Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle

Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle

Titel: Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
Vom Netzwerk:
Durant.
    »Ich bin ihm nur zweimal begegnet.«
    »Wie war er beispielsweise, als Sie die Verkaufsverhandlungen über die Plattenfirma führten?«
    Piers schüttelte den Kopf. »Er hat an keiner einzigen teilgenommen. Ich glaube, nicht mal heute könnte ihm jemand schwarz auf weiß nachweisen, daß er Nightshade kontrolliert. Jeder weiß es natürlich oder glaubt, es zu wissen.«
    »Wo sind Sie ihm dann begegnet?«
    »Das erstemal in seinem Haus. Ivory und er hatten uns zum Abendessen eingeladen. Silk hätte mitkommen sollen, aber sie lehnte ab. Silk hat, nun ja, ihre Prinzipien. Lace und ich gingen hin, weil Ivory uns gebeten hatte zu kommen.« Piers lächelte, ein schiefes, reuiges Lächeln. »Ich schätze, unsere Prinzipien sind um ein weniges, sagen wir, dehnbarer als die von Silk. Außerdem war ich einfach neugierig auf seinen Besitz. Wissen Sie, Durant, ich stecke viel Spott ein für mein Haus. Aber ich habe es, so wie es ist, haben wollen, ich habe dafür bezahlt, und ich wohne für mein Leben gern darin, zum Teufel also mit den Spöttern. Aber was Imperlino sich da in Bel Air gebaut hat – da fehlt nichts, höchstens eine Zugbrücke.«
    »Eine Burg, hm?«
    »Nein, das trifft es nicht. Er hat das Haus in den 6oer Jahren gebaut, aber es sieht aus, als stünde es schon seit 1647 da. Es gibt Leute, die wissen wollen, daß er es sich von einem begabten Burschen aus dem Disney-Team hat entwerfen lassen. Es ist halb Märchenschloß und halb englisches Herrenhaus. Und es hat alles, was der Mensch sich nur wünschen kann. Weiß der Himmel, was Imperlino dafür zahlen mußte. Wie dem auch sei, Lace und ich sind hingefahren.«
    Piers machte eine Pause, als wollte er die Erinnerung aus seinem Gedächtnis abrufen, und trank seinen Kaffee aus. »Herrgott, der tut gut.«
    »Möchten Sie noch welchen?«
    »Yeah, gern.«
    Durant ging mit den beiden Bechern in die Küche und füllte sie. Als er zurückkehrte, sagte Piers: »Übrigens, das Rezept, das Sie meiner Frau gegeben haben, ist nicht schlecht, aber Ihr Kaffee schmeckt einfach besser.«
    »Ich glaube, ich habe vergessen, ihr zu sagen, daß man eine Prise Salz reintun muß.«
    »Salz?«
    »Nur eine Prise.«
    »Muß ich mir merken.«
    »Wie war er denn nun?«
    »Imperlino?«
    Durant nickte.
    Piers nahm erst mal einen Schluck Kaffee. »Hm, wie soll ich sagen? Glatt, aber auf gewinnende Weise, wenn Sie verstehen, was ich meine. Von irgendwoher hat er eine Menge Schliff – und zwar von der unbemühten Sorte. Ich will sagen, er rutscht nie aus, seine Manieren und sein Auftreten sind perfekt und absolut sicher. Er muß meiner Meinung nach auch Sprechunterricht genommen haben, er verschluckt gekonnt seine r und dehnt die a, aber nicht übermäßig. Lace behauptet, sie wüßte mit Sicherheit, daß George Sanders ihn unterrichtet habe, nur besagt das nichts. Lace hat eine blühende Phantasie und liebt solche Geschichten.«
    »Sie haben an dem Abend nicht über Nightshade gesprochen, nehme ich an.«
    Piers schüttelte den Kopf. »Das Thema tauchte gar nicht erst auf. Wir vier saßen im sogenannten Großen Saal, und das Kaminfeuer prasselte mitten im Juli, und die Klimaanlage hielt die Temperatur auf 20 Grad. Imperlino und ich trugen Smoking und die Damen Abendkleider, und es gab vier Diener und sechs Gänge, vielleicht auch sieben, ich erinnere mich nicht mehr, und Imperlino dirigierte die Konversation.«
    »Worüber redete er?«
    »Über Eliot.«
    »T. S.?«
    »T. S., genau. Imperlino hielt aus dem Stegreif einen nette fünfzehnminütige Vorlesung über Eliots – ähm –«
    »Das wüste Land?«
    »Ja, genau, also über Das wüste Land und Ezra Pound, der es redigierte und damit rettete. Himmel, ich hatte Eliot seit dem College nicht mehr gelesen und machte mir schon damals nicht viel aus ihm. Aber Imperlino brachte es fertig, Eliot und Pound ungeheuer faszinierend zu machen, jedenfalls während er redete. Anschließend brachte er Ivory mit erstaunlichem Takt und bewundernswerter Behutsamkeit dazu, uns aus ihren Gedichten vorzutragen. Ich hatte gar nicht gewußt, daß sie Gedichte schrieb. Songtexte ja, aber echte Lyrik? Und die Gedichte waren gut. Verdammt gut, obwohl ich kein Fachmann dafür bin. Aber das ist nicht der springende Punkt. Der Punkt, auf den es mir ankommt, ist, daß er sie überhaupt dazu überreden konnte. Anschließend gab er Lace ihren Einsatz, indem er sie bat, aus der gemeinsamen Kindzeit in Arkansas zu erzählen. Nun, das ist keine große Sache. Lace

Weitere Kostenlose Bücher