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Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle

Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle

Titel: Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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Thron vertrieben. Als Mao dann 1949 oder 1950 die Macht übernahm, wurde Pu Yi ins Gefängnis geworfen, genauer in ein Arbeitslager, wurde aber irgendwann entlassen und landete als Fremdenführer in Peking, im Himmlischen Palast, präzise. Er starb 1967.«
    »Und das Mädchen?«
    »Sie wuchs in San Francisco bei den Hempsteads auf. Dann, Anfang 1939, erschien bei den Hempsteads ein alter Freund aus China, ein chinesischer Methodistenbischof auf Spendentrip, dessen Name, wenn ich richtig informiert bin, Bertrand Sooming Liu lautete. Es scheint, als habe der Bischof einen Blick für die Ladys gehabt.«
    »Das Mädchen war da wie alt?«
    »1939? Siebzehn, schätze ich. Vielleicht sechzehn.«
    »Und der Bischof schlich sich in ihr Schlafzimmer, richtig?«
    »Irgendwer schon. Jedenfalls wurde sie schwanger und starb bei der Geburt von Artie Wu. Zu der Zeit waren die Hempsteads schon hoch in den Fünfzigern, adoptierten aber nach guter Christensitte auch den Kleinen und nannten ihn Arthur Case Wu. Wu war der Nachname der Mutter gewesen, woher sie den Arthur Case hatten, weiß ich nicht.«
    »Und weiter?«
    »Am 9. August 1945 wurden die Hempsteads bei einem Autounfall in Oakland getötet. Sie hatten keine Verwandten, weder nahe noch ferne, also wurde Artie Wu im John-Wesley-Memorial-Methodist-Waisenhaus abgesetzt. Raten Sie, welcher Sechsjährige da schon auf ihn wartete, um ihn in alles einzuweihen?«
    »Durant«, sagte Piers.
    »Richtig. Quincy Durant – und das ist schon so ziemlich alles, was man über ihn weiß. Er war im traditionellen Weidenkörbchen auf den Stufen des Waisenhauses deponiert worden, als er etwa sechs Wochen alt war. Er hatte ein Bändchen mit einem Zettel um den Hals, auf dem Quincy stand. Niemand wußte, ob das ein Vor- oder ein Nachname sein sollte. Der Typ, der das Waisenhaus leitete, entschied sich für Quincy als Vornamen, und weil er mal einen Durant-Wagen gehabt hatte … gab es überhaupt Durant-Wagen?«
    »Yeah, ich glaube«, sagte Piers.
    »Also, weil er mal so einen Wagen gehabt hatte, gab er ihm diesen Namen.«
    »Herrgott«, sagte Piers. »Und was dann?«
    »Die beiden hielten durch, bis sie vierzehn waren, bis August 1953, präzise. Und dann hauten sie einfach ab und kehrten nie zurück. Seit der Zeit sind sie Partner, unzertrennlich.«
    »Und anschließend? Ich meine, als Partner nach der Zeit im Waisenhaus?«
    »Bis 1956 blieben sie unsichtbar. Aber Ende 56 sind sie in New Orleans und verdienen ihr Geld irgendwo in einem Laden in der Nähe der Canal Street mit dem Öffnen von Austern. Eines Nachts, es ist fast zwei, gehen sie die Chartres hoch und über den Jackson Square zur Decatur, 1021 Decatur, wo sie wohnen.«
    Ebsworth versicherte sich mit einem Blick auf eine der Karten der Richtigkeit seiner Angabe. Piers versuchte unterdessen, sich zu erinnern, wie oft vorher Ebsworth schon seine Notizen konsultiert hatte, und er erinnerte sich, ja, einmal.
    Ebsworth blickte wieder hoch und runzelte die Stirn – ein kleines, eher mißbilligendes Runzeln. »Jetzt wird’s ein bißchen wie bei Dickens oder vielleicht Horatio Alger.« Sein Tonfall gab zu erkennen, daß er von beiden nicht viel hielt.
    »Wie das?« sagte Piers.
    »Weil jetzt Henderson Hodd Belyeu ins Spiel kommt, Doktor der Philosophie – Princeton 1916, wie es scheint –, alte Südstaatenfamilie, unbedeutender Dichter, eine Zeit lang Gastprofessor für Griechisch an der Universität von Mississippi und alternder Homo. Er war damals fünfundsechzig, und Wu und Durant trafen ihn zum erstenmal, als er von zwei Matrosen zusammengeschlagen wurde, die er angemacht hatte.«
    Piers grinste, verschränkte die Hände hinterm Kopf und lehnte sich zurück. »Wer sagt es denn.«
    »Wu und Durant griffen zu und schafften ihm die Matrosen vom Hals. Sie stellten Dr. Belyeu auf die Beine und staubten ihn sorgfältig ab, und dafür war er so dankbar, daß er sie mit in seine Wohnung nahm. Er lebt in einem dieser alten, großen Backsteinhäuser, die den Jackson Square flankieren.«
    »Lebt?«
    »Lebt. Ich habe heute nachmittag mit ihm gesprochen. Er ist vierundachtzig und militanter Aktiver im Vieux-Carré-Ortsverein des New Orleans Gay Liberation Movement. Aber auf dem Sektor spielte sich offenbar nichts zwischen ihm und unseren beiden Helden ab, obwohl ich vermute, daß er es versuchte. Er hat sich darüber nicht geäußert. Was er sagte war, daß ihm bei Wu wie auch bei Durant als erstes deren bemerkenswerte Intelligenz aufgefallen sei.

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