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Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle

Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle

Titel: Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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Parkplatz, der bis auf zwei schrottreife Ford Sedans aus den frühen Sechzigern leer war. Norris parkte den Winnebago vorsichtig rückwärts ein, stellte den Motor ab und seufzte erleichtert auf.
    »Du hattest echt jede Menge Platz«, sagte Egidio.
    »Yeah, sicher. Und wenn ich einen Kratzer an den neuen Winnebago gemacht hätte, wäre der Teufel los. Sollys Schwager hätte den Verstand verloren.«
    Sie kletterten aus dem Wohnmobil und schlossen es ab. Gerade, als sie gehen wollten, öffnete sich die Tür eines der schrottreifen Fords, und ein dünner, verhungert aussehender Bursche von allenfalls zweiundzwanzig stieg aus. Er trug einen langen verfilzten Bart, der gewaschen vermutlich blond, jetzt aber so fettig und grau wie das gleichermaßen lange Haar war, das in sorgfältig geflochtene Zöpfchen frisiert war, die wie die Zacken einer Krone vom Kopf abstanden. Der junge Bursche zwirbelte, ohne sich dessen bewußt zu sein, an einem Zöpfchen, während er auf Egidio und Norris zuschluffte. Er hätte ein Bad gebrauchen können.
    »Macht einen Dollar«, sagte er.
    Egidio blickte erst ihn und dann das Schild an. »Fünfzig Cent steht da.«
    Der Bursche wandte sich auch dem Schild zu. Seine Augen glitzerten feucht und grau und leicht irre. Sie lasen das Schild – oder vielleicht auch etwas, das weit dahinter lag. Er blickte wieder Egidio und Norris an.
    »Das gedruckte Wort«, sagte er verächtlich und schüttelte den Kopf, wobei die Zöpfchen eine Art Schlangentanz aufführten. »Macht einen Dollar.«
    Egidio wollte protestieren, aber Norris sagte: »Los, bezahl den Scheißer.«
    Der Bursche nahm die Dollarnote, betrachtete sie interessiert und musterte dann Egidio und Norris. Wieder schüttelte er den Kopf, und wieder tanzten die Zöpfchen. »Ihr eßt Fleisch, oder?« sagte er, machte kehrt und schlurfte barfuß zurück zum schrottreifen Ford, der sein Zuhause war.
    Egidio verzog das Gesicht und spuckte aus. »Verdammte Junkies.«
    Als sie wieder auf der Straße waren, blieb Norris stehen und sagte: »Welches?«
    Egidio nickte in Richtung Strand. »Das da.«
    Das Gebäude, das Egidio gemeint hatte, war ein heruntergekommenes Apartment-Hotel aus rotem Backstein. Es lag auf der Meerseite der Straße, und das schwarzweiße Schild, das gleich unterhalb der Dachlinie quer über die Fassade lief, stammte noch aus dem Jahr 1928. Nur mühsam war zu entziffern, was daraufstand: SEASHORE HOTEL – ZIMMER AB $2,50.
    Egidio und Norris gingen bis zum Eingang, der seitwärts zwischen Straße und Strand lag, und betraten durch eine Glastür die Hotelhalle, die leer war. Der Fahrstuhl mit grüner Tür befand sich links neben dem Teil der Halle, der in besseren Zeiten der Empfang gewesen war. Jetzt standen dort Mülleimer, die meisten voll.
    Der rote Fahrstuhlknopf für BESETZT leuchtete zwar, trotzdem drückte Norris den Aufwärts-Knopf. Dann schniefte er, krauste die platte Nase und sagte: »Riecht nach toter Katze.«
    Egidio schniefte auch, krauste die Stirn und nickte zustimmend. Der Fahrstuhl landete mit einem heftigen Ruck im Erdgeschoß. Das rote Besetzt-Lämpchen ging aus, und die Tür schob sich auf. Ein recht hübsches junges Mädchen wollte aussteigen, erstarrte aber, als es die beiden Männer sah. Es war jung, sehr jung, sicher nicht mal achtzehn, mit wachsamen braunen Augen und einem kleinen Mund, der sich jetzt zu einem entsetzten O formte. Es wich erst mal zurück, zwang sich dann aber, seitwärts an den beiden Männern vorbeizuhasten.
    »Buh!« sagte Icky Norris.
    Die Kleine kreischte und floh durch die Halle zur Tür hinaus.
    »Wetten, daß das Mäuschen schon ein-, zweimal vergewaltigt worden ist?« sagte Norris, während sie den Fahrstuhl betraten.
    Egidio drückte auf den Knopf zum sechsten Stock und nickte bloß. Wie meistens ersparte er sich die Antwort auf die absurden Kommentare, die Norris für alles und jedes bereithielt. Manchmal, dachte Egidio, quatscht der Nigger zuviel.
    Im sechsten Stock stiegen sie aus und gingen über den kahlen Flur bis zu Zimmernummer 611. Egidio klopfte an.
    Eine Männerstimme rief: »Ja?«
    »Wir sind es«, sagte Egidio, »ich und Icky.« Er hob die Stimme, um sich durch die Tür verständlich zu machen.
    Die Tür öffnete sich, und Eddie McBride stand im Türrahmen, in weißen Boxershorts. Er musterte die beiden Männer und furchte die Stirn.
    »Ihr habt Samstag gesagt«, sagte McBride und furchte die Stirn noch mehr. »Samstag mittag.«
    »Samstag, Freitag, spielt doch jetzt

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