Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle
Börsennotierungen vom Vortag durch sein Gedächtnis laufen. »Sie haben ganz schön Geld gemacht, richtig?«
»Doch, ja. Unser Makler riet uns, noch zu warten, aber was soll’s. Wir haben ganz gut verdient.«
»Nun«, sagte Randall Piers und ließ sich im Eames-Sessel nieder, »Sie sagten, Sie wollten sich mal in Pelican Bay umsehen.«
»Schon passiert. Gestern nachmittag.«
»Und? Sind Sie fündig geworden?«
»Irgendwas läuft da.«
»Und was?«
»Wissen wir noch nicht genau«, sagte Durant und ließ sich auf der Couch nieder. »Wir versuchen, einen Mann einzuschleusen.«
»In was?«
»Reginald Simms Inc. – Anlageberater. Sagt Ihnen das etwas?«
»Nein. Sollte es?«
Durant zuckte mit den Achseln. »Wie wäre es mit einem anderen Namen? Vince Imperlino.«
Piers’ Gesicht erstarrte. Er setzte den Becher auf den kleinen Couchtisch mit der Marmorplatte, wobei er sich leicht zur Seite drehen mußte. Als er Durant wieder anblickte, war sein Gesicht mehr vereist als erstarrt. »Was ist mit ihm?«
»Es wird behauptet, Sie hätten ihm Ihre Plattenfirma verkauft.«
Piers nickte. »Es war ein kompliziertes Geschäft. Kompliziert ist gar kein Ausdruck. Und als schließlich Imperlinos Name auftauchte, konnte ich das Geschäft nicht mehr rückgängig machen. Wir waren schon zu viele andere Verpflichtungen eingegangen. Wollen Sie Einzelheiten?«
»Nein.«
»Ein verdammt kompliziertes Geschäft.«
»Sie sagten es bereits.«
»Ich stand erheblich unter Druck.«
»Verstehe.«
»Wieso sind Sie denn auf Imperlinos Namen gestoßen?«
»Weil er sich noch was gekauft hat. Wird jedenfalls behauptet.«
»Was?«
»Die Zeitung von Pelican Bay. Das Times-Bulletin.«
Piers’ Gesicht entspannte sich. »Wie hat er sie gekauft?«
Durant zuckte mit den Achseln. »Mit Bargeld, vermutlich. Mit viel Bargeld, schätze ich.«
»Ich meine, mit welchen Tricks hat er gearbeitet?«
»Ich glaube, es gab da eine Gesellschaft, die eine Gesellschaft besaß, die eine Gesellschaft besaß und so weiter, bis eine gekauft hat. Imperlinos Name taucht nirgendwo auf. Hat man uns jedenfalls gesagt.«
»Ja, genauso gehen sie vor.«
»Wer sind ›sie‹?«
»Dreimal dürfen Sie raten.«
Durant lächelte. »Sie meinen die, deren Namen alle mit einem Vokal enden?«
»So könnte man sagen, ja. Sie kaufen alles mögliche.«
»Zum Beispiel?«
»Oh, ich könnte Ihnen die Namen von Filmstudios nennen, die sie zumindest kontrollieren, falls sie sie nicht schon besitzen.«
»Habe ich auch gehört.«
»Yeah, ich schätze, das ist kein Geheimnis. Vielleicht suche ich auch nur nach einer Rechtfertigung dafür, daß ich sie Nightshade habe kaufen lassen. Ich hatte, um ehrlich zu sein, noch eine Trumpfkarte, als ich schließlich das mit Imperlino herausfand – mit der hätte ich das Geschäft noch sterben lassen können. Es wäre verdammt schwierig, aber nicht unmöglich gewesen.«
»Aber Sie haben sie nicht ausgespielt.«
»Nein.«
»Hat Ihre Schwägerin ihn gekannt?«
»Welche?«
»Silk.«
»Yeah, Silk hat ihn auch gekannt. Und Lace. Aber Ivory war mit ihm befreundet. Sie hat eine Weile mit ihm zusammengelebt. Das war übrigens der Grund, warum die drei sich als Gruppe aufgelöst haben. Silk weigerte sich rundheraus, für Imperlino Platten aufzunehmen. Daß Ivory mit ihm zusammenlebte, hatte übrigens nichts damit zu tun. Gut, es gefiel Silk genausowenig wie Lace, aber keine von beiden hätte im Traum daran gedacht, der Schwester vorzuschreiben, mit wem sie schlief oder nicht schlief. Er verschaffte ihr natürlich die Drogen. Ivory meine ich. Trotzdem verließ sie ihn irgendwann. Ganz allein schlug sie sich durchs Land, bis sie unten in Miami an einer Überdosis starb.«
»Wie sah denn die Affäre aus?«
»Wie meinen Sie das?«
»Nun, war sie bekannt? Hat die Presse Wind davon bekommen? Sie wissen schon: ›Mafia-Boss macht Folk-Star den Hof.«‹
»Sie scheinen nicht viel über Imperlino zu wissen.«
Durant schüttelte den Kopf. »Verdammt wenig.«
»Er ist ein Einsiedler – Einsiedler ist nicht ganz das richtige Wort, vielleicht Sonderling. Und Ivory, wenn sie nicht gerade sang, liebte das zurückgezogene Leben. Die beiden brauchten niemanden, wenn Sie verstehen, was ich meine. Imperlino hat drei Burschen auf der Gehaltsliste, die nichts anderes zu tun haben, als seinen Namen aus der Presse zu halten. Sie machten ihre Arbeit damals schon tadellos und machen sie immer noch tadellos.«
»Wie ist er persönlich?« sagte
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