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Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle

Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle

Titel: Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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Namensgebung seinerzeit ein dem Verblichenen würdiges Denkmal genannt – anders als die Familie Breadstone, die das Ganze eher billig fand, weil sie die Hälfte der Kosten für die neuen Straßenschilder von Pelican Bay hinblättern mußte. Die Breadstones zogen dann auch kurze Zeit später aus Los Angeles weg – angeblich im Zorn – und ließen sich im Norden, in San Luis Obispo, nieder.
    Die Breadstone Avenue war mit ihren 2200 Blocks schon lange halb Geschäfts-, halb Wohnviertel. Die Wohnhäuser bestanden größtenteils aus fünfzig Jahre alten, schmalbrüstigen Bungalows, die eng aneinandergedrückt auf 40 Fuß großen Grundstücken standen. Gelegentlich war ein größeres, einstöckiges Haus eingestreut, das üblicherweise in einem seiner Fenster ein Schild mit ZIMMER ZU VERMIETEN hängen hatte. Nachgerade alle Häuser konnten sich jedoch eines Vorgartens oder einer Veranda rühmen, ein sicherer Hinweis darauf, daß sie lange vor der Zwillingsankunft von Smog und Klimaanlagen entstanden waren.
    Es war inzwischen ein multikultureller Block, aber eher durch wirtschaftliche Zwänge als freie Wahl. Die Mexikaner waren zuerst erschienen, dicht gefolgt von Schwarzen, später Chinesen und schließlich Koreanern. Die eingesprenkelten Weißen, die geblieben waren, seufzten oft und hielten die Haustür verriegelt. Wie in allen armen Stadtvierteln gab es jede Menge Kinder, und fast alle hatten sie riesengroße Augen.
    Betty Mae Minklawn gehörte zu den Weißen, die immer noch dort lebten. Sie bewohnte einen Bungalow mit drei Schlafzimmern auf der Pelican-Bay-Seite der Breadstone Avenue. Die Hypothek war schon vor zehn Jahren getilgt worden, genau einen Monat bevor ihr Mann, J. B. Minklawn, ein Eisenbahner, beim Bremsen des Santa Fe Chief kurz vor La Junta, Colorado, vom Schlag getroffen wurde. J. B. hatte seiner vierzig Jahre alten Witwe eine kleine Lebensversicherung, das Haus, einen fast neuen Wagen, eine bescheidene Pension und 893 Dollar auf dem gemeinsamen Bankkonto hinterlassen.
    Mit fünfzig war Betty Mae immer noch eine hübsche, mollige Frau, die viel Energie auf die Instandhaltung ihrer vollbusigen Figur verwendete. Sie sorgte mit ähnlichem Aufwand für das staunenswerte Chromgelb ihrer Bienenkorbfrisur, wobei ihr einmal wöchentlich Margarita assistierte, die im Gonzalez Beauty Salon an der Ecke arbeitete, der gleich neben der Honorable Thief Cocktail Lounge lag, die ihrerseits Sang Ho Shin gehörte, einem Koreaner, der Ärger mit seiner jungen Frau hatte.
    Als Trost für die Einsamkeit nach J. B.s Tod hatte Betty Mae sich mit ihren Nachbarn angefreundet. Diejenigen, die keinen Wert darauf legten, hatte sie sich fröhlich zu Feinden gemacht und sich mit der gleichen Wonne in die vorprogrammierten Fehden gestürzt wie in ihre Freundschaften. Betty Mae Minklawn kannte, so oder so, nicht nur jeden, sie wußte auch alles, oder fast alles, über jeden in ihrem Block. Was sie noch nicht wußte, fand sie schnell heraus. Sie hatte sich ein ausgezeichnet funktionierendes Netz von Spionen aufgebaut, die im Schnitt neun bis zehn Jahre alt waren und mit Sarah Lee oder Gatorade bezahlt wurden.
    Inzwischen war von allen Wochentagen der Samstag zu Betty Maes Lieblingstag geworden. Zunächst machte Betty Mae ihren wöchentlichen Besuch bei Madame Szabo, einer ungarischen Wahrsagerin, die sich vor gut zwei Monaten in die Breadstone Avenue verirrt hatte, und deren Informationslese schor fast an die von Betty Mae heranreichte. Anschließend pflegte Betty Mae hinunter zum Tex-Mex-Bar & Grill auf zwei, drei Bier und einen Plausch mit der Tex-Mex-Besitzerin und zufällig sonst noch Anwesenden zu gehen. Die meisten von Betty Maes Freunden waren Stammgäste im Tex-Mex. Die meisten ihrer Feinde trieben sich im Honorable Thief auf der gegenüberliegenden Straßenseite herum.
    Gegen sieben Uhr kehrte Betty Mae dann wieder nach Hause zurück, was ihr reichlich Zeit ließ, ein leichtes Abendessen vorzubereiten, das sie dann vor der TV-Serie Mary Tyler Moore v erspeiste. An sich fand Betty Mae die Seifenopern im Fernsehen eher öde, weil sie nicht annähernd so blutvoll waren wie das, was sich in der Nachbarschaft abspielte, aber von Mary Tyler Moore ließ sie nie eine Folge aus. Betty Mae war mittlerweile davon überzeugt, in jüngeren Jahren der Schauspielerin ähnlich gesehen zu haben, eine Überzeugung übrigens, die absolut niemand teilte.
    Nach der Fernseheinlage nahm Betty Mae ein ausgedehntes Bad, zog sich anschließend in

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