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Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle

Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle

Titel: Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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verdient und dem gerade dämmert, daß er null Aussichten auf den Pulitzer-Preis hat, den ihm jeder prophezeit hatte, als er 1949 noch Redakteur bei der College-Zeitung war. Ich sage euch, findet so einen Typen und kauft ihm ein gutes Steak und jeden Drink, den er will, und ihr lernt eine Menge dazu. Ich habe hier so einen Typen gefunden, Herb Conroy heißt er. Eines Abends hat er also sein Dreizehn-Dollar-Steak intus und die Zwanzig-Dollar-Flasche Wein und arbeitet an seinem fünften oder sechsten Drink, als ich ihm Simms auftische und den Polizeichef und den Stadtdirektor und ihn frage, wie es kommt, daß ich nie was Unfreundliches über sie im Times-Bulletin lese – so heißt das Blättchen, für das er arbeitet. Dann sage ich ihm, wenn er nichts richtig Saftiges über sie weiß, könnte ich ihm mit ein paar Tips aushelfen, die mich zwei, drei Telefongespräche gekostet hätten.«
    »Und? Was hat er gesagt?« fragte Durant.
    Overby schüttelte immer noch irgendwie ungläubig den Kopf. »Er fing an zu heulen. Mann, das ist vielleicht ein Gefühl – du sitzt da und siehst zu, wie ein fünfzig Jahre alter Mann in aller Öffentlichkeit anfängt zu plärren. Du siehst dich um, ob es auch keiner gemerkt hat, aber natürlich haben alle es gemerkt. Verdammt peinlich, sage ich euch.«
    »Warum heult er?« sagte Durant.
    »Das habe ich ihn auch gefragt. Ich habe ihm irgendwie auf den Arm geklopft und ihm mein Taschentuch gegeben, und er hat sich die Nase geputzt und sich entschuldigt. Und dann plötzlich fuhr er ab – daß er seit fünfundzwanzig Jahren beim Times-Bulletin als Lokalreporter ist und daß er nie woanders gearbeitet hat, weil seine Schwiegermutter, die mit ihm und seiner Frau zusammenlebt, nicht aus Kalifornien weg will, dabei hätten die New York Times und die Washington Post und UPI ihm Jobs angeboten – Mann, ich weiß nicht, wie oft ich die Story schon gehört habe. Diese abgefuckten Reporter behaupten alle dasselbe. Sie stehen nur deshalb nicht in Paris oder sonst wo im schicken Trenchcoat mit Mikro in der Hand, um fürs Fernsehen zu berichten, weil sie sich immer geweigert haben, andern in den Arsch zu kriechen. Okay, ich kaufe ihm noch einen Drink, den er garantiert nicht mehr braucht, und er fängt an, mir klarzumachen, daß er sich von mir nicht sagen lassen muß, was in seiner Stadt läuft.« Overby überdachte, was er gesagt hatte. »Könnt ihr folgen?«
    »Sicher«, sagte Wu.
    »Also frage ich ihn, was er meint, und er sagt, was ich weiß, weiß er schon lange, und er weiß garantiert noch mehr. Und wenn ich mich wundere, warum nichts in der Zeitung steht, soll ich mich doch vielleicht mal weiter umhören und rausfinden, wem die gottverdammte Zeitung gehört. Er ist jetzt total ausgeflippt. Wie Besoffene eben sind. Er ist sauer auf mich, und er ist sauer auf sich, weil er nicht in Georgetown wohnt und jede Woche Kissinger zum Essen da hat, und er ist sauer auf seine Schwiegermutter und seine Frau und weiß der Geier auf wen noch. Auf sich selbst am meisten, schätze ich. Ich denke mir, wenn ich noch einen oder zwei Drinks in ihn reinschütte, packt er richtig aus. Ihr wißt, was ich meine.«
    Overby schien eine Bestätigung zu erwarten, also nickte Durant und sagte: »Bestens.«
    »Ich bestelle also zwei Doppelte vom besten Kognak, was mich um weitere zwölf Dollar zurückwarf, und er kippte seinen runter, als wäre es Diätcola oder so was. Okay, der Kognak haut ihm die letzte Bremse weg, ein paar Minuten später hängt er überm Tisch und fragt mich, ob ich weiß, wann präzise Simms in Pelican Bay aufgetaucht ist. Ich sage ihm, sicher, gleich nach den Wahlen, als eine Art Stadtentwicklungsberater. Er schüttelt den Kopf und schüttelt ihn, bis ich schon denke, gleich fällt er ihm ab, und dann sagt er, nein, früher. Er erzählt mir, daß Simms der Typ war, der den Verkauf vom Times-Bulletin durchgezogen hat, vier Monate vor der Wahl im November. Die Zeitung war seit ewig im Familienbesitz, und jede Menge Konzerne haben versucht, sie aufzukaufen, aber die Familie hat immer abgelehnt. Da kommt Simms in die Stadt, macht ein Angebot, und eine Woche später wird verkauft. Und kaum ist sie verkauft, schießt sie gegen den Stadtrat und den Kongreßabgeordneten und jeden, der ein Amt hat. Wie gesagt, der Stadtrat wurde gekippt, aber der Abgeordnete wurde wiedergewählt, weil Pelican Bay nur sein halber Wahlbezirk war. Nur, er hält sich nicht lange, der Abgeordnete, meine ich, weil seine Frau ihn

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