Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle
natürlich finden. Und wenn sich zeigt, daß dahinter eine große Kiste steckt, machen sie möglicherweise auch einen Film draus.«
»Ich sage Ihnen was.«
»Was?«
»Sie könnte sich doch selbst spielen, oder?« Betty Mae wandte sich an Madge Parkinson. »Findest du nicht auch?«
Madge ging diese Besetzung im Geist durch, ehe sie sich festlegte. »Ja, könnte sie wahrscheinlich. Aber weißt du, wen ich noch besser finde?«
»Wen?«
»Lace Armitage, ihre Schwester.«
»Himmel, ja«, sagte Betty Mae. »Das gäbe vielleicht Publicity.« Sie wandte sich wieder McBride zu. »Und wer, glauben Sie, spielt Sie?«
»Habe ich mir wirklich noch nicht überlegt.«
»Weißt du, wer ihn spielen könnte?« sagte Betty Mae zu ihrer Freundin Madge.
»Wer?«
»Steve McQueen.«
Madge schüttelte den Kopf. »Zu alt.«
»Yeah, wahrscheinlich«, sagte Betty Mae und blickte wieder McBride an. »Aber einfach mal angenommen, der Film wird gemacht, dann muß doch jemand auch die Person spielen, die dem Reporter den richtigen Tip gegeben hat, oder?«
»Sie meinen die Person, die ihm gesagt hat, wo Silk Armitage sich aufhält?«
»Genau«, sagte Betty Mae. »Die Rolle müßte schon gut besetzt werden, finde ich. Okay, es ist keine große oder so was, aber eine wichtige Nebenrolle.« Betty Mae prüfte instinktiv wieder ihre Frisur.
»Yeah, wäre sie wohl«, sagte McBride und beobachtete, wie Betty Mae und Madge Blicke voller Heimlichkeit und tiefer Bedeutung austauschten.
»Vielleicht sogar mit Mary Tyler Moore?« sagte Betty Mae.
»Sie wäre toll«, sagte McBride und zückte Block und Kugelschreiber, die er auf Anraten von Otherguy Overby erworben hatte. »Wo ist Silk Armitage zu finden?« sagte er.
»Wir haben nicht gesagt, daß wir es wissen«, erwiderte Betty Mae geziert.
»Sie wissen es«, sagte McBride und lächelte. »Ach, noch was. Ich hätte gern Ihre Namen für die Story. Sie sind?« Die Frage ging an Betty Mae.
»Betty Mae Minklawn, mit y in Betty, e in Mae und dann Mi-n-k-l-a-w-n, und das ist Madge Parkinson, und Silk Armitage wohnt gleich gegenüber von mir, einen Block von hier, 2221, Breadstone Avenue.«
McBride versuchte, die beiden Frauen nicht merken zu lassen, welches Triumphgefühl ihn durchströmte, während er alles aufschrieb. Er brachte sich sogar dazu, noch ein paar Fragen an sie zu richten, die sie mit einem Eifer beantworteten, als gelte es, ein Quiz zu gewinnen. Schließlich bedankte McBride sich überschwenglich, rutschte vom Barhocker, machte kehrt und ging zur Tür.
Gerade als er hinausgehen wollte, betrat ein Mann das Tex-Mex, ein ziemlich langer, blonder Mensch in einem grell karierten Polyester-Jackett, dunklen Hosen, blauem Hemd und herabgezogener Krawatte. Der lange Mensch und McBride musterten einander für den Bruchteil einer Sekunde, und durch Erfahrung und sicher auch Instinkt schoß in McBrides Hirn automatisch ein Wort hoch: Bulle.
Dem langen Menschen, der McBrides Gesicht automatisch in seinem Gedächtnis für die Zukunft abheftete, kam auch unverzüglich ein Wort in den Sinn: Ärger – obwohl er nicht sicher war, von welcher Sorte. Der lange Mensch war Lt. Marion Lake vom Morddezernat.
Lt. Lake inspizierte die Bar und entschied sich automatisch für Betty Mae und Madge als ergiebigste Kandidatinnen. An der Theke angelangt, bestellte er ein Bier und sagte im Plauderton: »Ich bin Bill Warren und arbeite für die Los Angeles Times.«
Betty Mae und Madge blickten einander an und hielten dann eine hastig geführte Zwiesprache.
Nach der eiligen Beratung wandte Betty Mae sich Lt. Lake zu und sagte: »Wir reden erst wieder mit Reportern, wenn wir mit ihm gesprochen haben.«
»Mit wem gesprochen?« sagte Lt. Lake.
»Mit unserem Agenten.«
Diesmal mußte Solly Gesini seinen Wagen verlassen, um McBride folgen zu können. Aber ehe er das tat, schloß er sein Handschuhfach auf, nahm die .38er Smith & Wesson Centennial heraus, checkte sie kurz, obwohl er das vor erst einer Stunde getan hatte, und schob sie in seine Jackentasche.
McBride ging die Breadstone Avenue entlang in Richtung 2221, bis er gefunden hatte, was er suchte – einen Drugstore. Er trat ein und benutzte ein Münztelefon, um Otherguy Overby anzurufen. Er ließ fünfmal durchklingeln und wollte schon einhängen, als Overby sich ziemlich atemlos meldete.
»Ich bin’s«, sagte McBride.
»Kid ist am Telefon«, sagte Overby zu Durant und Wu, die gerade mit ihm die Wohnung betreten hatten. Durant nahm den Hörer.
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