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Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle

Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle

Titel: Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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zu schieben. Das brachte ihm bei den Cops von San Francisco den Namen Otherguy ein. Inzwischen hört er kaum noch auf seinen richtigen Vornamen.« Durant sah Wu an. »Maurice, oder?«
    Wu nickte. »Yeah, Maurice.«
    »Ist er ein Dieb oder was?« sagte Ebsworth.
    »Nun ja, ich schätze, er hat in seinem Leben schon mal ein paar Dinge mitgehen lassen«, sagte Wu. »Aber an sich ist er ein kleiner Gauner, der versucht, am Rande der Legalität Geschäfte zu machen. Er ist auch ein passioniertes Klatschweib. Dafür war er uns manchmal nützlich. Für Informationen.«
    »Sie glauben, er könnte wissen, wo Silk sich aufhält?« fragte Lace Armitage.
    Durant setzte sein Glas ab und stand auf. »Mit Sicherheit nicht.
    Aber vielleicht kann er uns in die richtige Richtung führen. Sie erwähnten einen Brief.«
    Lace nickte. »Ich schreibe ihn noch heute abend. Sie haben ihn morgen früh. Ist Ihnen zehn recht?«
    »Zehn ist okay«, sagte Durant.
    Wu war auch aufgestanden, schlenderte zum riesigen Fenster und starrte hinaus aufs glitzernde Santa Monica. Schließlich drehte er sich wieder um und sah Piers an, der gleichfalls aufgestanden war. »Wir sind ziemliche Außenseiter«, sagte er.
    Piers dachte darüber nach. »Zehn zu eins, wenn nicht höher.«
    »Vermutlich höher.«
    »Vermutlich.«
    »Sobald die Bank morgen früh aufmacht, bin ich mit Ihrem Scheck zur Stelle.«
    Piers musterte Wu einen Augenblick lang. Dann lächelte er.
    »Wären Sie das nicht«, sagte er, »finge ich an, an meiner Menschenkenntnis zu zweifeln.«

Acht
    Salvatore Gesini, der Geldverleiher, fuhr nicht gern selbst, obwohl er seit dreißig Jahren in Kalifornien lebte, wo Autofahren schon in den Schulen als mittleres Dogma verkündet wird. Und Gesini fuhr auch immer noch so, wie man in seinem Geburtsviertel in New York, in Manhattan, fährt, nervös, gereizt und finster entschlossen.
    Üblicherweise ließ Gesini sich von einem seiner älteren Lustknaben herumfahren, aber im Mr. Wonderful war mal wieder niemand anwesend, als Freitag morgen der Anruf gekommen war. Also war Gesini in seinen Oldsmobile 98 geklettert und losgefahren und hatte sich mächtig darüber aufgeregt, daß von den Scheißern nie einer da war, wenn man ihn brauchte.
    Als kleiner, gedrungener Mann von fünfundfünfzig mit einem kahlen Schädel und verknautschtem Gesicht, in dem nichts zueinander zu passen schien, war Gesini auf nachgerade bemerkenswerte Weise häßlich. Die vorquellenden braunen Augen standen zu eng gegen das gewaltige wächserne Dreieck von einer Nase, die sich ihrerseits bis zu einem Rosenknospenmündchen herabsenkte. Und das Mündchen war so rund, daß es immer in Gefahr schien, über das vorspringende Kinn abzurollen, das selbst nach der Rasur den Bart noch blau durchschimmern ließ.
    Obwohl Gesini der alleinige Besitzer von Mr. Wonderful war, dem Fitness-Center in Venice, mit dem Motto We Build The World’s Best Bodies, hatte er seinen eigenen Körper vor die Hunde gehen lassen. Er war fett, extrem fett, mit einer grauen Haut, die in Farbe und Beschaffenheit an feuchten Ton erinnerte. Und obwohl er Nichtraucher war, keuchte und japste er bei der geringsten Anstrengung, zum Beispiel, wenn er einen aus seiner Garnitur von muskulösen jungen Männern bediente – eine sexuelle Neigung, die er in San Quentin kultiviert hatte, wo er vor fünfzehn Jahren sechzehn Monate wegen Totschlags abgesessen hatte. Gesini, Vater von vier Kindern, machte sich nicht mehr viel aus Frauen im allgemeinen und der eigenen im besonderen, weil ihm mißfiel, wie sie ihn betrachteten, wenn er sich auszog.
    Gesini dachte über den Anruf nach, den er morgens erhalten hatte, während er auf dem San Diego Freeway Richtung Süden fuhr und sich, blind für den Verkehrsfluß, mit ganzen fünfundvierzig Stundenmeilen stur auf der Schnellspur hielt.
    Der Anruf hatte ihm um 8 Uhr 30 erreicht, ein Mann, der sich als Direktionsassistent von Mr. Simms auswies. Gesini war wegen der Stimme und ihres Tonfalls ziemlich verärgert gewesen, weil es eine pampige Hollywood-Stimme gewesen war, ganz affektiert, die Art, die oft »sagenhaft« sagte und einen mit seinem gottverdammten Vornamen ansprach, selbst wenn sie dreißig Jahre jünger war. Solly schätzte es, Mr. Gesini genannt zu werden, Himmel Herrgott, wenigstens in den ersten zwei Minuten.
    Niemand, den Gesini kannte, wagte es je, Mr. Simms anders als eben Mr. Simms zu nennen, obwohl auch er einen Vornamen hatte – Reginald. Gesini überlegte, woher

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