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Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle

Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle

Titel: Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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dem hungrigen Blick des geborenen Informanten Platz, der Klatschtante, die lieber tot umfiele, als ein Gerücht zu verpassen.
    »Ihr habt was laufen, Jungs, richtig?« sagte er.
    »Vielleicht«, sagte Durant.
    »Und ihr nehmt mich mit rein.«
    Wu nahm einen Schluck Bier. »Wir erwägen es.«
    »Und was bringt mir das?«
    »Was du uns schuldest, Otherguy«, sagte Durant. »Siebzehntausend.«
    Overbys Gesichtszüge verrutschten, hellten sich aber gleich wieder auf, weil er den Ausweg sah. »Plus Spesen«, sagte er.
    Durant seufzte wieder. »Okay, plus Spesen.«

Elf
    Durant stand, die Bierdose in der Hand, am Fenster in Overbys Wohnung und starrte nach draußen auf die Dächer von ein paar heruntergekommenen zwei- und dreistöckigen Gebäuden. Der Rahmen eines ausgeweideten Fahrrads, sicher gestohlen, lag auf einem Dach. Zwei Blocks hinter den Gebäuden kletterten zwei fast leere Gondeln auf den Gipfel des höchsten Höckers der Berg- und Talbahn im Bayside-Vergnügungspark. Die Gondeln erklommen den Höcker, machten eine Verschnaufpause und tauchten talwärts ab. Hinter dem Vergnügungspark, im Sonnenschein glitzernd, aber eher grau als blau, lag das Meer.
    Durant drehte sich um. »Du hältst dich immer hübsch in der Nähe des Ozeans, oder, Otherguy?«
    Overby schniefte. »Gut für meine Nebenhöhlen. Schafft Durchzug.«
    Overby saß auf der Couch, Wu in einem der Sessel. Wu holte eine seiner langen Zigarren hervor, schnipste das Ende ab, zündete sie wie üblich mit einem Küchenstreichholz an und betrachtete kritisch die Glut, ehe er sagte: »Nun pack mal aus, Otherguy.«
    »Was?«
    »Zum Beispiel, wieso du ausgerechnet in Pelican Bay gelandet bist.«
    Overby leerte seine Bierdose. »Pelican Bay ist reif, überreif sozusagen.«
    »Erzähl schon«, sagte Durant.
    Overby stand auf und machte sich auf den Weg in die Kochnische, erinnerte sich aber seiner Gastgeberpflichten und blieb stehen. »Wollt ihr auch noch ein Bier?«
    Wu und Durant wollten keins.
    »Also, als der Krieg in Vietnam zu Ende ging, lief da draußen überhaupt nichts mehr«, sagte Overby, während er eine Bierdose aus dem Kühlschrank nahm. »Da draußen« war für ihn der gesamte Ferne Osten – von Seoul bis Sydney. Er machte die Dose auf und zielte mit der Lasche ins Spülbecken. Er warf daneben.
    »Wo warst du damals überhaupt?« fragte Wu, als Overby wieder auf der Couch Platz genommen hatte.
    »Ich? In Saigon. Das heißt, als sie die Schlitzaugen aus den Flugzeugen rausprügelten und so was, war ich schon weg. Aber bis zwei, drei Wochen vorher war ich noch da. Man roch ja richtig, daß Feierabend war, und in solchen Situationen setzt man sich besser ab.«
    »Aber bis dahin ging’s dir gut, oder?« sagte Durant.
    Overby schüttelte den Kopf. »Ein paar kleine Geschäfte. Diamanten, ein bißchen Gold, aber die Konkurrenz war grauenhaft. Wißt ihr, wer damals noch alles in Saigon rumhing?«
    »Wer?«
    »Pancho Clark war da und Jane Arden. Sie war den ganzen Weg von Seoul gekommen, fett wie immer, ja, und der alte Tiger Madrid war aus Cebu eingelaufen …«
    »Ich dachte, der Tiger wäre tot«, sagte Wu.
    »Ach wo. Okay, er war da und Run Run natürlich – da passierte das ja auch mit den viertausend, die ich ihm schulde, wo er euch dann vorgelogen hat, es wären fünftausend. Ja, und Pommie Bastard war auch da. Alt wie er ist, hat er trotzdem die weite Reise von Adelaide gemacht und abgesahnt, sagt man wenigstens. Na ja, er war da und mal nachdenken, wer noch, oh ja, der Niggerlick Kid war da – ihr kennt ihn aus Papeete, und Gyp Lucas ist auch aufgetaucht und noch ein paar, aber da fallen mir momentan die Namen nicht ein.«
    »Und jeder hat sich saniert, richtig?« sagte Wu.
    »Ein paar auf jeden Fall, wenn’s stimmt, was die Leute erzählten. Von einem weiß ich es genau, von Gyp Lucas. Er hat sich mit Smaragden im Wert von mindestens zweihundert Riesen davongemacht, die er gegen fünfzehn Erster-Klasse-Sitze nach Paris getauscht hatte. Ich hab eigentlich nur meine Reisekasse aufgefrischt. Okay, ich habe mich dann beizeiten nach Singapur abgesetzt, aber als die Scheißer anfingen, eine Art CVJM aus der Stadt zu machen, bin ich weiter nach Hongkong, aber um da jetzt leben zu können, muß man ein gottverdammter Millionär sein, also ging ich nach Manila zurück. Da ist es auch nicht viel besser, aber da bin ich wenigstens irgendwie zu Hause. In Manila habe ich dann auch von Pelican Bay gehört.«
    »Wer hat dir denn den Tip gegeben?« sagte

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