Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle
nehmen, schwebte Conroy schon in jenen seligen Regionen, wo Durant und Wu ihn schweben sehen wollten.
Als Conroy einen Shrimps-Cocktail und ein Filetsteak mit Sauce Béarnaise, einer gebackenen Kartoffel und einem Salat bestellte, schmeichelte man ihm weiterhin, indem man sich seiner Wahl anschloß. Durant tat ein übriges und sagte, er hätte gern ein Glas Wein zum Essen und bestellte eine Flasche, bat aber um noch einen Martini, einen kleinen. Herb Conroy schloß sich ihm an und erklärte mit schon leicht verwischter Stimme, daß er einen kleinen Martini für eine gute Idee halte.
»Sie kennen mein Magazin, Herb? Den Pacific?«
»Yeah. Ich lese es gelegentlich.«
»Was halten Sie davon? In aller Offenheit?«
»Ich finde es stinklangweilig«, sagte Conroy und steckte den Rest des zweiten doppelten Martinis weg, den er mit zu Tisch genommen hatte.
»Wir erwägen ernsthaft, dem Blatt einen völlig neuen Zuschnitt zu geben. Wir denken an ein hartes, zupackendes, niemanden schonendes Blatt mit Biß. Hätten Sie Lust an einer solchen Aufgabe?«
»Und ob«, sagte Conroy. »Aus dem Blatt läßt sich was machen. Bis jetzt steht ja wahrhaftig nur drin, wer die Wälder ruiniert und wo man essen gehen soll und wer in Hollywood mit wem vögelt.«
»Aber Sie müßten mit der ersten Ausgabe ganz groß einsteigen – mit einem Knüller«, sagte Overby.
»Knüller liegen doch haufenweise rum, nur hat keiner den Nerv, sie zu drucken«, sagte Conroy. »Haufenweise.«
»Pelican Bay, zum Beispiel?« sagte Durant.
»Yeah, zum Beispiel.«
»Wenn wir korrekt informiert sind, wird es gewisse interessante Veränderungen in Pelican Bay geben, wirtschaftlicher Natur meine ich«, sagte »Dr.« Wu mit eher akademischem Tonfall.
»Sie haben nicht mal die Hälfte begriffen, Professor. Nicht mal die Hälfte.«
»Warum haben denn andere Zeitungen und Magazine noch keinen ihrer Leute auf Pelican Bay angesetzt?« sagte Durant. »Die Los Angeles Times beispielsweise.«
»Warum nicht? Sie wollen wissen, warum nicht?«
»Ja. Warum nicht?«
»Weil sie nicht wissen, wie weit das zurückreicht.«
»Wie weit reicht es zurück?« sagte Wu.
»Bis 1953 – so weit reicht das zurück. Und die haben einfach heute mit damals nicht in Verbindung gebracht, wie ich.« Conroy probierte den frisch servierten Martini, den kleinen. Dann tippte er einen Zeigefinger vielsagend gegen seine Schläfe. »Ich habe alles gespeichert – Namen, Daten, alles. Ich habe auch Unterlagen, vertrauliche Unterlagen, die alles aus dem Sumpf sprengen könnten.«
»Meine Gehaltsvorstellungen für den neuen Chefredakteur bewegen sich in der Gegend von fünfzigtausend Dollar pro Jahr«, sagte Piers. »Erscheint Ihnen das angemessen, Herb? Mit Spesenkonto natürlich, und ein paar weiteren Extras. Das ist natürlich noch kein offizielles Angebot, ich wüßte nur gern, ob es in etwa Ihren Vorstellungen entspricht.«
Conroy dachte darüber nach. Schließlich nickte er wohlwollend. »Yeah, fünfzig sind schon okay.« Er verdiente 16 345 Dollar in diesem Jahr.
»Angenommen, Sie schrieben für die erste Ausgabe eine Story über, sagen wir, Pelican Bay«, sagte Durant, »wo würden Sie anfangen?«
Conroy leerte zuerst sein Glas. Dann hielt er es hoch und sah zu Piers hinüber. »Ob ich noch einen haben kann, Randy?«
»Aber sicher«, sagte Randy und signalisierte dem Barmann, noch einen Martini zu bringen.
»Sie wollen also wissen, wo ich anfangen würde«, sagte Conroy. »Okay, ich sage Ihnen, wo ich anfangen würde. Ich würde in Bowdoin im Jahre 1953 anfangen, deshalb, weil dort damals zwei Burschen ein Zimmer teilten, denen man intellektuelle Brillanz‹ und eine »große berufliche Zukunft‹ bescheinigt hatte. Und soll ich Ihnen verraten, wer die zwei Burschen waren?«
»Wer?« sagte Durant interessiert, um Conroy weitersprudeln zu lassen.
»Vince Imperlino und ein Kerl namens Reginald Simms, von dem Sie sicher noch nie was gehört haben. Aber Imperlino ist Ihnen schon bekannt, oder? Jedenfalls müßte er Ihnen bekannt sein«, sagte er zu Piers.
»Ist er«, sagte Piers.
»Okay. Sie verlassen das College. Imperlino steigt ins Familienunternehmen ein, was ich wohl nicht extra buchstabieren muß. Dieser Bursche Simms geht zur CIA. Und 1961 sind beide schon ziemlich oben auf der Karriereleiter. Um die Zeit herum hat ein CIA-Großkopf die geniale Idee, dem Castro was in die Zahnpasta zu schmuggeln – Curare vielleicht, oder was weiß ich. Okay, es ist eine Mordsidee,
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