Geld mehr. Oder der Wäschedienst? Die Ladys? Der Schnaps?«
»Alles kleine Münze, Mr. Overby. Sehr kleine, in der Tat. Aber Sie haben es nicht gründlich durchdacht. Wenn jemand ein Hotel mit fünftausend Zimmern baut, muß er es mit zahlenden Gästen füllen. Was haben wir also anzubieten? Ein exquisites Hotel mit herrlichem Strand, tadellosem Service, ausgezeichneter Küche und Disneyland sozusagen um die Ecke. Aber so was kann man auch in Miami Beach oder sonst wo haben. Nein, was ein Hotel füllt, Mr. Overby, sind Tagungen, Kongresse, sind Leute, die einmal im Jahr zusammenkommen, um Informationen auszutauschen, Funktionäre zu wählen, neue Jobs zu finden, mal vom Ehemann oder von der Ehefrau getrennt zu sein, und – wahrscheinlich am wichtigsten – um sich ein bißchen zu amüsieren. Und genau das, Mr. Overby, wollen wir liefern: aufregendes Vergnügen.«
»Welcher Art?«
Simms erhob sich. »Gehen wir an meinen Schreibtisch. Ich zeige Ihnen etwas.«
Als sie an dem großen Schreibtisch mit den zierlichen Beinen angekommen waren, klappte Simms eine ledergebundene Mappe auf, etwa von der Größe der Mustermappen kommerzieller Künstler. Die erste Seite bestand aus einer detailierten Planskizze des alten Stadtkerns von Pelican Bay.
»Hier haben wir den Vergnügungspark, auf dessen Gelände das Hotel hochgezogen wird«, sagte Simms und benutzte seinen Zeigefinger als Zeigestock. »Und hier, gleich gegenüber auf der anderen Straßenseite, haben wir dieses Vierblockareal, das im Augenblick vor allem aus zweitklassigen Wohnungen, kleinen belanglosen Läden und Einfamilienhäusern besteht, von denen der größte Teil ziemlich
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