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Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle

Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle

Titel: Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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also aß McBride ein Sandwich mit Tomaten und Schinken, trank dazu ein Bier, ging dann wieder hinaus, blieb auf dem Bürgersteig stehen, hätte gern einen Zahnstocher gehabt und überlegte, wohin er jetzt gehen sollte. Nach einigem Zögern entschied er, daß die Bar auf der gegenüberliegenden Straßenseite, die Tex-Mex-Bar & Grill, so gut oder schlecht wie irgend sonst was war.
     
    Als es an der hinteren Tür klopfte, erwog Silk Armitage kurz, sich einschließlich Perücke in ihre Madame-Szabo-Verkleidung zu werfen, fand dann aber, daß sie damit inzwischen niemanden mehr täuschen könnte und ging zur Tür, wie sie war, in maßgeschneiderten Jeans, hohen teuren Stiefeln und einer cremefarbenen Seidenbluse, die aus Paris stammte. Silk Armitage war reisefertig.
    Der kleine Sandy Choi riß die Augen auf, als Silk die Tür öffnete. »He, Mann, du bist nicht Madame …«
    »Hallo, Sandy«, sagte Silk und bediente sich ihres Madame-Szabo-Akzents.
    Sandy Choi, ganze neun Jahre alt, ließ seine Entdeckung blitzschnell durch die Rechenmaschine laufen, die er anstelle des Hirns hatte, und taxierte ihren Wert in Bargeld. Für Betty Mae Minklaw müßte seine Entdeckung fünfzig Cent wert sein, yeah, dafür würde sie glatt fünfzig Cent ausspucken. Mindestens.
    »Was gibt’s Sandy?« sagte Silk mit normaler Stimme.
    »Einen Dollar«, sagte Sandy und streckte eine klebrige Hand aus. Silk holte aus einer Tasche ihrer Jeans einen Dollar. »Erst du«, sagte sie, »dann der Dollar, wenn die Nachricht einen wert ist.«
    »Hier läuft ein Typ rum, der überall Fragen stellt. Er sagt, er ist Reporter von der Washington irgendwas.«
    »Post?«
    »Yeah, Post.«
    »Und was will er wissen?«
    »Ob jemand Silk Armitage kennt.« Sandy Choi lächelte mit unwiderstehlichem Charme, sagte noch: »Das sind Sie, richtig?«, schnappte sich den Dollar aus Silks Hand und raste davon, über die Treppe der Veranda auf die Seitenstraße.
     
    Nachdem Eddie McBride ein Bier vom Faß bestellt hatte, das zu trinken er allerdings nicht beabsichtigte, beschloß er, die üppige Blondine auszuhorchen, die sich mit der Frau hinter der Theke unterhielt. Die üppige Blondine war Betty Mae Minklawn, und die Frau hinter der Theke war ihre Freundin und Vertraute, Madge Parkinson.
    McBride nahm sein Bierglas und schlenderte auf die beiden zu, hielt aber mit Hilfe von zwei Barhockern gebührenden Abstand zu Betty Mae. Er ließ sich bereitwillig von beiden Frauen mustern, nickte schließlich und sagte: »Tag, die Damen.«
    Betty Mae mochte gut aussehende junge Männer, und besonders mochte sie jene, die ein bißchen aussahen, wie Alan Ladd in den Vierzigern und Fünfzigern ausgesehen hatte, nur daß dieser hier nicht ganz so fesch und weichherzig schien. Sie sagte: »Guten Tag«, und prüfte mit der Hand den Sitz ihrer chromgelben Bienenkorbfrisur.
    »Mein Name ist Tony Max«, sagte McBride, »von der Washington Post .« Er holte mit geübtem Griff seinen Presseausweis hervor und reichte ihn Betty Mae, die ihn interessiert begutachtete, ehe sie ihn an Madge Parkinson weiterreichte.
    Als Madge den Ausweis zurückgegeben hatte, sagte Betty Mae: »Was in Herrgotts Namen machen Sie denn hier bei uns?«
    »Wir suchen jemanden.«
    »Sie sind an einer Story?«
    »Richtig.«
    »Und nach wem suchen Sie?«
    »Wir haben einen Tip bekommen, daß Silk Armitage möglicherweise irgendwo hier lebt. Sie hat sich unsichtbar gemacht, und wir wüßten gern, warum.«
    Mit Betty Maes Gesicht passierte etwas, das McBride verriet, daß er ins Schwarze getroffen hatte. Ihre Augen wurden schmal und ihr Mund verzog sich zu einem Ausdruck fast störrischer Mißbilligung. Wachsam, dachte McBride. Sie versucht auszusehen, als wüßte sie von nichts, und sieht nach genau dem Gegenteil aus. Auf der Hut.
    »Silk Armitage, die Sängerin?« sagte Betty Mae und bemühte sich, gleichgültig zu klingen.
    »Richtig.«
    »Warum, in aller Welt, sollte jemand wie sie ausgerechnet hier wohnen?«
    »Genau das wollen wir herausfinden.«
    »Steckt sie in Schwierigkeiten?«
    »Wenn ja, würden wir ihr gern helfen.«
    »Sie meinen eine große Story?«
    »Ja, Ma …«. McBride hatte »Ma’am« sagen wollen, besann sich aber eines Besseren. Er schenkte Betty Mae ein Lächeln, das Lächeln, das er für sein Hurenhaus-Lächeln hielt. Betty Mae schien es zu mögen.
    »Glauben Sie, daß die Story gut genug für einen Film wird?«
    »So was kann man nie im voraus sagen«, sagte McBride. »Erst mal müssen wir sie

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