Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle
näherte. Aber jetzt gefielen ihm die Fußgänger nicht. Zu viele Schmalzlocken und zu viele Briketts, dachte er, während er auf einen Parkplatz fuhr und den schwarzen Park-Wächter anschnauzte: »Passen Sie auf die Scheißkotflügel auf.« Er wartete noch, bis sein Wagen sicher eingeparkt war. Manchmal, wenn er argwöhnte, daß der Wächter betrunken oder auf Dope oder beides war, mietete er zwei Parkplätze, parkte den Oldsmobile in der Mitte und nahm den Schlüssel mit. Gesini traute kaum einem. Vielleicht niemandem.
Das Gebäude, in dem er Mr. Simms treffen sollte, nannte sich Ransom Tower. Gesini erinnerte sich, daß er nach einem von Pelican Bays verstorbenen Stadtvätern benannt worden war. Er erinnerte sich auch, daß es beim Bau einen Skandal gegeben hatte, aber außer der behördlichen Bestechungsaffäre fielen ihm keine weiteren Einzelheiten mehr ein.
Der Ransom Tower war gut zwei Jahre alt und genau fünfzehn Stockwerke hoch. Gebaut aus Stahlträgern und getöntem Glas, erinnerte er in seinen Proportionen an eine Schachtel Cornflakes. Er lag zwei Blocks vom Meer landeinwärts, die Bewohner der Westseite konnten das Meer sogar sehen, wenn sie wollten, die der Ostseite hatten nur die Straßen von Pelican Bay zum Ansehen, oder, wenn sie die leid waren, Los Angeles.
Gesini fand das Schild mit Reginald Simms, Inc., Anlageberater, auf der Haustafel und fuhr in den fünfzehnten Stock hoch, der eigentlich der vierzehnte war, weil es keinen dreizehnten gab. Im sechzehnten Stock, eigentlich dem fünfzehnten, residierte ein exklusiver Privatklub, wie Gesini gehört hatte, was seiner Meinung nach in Pelican Bay bedeutete, daß Juden keinen Zutritt hatten. Italiener auch nicht, schätzungsweise, was Gesini verstehen konnte.
Das erste, was Gesini sah, als er aus dem Fahrstuhl trat, war eine rothaarige Empfangssekretärin, die ihn anlächelte und ihn fragte, ob und mit wem er verabredet sei. Als er es ihr gesagt hatte und auch gesagt hatte, wer er war, lächelte sie wieder, nahm den Hörer ab und sagte ins Telefon: »Mr. Gesini ist hier.«
Wenig später sagte eine Stimme zu Gesinis Rechter: »Hallo, Solly.«
Gesini drehte zur Seite und sah einen ziemlich großen gewachsenen Mann von etwa zweiunddreißig mit dem polierten Äußeren eines Dressman vor sich. Der Mann hatte eine Fülle meisterlich geschnittener brauner Haare und trug einen dreiteiligen graublauen Anzug mit eierschalenfarbenem Hemd. Das Hemd war offen und schlipslos, den Kragen hatte der Mann über die Revers des Jacketts geklappt, was Gesini ziemlich albern fand.
Der Mann senkte sich zu ihm herab, die Hand ausgestreckt. Gesini schüttelte sie schlapp.
»Ich bin Chuck West«, sagte der Mann und mißfiel Gesini automatisch, weil jeder Gesini mißfiel, der einen so schönen Namen wie Charles hatte und ihn zu Chuck versaute. Gesini haßte es übrigens auch, Solly genannt zu werden, machte davon aber nie viel Aufhebens, da ihm Salvatore auch nicht besser gefiel.
Chuck West steuerte Gesini meerwärts durch die Halle, wobei er ihm beredt klarmachen wollte, daß sie wüßten, wie beschäftigt er sei, und wie dankbar sie seien, daß er so kurzfristig Zeit für sie gefunden habe. Gesini knurrte nur ein »Yeah« oder »Sicher« als Antwort und fragte sich insgeheim mit wachsender Neugierde, was sie wohl von ihm wollten.
Am Ende der Halle erreichten sie eine Tür. West nahm eine Plastikkarte, die einer Kreditkarte ähnelte, aus der Tasche und schob sie in einen Schlitz. Die Tür, die aus Holz zu sein schien, schob sich auf, und Gesini war ziemlich sicher, daß sie aus Metall war, vermutlich Stahl.
Gesini nahm von dem Raum, den sie nun betraten, nur wahr, daß er einen dicken Teppich und getäfelte Wände und eine blonde Sekretärin an einem antiken Schreibtisch enthielt und daß die Sekretärin zu ihm hochsah und ihn anlächelte und dann gleich weitertippte. West benutzte wieder die Plastikkarte, um die nächste Tür zu öffnen. Inzwischen plauderte er übers Wetter, über den Regen, von dem es zu viel oder zu wenig gab.
Was Gesini in dem riesigen Raum, in den sie jetzt eintraten, zuerst ins Auge fiel, war ein Kamin aus grauem Stein, in dem meterlange Holzscheite prasselten. Gesini fragte sich sofort, wer wohl die Scheite hochschaffte und wie der Schornstein funktionierte und ob man einen Gasbrenner benutzte, um die Scheite anzuzünden und am Brennen zu halten.
Ihm fiel weiterhin die enorme getönte Glaswand auf, hinter der sich der Pazifik dehnte, und
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