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Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle

Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle

Titel: Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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laß mir von ihm was über den Typen erzählen, der ihm die Plattenfirma abgekauft hat.«
    »Vince Imperlino?«
    »Vince Imperlino«, sagte Durant, »genau der.«

Vierzehn
    Eddie McBrides Toilettensachen, die sich jetzt in einer kleinen Plastiktüte befanden, bestanden aus einem Rasierapparat, einer Bürste, einem Kamm, einer Zahnbürste und einem Stück Seife. Kein Mundwasser, kein Deodorant, kein Aftershave, keine Zahnpasta. Eddie McBride bürstete sich die Zähne mit Salz – und mit nichts, wenn er kein Salz hatte.
    Er verstaute die Plastiktüte in einer Einkaufstasche, die mitten im Zimmer Nummer 611 im Seashore Hotel in Venice stand. Alles, was McBride auf dieser Welt besaß, befand sich in der Tasche – bis auf seinen Wagen. Er trauerte kurz um sein Mustang Cabrio aus dem Jahr 65, weil er überzeugt war, daß der Wagen in ein paar Jahren ein Klassiker wäre. Aber da McBride überhaupt nicht sicher war, ob er das noch erleben würde, verabschiedete er sich von seinem Mustang mit einem lautlosen »Scheiße«, schnappte sich die Tasche und ging zur Tür.
    Er machte noch mal kurz halt, um zu sehen, ob er auch nichts vergessen hatte. Fernseher und Radio waren schon seit Ewigkeiten im Pfandhaus, sonst gab es nichts mehr. Also ging er hinaus und machte die Tür von Zimmer 611 zum letzten Mal hinter sich zu, die gesamte Habe, die er in einunddreißig Jahren erworben hatte, in der Einkaufstasche dabei – ein Jackett, drei Hosen, fünf Hemden, Unterwäsche, ein Paar Schuhe, Socken, Paß, Entlassungspapiere des Marine-Corps, ein Dutzend Fotokopien seiner Lageskizze, die angeblich das Versteck von zwei Millionen Dollar markierte, und 875 Dollar in bar, der Rest von den tausend, die ihm Durant und Wu für ein Stück seiner Zeit bezahlt hatten.
    McBride war das Risiko eingegangen, noch mal in sein Hotelzimmer zurückzukehren, ein kalkuliertes Risiko. Er hatte sich mit Durant besprochen, und beide waren der Meinung gewesen, daß die Polizei mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht auf ihn wartete. Ob Solly Gesini ein paar seiner Jungs schicken würde, war McBrides Risiko. Aber die Wahrscheinlichkeit sprach dagegen. Einem Hirn wie dem Solly Gesinis käme gar nicht die Idee, im Seashore Hotel nach McBride zu suchen. Für so dumm hält mich niemand, hatte McBride Durant klargemacht, nicht mal Solly.
    McBride fuhr mit dem Fahrstuhl nach unten und verließ unbehelligt das Hotel. Einen Block weiter stand Durants Mercedes. McBride stieg ein, stellte die Tasche auf den Beifahrersitz und fuhr davon. Vierzig Minuten später klopfte er an Overbys Wohnungstür.
    Overby öffnete und betrachtete den Mann, der da mit einer Einkaufstasche in der Hand vor ihm stand. Sie starrten sich einen Augenblick lang an, bis sie erkannten, was sie gemeinsam hatten. In zehn Jahren wäre McBride ein zweiter Overby – wenn er so lange am Leben bliebe.
    »Du bist McBride, richtig?«
    »Yeah, Eddie McBride.«
    »Okay, komm rein.«
    Overby trat beiseite und ließ McBride eintreten. McBride setzte seine Tasche ab, sah sich um und ließ seinen Blick allenfalls eine Sekunde auf dem Mädchen verweilen, das mit einer Bierdose in der Hand in einem üppig gepolsterten Sessel saß und nichts außer einem schilfgrünen Bikinihöschen anhatte.
    »Herr im Himmel«, sagte McBride, »wie im Hilton.«
    »Yeah, denen würde deine Einkaufstüte gefallen«, sagte Overby.
    McBride sah sich noch ein bißchen weiter um. »Wenigstens gemütlich hier. Fast wie zu Hause.«
    »Ja, fast. Also, das ist Brenda. Das ist Eddie McBride, mein neuer Assistent«, sagte Overby.
    McBride sah ihn an. »Bin ich das?«
    »Haben sie mir gesagt.«
    »Aha. Ich soll dir über die Straße helfen, oder?«
    »Das kommt später«, sagte Overby. »Wir müssen erst mal rausfinden, wie du einschlägst.«
    McBride nickte, als ob damit dem Protokoll Genüge getan worden sei. Dann nickte er Brenda zu. »Wer ist das?«
    »Sagte ich doch, Brenda.«
    Das Mädchen winkte mit der Bierdose. »Willst du einen Schluck?«
    McBride tat mit einem Kopfschütteln kund, daß er das Mädchen und ihr Angebot ausschlug. »Brenda sieht aus, als hätte sie eine Menge Freunde. Und Freunde reden viel.«
    Overby runzelte die Stirn. »Yeah, das wäre nicht so gut, oder?«
    »Nein.«
    »Ich sollte es ihr vielleicht erklären.«
    »Was erklären?« sagte Brenda.
    Overby baute sich vor ihr auf und blickte nachdenklich auf sie herab. »Du hast nie was von einem Eddie McBride gehört Schätzchen, ist das klar?«
    Das

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