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Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle

Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle

Titel: Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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Sie haben die ganze Nacht geredet – der alte Herr ist, nebenbei bemerkt, absolut faszinierend –, und schließlich hat er sie gefragt, ob sie den Rest ihres Lebens mit Austernöffnen verbringen wollten. Sie sagten nein, und er erbot sich daraufhin, sie zu unterrichten. Was er getan hat.«
    »Mit welcher Zielrichtung?«
    »Fürs College! Princeton, genauer gesagt.«
    »Die beiden sind Ivy Leaguers?«
    »Nur Wu, und er auch nicht richtig, er hat keinen Abschluß gemacht. Der wirkliche Student war Durant, nur besuchte er keine Vorlesungen, jedenfalls nicht offiziell, obwohl er sie natürlich besuchte.«
    »Das wird ja immer schöner.«
    »Der alte Herr benutzte seine Verbindungen und die einiger Freunde, um Wu aufs College zu bekommen. Eines der Empfehlungsschreiben stammte von Edmund Wilson, einem alten Schulkameraden von Dr. Belyeu.«
    »Herrgott.«
    »Dr. Belyeu stellte dann die Bedingung, daß Wu als der letzte der Mandschus ständig von seinem Leibwächterfreund begleitet werden müßte, auch in die Vorlesungen. Durant.«
    »Diese Mandschu-Masche, wer hat sich die einfallen lassen? Dr. Belyeu?« sagte Piers.
    »Eben der. Er grub ein bißchen in Wus Herkunft herum und grub irgendwie aus, was ich Ihnen eben erzählt habe.« Ebsworth legte etwas Südstaaten und kultivierte Arroganz in seine Stimme. »›Mit Sicherheit bleiben gewisse Zweifel bestehen, mein lieber Mr. Ebsworth, aber obwohl alles als ein sorgfältig ausgeklügelter Jux begonnen hat, halte ich es inzwischen für vorstellbar, daß Arthur tatsächlich der letzte der Mandschudynastie sein könnte. Überdies ist es eine solch zauberhafte Geschichte.‹ Genauso redet er. Ein wahrhaft bemerkenswerter alter Bursche.«
    »Und wie sah das in der Praxis aus?«
    »Im ersten Jahr unterstützte Dr. Belyeu die beiden.«
    »Und danach?«
    »Poker.«
    »Sind sie gut?«
    Ebsworth konsultierte seine Karten. »1969, bei einem Table-Stakes-Spiel im Leamington-Hotel in Minneapolis, sind sie mit dreiundachtzigtausend Dollar abmarschiert.«
    »Das war aber viel später«, sagte Piers. »Was war inzwischen passiert?«
    »Sie verschwanden 1960 aus Princeton und ließen sich in Mexiko nieder. Sie murksten mit präkolumbianischer Kunst herum, bekamen aber Ärger und landeten im Gefängnis. Die Anklage wurde jedoch fallengelassen – und wo, glauben Sie, finden wir sie wieder? Im Peace Corps.«
    »Im Peace Corps?«
    »Yeah, Ende 1961 werden sie nach Indonesien geschickt und sitzen ein Jahr später wieder im Gefängnis. In Djakarta. Wegen Schmuggel. Aber wieder wird die Anklage fallengelassen, nur haben sie zu dem Zeitpunkt schon zwei Monate gesessen. Anschließend treiben sie sich am Pazifik herum, bis sie in Papeete landen, Bevölkerung damals um die neunzehntausend.«
    »Das war wann?«
    »Anfang 1963.«
    »Tahiti, also?«
    »Yeah.«
    »Und was machten sie in Papeete?«
    »Sie hatten selbst etwas Geld und zapften dazu noch die Air France an und pachteten diese alte Bar am Hafen. Raten Sie, wie sie sie nannten.«
    »Wie?«
    »Heyst’s Bar.«
    Piers lachte vergnügt in sich hinein. »Mein Gott, Joseph Conrads Axel Heyst. An den Namen habe ich schon Ewigkeiten nicht mehr gedacht.«
    »Okay. Angenommen, Sie sind ein ganz gewöhnlicher Tourist und landen in Papeete, haben nichts zu tun und suchen nach ein bißchen Action. Irgendein hilfreicher Junge vom Air-France-Outfit dient Ihnen Heyst’s Bar als Geheimtip an. Keine Touristen, dafür Saisonarbeiter, Leute, die von Überweisungen aus der Heimat leben, und gestrandete Revuegirls.«
    »Gefällt mir.«
    »Sie spazieren also runter zu Heyst’s Bar am Hafen, und da sitzt wahrhaftig ein dicker Chinese im weißen Leinenanzug mit Panamahut an einem Tisch, sieht aus wie ein junger Sidney Greenstreet und verjagt die Fliegen mit einer Fliegenklatsche, die einen Elfenbeingriff hat, und Sie wissen sofort, daß der Tip gut war. Der andere Typ, der dünne, sein Partner, sieht aus wie ein verhinderter Dichter mit tragischer Vergangenheit, na, und noch besser sind all die hübschen Bräute, die herumsitzen.«
    »Und? Lief der Laden?«
    »Und ob der lief. Aber nach gut einem Jahr haben sie ihn an ein Syndikat in Sydney verkauft.«
    »Womit wir in welchem Jahr wären?«
    Ebsworth konsultierte seine Notizen. »Mitte 1964. Ein paar Jahre trieben sie sich wieder am Pazifik herum und landeten schließlich 1967 in Bangkok, wo sie ins Import-Export-Geschäft einstiegen. Das dauerte zwei Jahre.«
    »Und dann?«
    »1969 waren sie eine Weile in

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