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Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle

Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle

Titel: Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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entgegenstand.
    »Gentlemen« sagte James und sah auf seine Uhr, ehe er erst Wu und dann Durant die Hand zur Begrüßung bot.
    »Hallo, Whittaker«, sagte Wu, weil er wußte, daß James es haßte, wenn jemand ihn Whit nannte.
    »Arthur«, sagte James, »Sie sehen ja topfit aus. Sie, Quincy, könnten ein paar Pfund zulegen, finde ich.«
    »Wie geht es Ihnen?« sagte Durant, während er überlegte, wer außer James zuletzt zu Artie Arthur gesagt hatte. Mrs. Billongton im Waisenhaus, fiel ihm ein. Sie hatte zu Artie immer Arthur gesagt.
    James antwortete auf Durants Frage, daß es ihm gut gehe, in der Tat ausgezeichnet, dann sagte Artie Wu: »Mir gefällt der Blumenstrauß.«
    James wandte sich zu einer blauen Glasvase mit einem kunstvoll arrangierten Strauß aus Nelken, Chrysanthemen, Schwertlilien und Rittersporn, garniert mit Schleierkraut.
    »Das Management hat ihn hochgeschickt«, sagte James, »zusammen mit einer Flasche ganz guten Champagners.«
    Wu und Durant blickten einander nicht an, weil sie genau wußten, daß es James nicht entgangen wäre. Mit seinen vierundsechzig war Whittaker Lowell James so rege wie eh und je, und er war, in der Tat, immer rege gewesen.
    »Warum setzen wir uns nicht?« sagte James. »Wenigstens bis zum Frühstück« – er blickte wieder auf seine Uhr –, »das in ein paar Minuten serviert wird. Ich habe mir erlaubt, für uns drei zu bestellen.« Er sah sich um, als wäre er entschlossen, sein Urteilsvermögen gegen jede Herausforderung zu verteidigen, und als keine kam, lächelte er wieder sein Dezemberlächeln.
    James hatte Wu und Durant zu einer weiß-braun gestreiften Couch mit spindeldürren Beinen gewinkt. Durant setzte sich auch hin, Wu jedoch gab einem kastenförmigen Sessel mit hellgrauem Noppenbezug den Vorzug. James entschied sich nach einigem Zögern für den Sessel, der zur Couch paßte. Er saß so steif wie er stand.
    »Ausgesprochen angenehmes Hotel«, sagte er. »Sie servieren sogar Kippers zum Frühstück. Mögen Sie Kippers?«
    »Ich ja«, sagte Wu, »aber Quincy verabscheut geräucherte Fische aller Art. So gesehen macht das nichts. Sein Frühstück besteht ohnehin nur aus einem rohen Ei.«
    »Sie sind nicht so ein Feinschmecker wie unser rundlicher Freund Wu, nicht wahr, Quincy?«
    »Ich koche einfach nicht gern.«
    »Aber Sie sind immer noch ein Freund der feinsten Küche, Arthur, nehme ich an.«
    Wu lächelte. »Immer, wenn ich Hunger habe.«
    »Ich koche eigentlich auch gern. Aber nur einfache Gerichte, fürchte ich. Kurzgebratenes dann und wann, einen Salat, oder vielleicht gebackene Austern. Die gelingen mir recht gut.«
    Das Gespräch hatte begonnen, wie es immer zu beginnen pflegte, wenn Wu und Durant mit Whittaker Lowell James zusammentrafen. Unverändert wurde über Belanglosigkeiten geredet, und während geredet wurde, inspizierte James sie beide, er prüfte ihre Haltung, ihre Gesten, ihre Pausen und die Bewegung ihrer Augen auf mögliche Anzeichen von Desinteresse und Lustlosigkeit oder gar beginnenden Verrats. James war ein extrem argwöhnischer Mensch, der sich gern seiner Fähigkeiten rühmte, die kleinen verräterischen Signale lesen und deuten zu können, die der Körper gab. Seine Wegweiser waren ein Zucken, ein Augenflackern, ein Stottern, eine Geste, ein hastiger Blick – selbst ein Schweigen.
    James betrieb seine Spurensuche, während er über nichts redete. Er hatte es sich schon lange zur Regel gemacht, über nichts zu reden, bis er jemanden engagierte. Oder feuerte.
    Sie redeten also immer noch über Belanglosigkeiten, als es klopfte. James stand auf und öffnete, und der mexikanische Kellner rollte den Frühstückstisch ins Zimmer und lächelte dabei, als mache sein Job ihm Spaß. James suchte ein wenig umständlich nach dem rechten Platz für den Tisch, und während das Problem geregelt wurde und der Kellner begann, die Schüsseln aus den Wärmebehältern unter der Tischplatte hervorzuholen, plauderten die beiden in schnellem Spanisch miteinander.
    Durant hörte mit halbem Ohr zu und hörte voller Dankbarkeit, daß sie übers Wetter sprachen. Vielleicht erspart er uns damit das Thema. Durant fiel auf, daß James dem flotten kalifornischen Stil ein Zugeständnis gemacht hatte, indem er sich statt in einen seiner üblichen dunkelgrauen oder blauen Anzüge in einen marineblauen Blazer und graue Flanellhosen geworfen hatte. Nur von der Fliege hatte er nicht lassen können – Schmetterling, blau mit weißen Punkten. Und von den gleißend

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