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Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle

Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle

Titel: Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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sagte er: »Nein.«
    »Ich schätze, das war’s, worüber sie sich beschwert hat.« Er grinste, aber nicht fröhlich. »Ich würde sie nicht zu ernst nehmen, wenn ich Sie wäre.«
    Durant nickte mit ernstem Gesicht. »Ich werde mich dran erinnern.«
     
    Um sieben Uhr an diesem Morgen saß Randall Piers hinter dem Schreibtisch in seinem Bibliotheksbüro und hatte ein drei Seiten langes, eng betipptes Memorandum von Hart Ebsworth, seinem Bevollmächtigten, vor sich liegen. Die Überschrift lautete INFORMATIONEN – DURANT UND WU. Piers nahm einen blauen Stift und kreiste einen vierzeiligen Absatz ein. Dann nahm er den Hörer hoch, drückte auf den Knopf und sagte: »Kommen Sie rein, Ebsworth.«
    Ebsworth erschien auf der Stelle und nahm seinen üblichen Platz ein. Piers schob ihm das Memorandum hin. Ebsworth überflog es und sagte: »Der Absatz, den Sie markiert haben?«
    »Richtig.«
    »Anfang 1970 bis Anfang 1972. Als sie von Florida nach Bangkok zurückgekehrt waren und Durant sich seine Narben holte.«
    »Yeah«, sagte Piers, »eher lückenhaft, finde ich.«
    »Sie wollen auch die Lücken?«
    Piers nickte. »Ich will alles.«
    Ebsworth lehnte sich im Sessel zurück und seufzte. »Das kostet. Und ich rede nicht von Geld.«
    »Beschaffen Sie es«, sagte Piers.

Sechzehn
    Weil Samstagsverkehr herrschte, brauchten sie von Malibu bis zum Beverly Wilshire Hotel nur eine knappe halbe Stunde, was einem Rekord nahekam. Artie Wu fuhr, wie er immer fuhr – lässig enthemmt, wie Durant den Fahrstil zu klassifizieren pflegte. Wenn Wu am Steuer saß, hielt Durant die Augen möglichst geschlossen.
    Diesmal machte er sie gerade rechtzeitig auf, um zuzusehen, wie Wu an der Kreuzung San Vicente und Gretna Green einen weißen Rolls-Royce schnitt. Durant machte die Augen wieder zu und sagte: »Ich glaube, du hast ihn gestreift.«
    »Habe ich nicht.«
    »Sagen wir angetupft.«
    »Niemals.«
    Mit immer noch geschlossenen Augen sagte Durant: »Dein Fahrstil …«
    Wu fiel ihm ins Wort. »Fang damit nicht schon wieder an.«
    »Ich wollte nur sagen, daß ich eine Theorie entwickelt habe, die ihn erklären könnte.«
    »Und die wäre?«
    »Unter deinen Vorfahren muß es irgendwann ein paar chinesische Banditen gegeben haben.«
    Artie Wu nickte offensichtlich erfreut. »Yeah«, sagte er, »die Theorie gefällt mir. Weißt du auch, wie du fährst?«
    »Ausgezeichnet«, sagte Durant, »nein, nicht ausgezeichnet, perfekt.«
    »Doch ja. Du trödelst daher, als wäre immer Sonntag und du zu früh zur Kirche.«
    »Aber ich komme an, oder?«
    »Wir kommen auch an, und zwar pünktlich.«
    »Er liebt Pünktlichkeit, mein Gott, ja. Er ist so was wie ein Pünktlichkeitsfanatiker.«
    »Er liebt Pünktlichkeit wie seine Fliegen.«
    »Immerhin bindet er sie sich selbst.«
    »Yeah«, sagte Wu, »immerhin.«
    Wu legte die nächsten vier Meilen in etwas weniger als sieben Minuten zurück, und sie erreichten das Beverly Wilshire um drei Minuten vor neun. Wu bog in die Auffahrt, die den neuen Hoteltrakt vom alten trennte, und übergab den Wagen einem Parkwächter.
    »Er wohnt im alten Trakt, wetten?« sagte Durant.
    »Wo sonst?«
    Im sechsten Stock stiegen sie aus dem Fahrstuhl und gingen nach links über den dick mit Teppich belegten Flur zur Suite 617-619.
    »Ich habe mal gelesen, daß sie hier im Hotel ein System haben, nach dem sie die Gäste einteilen«, sagte Wu.
    »Wirklich?«
    »Yeah. Wenn du fast jemand bist oder so tust, als wärst du jemand, bekommst du frische Blumen aufs Zimmer. Aber wenn du wirklich jemand bist, wenn dein Name beispielsweise in der Nachrichtensendung von Cronkite gefallen ist, schicken sie dir Champagner aufs Zimmer. Ob französischen, weiß ich nicht.«
    »Vermutlich kalifornischen«, sagte Durant.
    »Vermutlich.«
    »Was bekommt er nun? Champagner oder Blumen?«
    »Vergiß nicht, er war Unterstaatssekretär im Außenministerium.«
    »Und Botschafter in Kambodscha«, sagte Wu.
    »Togo nicht zu vergessen.«
    »Plus ein paar anderer Posten. Fünf Dollar, daß er Champagner kriegt?«
    »Keine Wette«, sagte Durant, als Wu gerade an die Tür klopfte.
    Der Mann, der ihnen öffnete, war Whittaker Lowell James, der vierundsechzig Jahre alt war und bei jeder sich bietenden Gelegenheit seinen kompletten Satz Namen einbrachte. Er war weißhaarig und hoch gewachsen, fast einsneunzig, und hielt sich kerzengerade, was ihm einen distanzierten, fast furchteinflößenden Anstrich verlieh, dem sein frostiges Lächeln nicht

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