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Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt

Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt

Titel: Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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schieß glatt durch ihn durch, Georgia«, sagte Durant.
    Stallings glaubte auch Durant. Er ließ den Aktenkoffer aufs Deck fallen und stieß ihn mit dem Fuß in seine Richtung. Durant blickte nicht nach unten. Stallings holte tief Luft und wandte sich langsam zu Georgia Blue um. Ihre Pistole zielte auf seinen Gürtel. Ihre dollargrünen Augen waren fest und unverzagt über Stallings’ Schulter hinweg auf Durant gerichtet.
    »Wieder mal im Angesicht des Todes, stimmt’s, Georgia?« sagte Stallings.
    »Könnte sein, Booth«, sagte sie, ohne den Blick von Durant abzuwenden.
    »Du machst jetzt besser die Fliege.«
    »Gibst du mir Deckung?«
    Stallings nickte.
    Sie zog sich rasch zur Reling zurück. Mit einer eleganten, fließenden Bewegung war sie darüber, hielt sich mit der linken Hand fest, während die Walther in ihrer rechten noch immer auf Stallings zielte. Ihre Füße waren gegen die Deckkante gestemmt. Sie beugte leicht die Knie und stieß sich dann nach hinten ab, weg von der Fähre.
    Mit vier Sätzen war Durant an der Reling. Stallings schloß sich ihm an. Unter ihnen konnten sie Georgia Blue Wasser treten sehen. Ein offenes Schnellboot hielt auf sie zu. Sie winkte in seine Richtung. Der Chinese mit dem strengen Gesicht, der am Steuer des Boots stand, drosselte die Geschwindigkeit.
    Da hob Quincy Durant den Revolver, zielte sorgfältig und gab fünf Schüsse auf das Schnellboot ab. Er traf nur das Wasser, aber das Boot drehte ab, jagte davon und ließ Georgia Blue in seinem Kielwasser zurück. Stallings und Durant beobachteten, wie sie im Wasser auf- und abtanzte.
    »Wie halten wir dieses Ding an?« fragte Stallings.
    »Die Fähre?«
    »Himmel, ja, die Fähre.«
    »Gar nicht«, sagte Durant.
    In diesem Moment änderte die Fähre ihren Kurs leicht. Ein paar Sekunden später war nur noch schmutziges Wasser und überhaupt nichts mehr von Georgia Blue zu sehen.

42
    Am selben Nachmittag um 13.45 Uhr betrat Artie Wu, begleitet von Otherguy Overby, seine Suite und stieß dort auf Durant, der an der Wand lehnte, und auf Booth Stallings, der im Wohnraum auf- und abschritt, in der rechten Hand ein Glas, dessen Inhalt nach unverdünntem schottischen Whisky aussah, und in der linken den Aktenkoffer. Wu wandte sich an Durant und fragte: »Was ist los mit ihm?«
    »Er meint, wir hätten die Fähre stoppen müssen.«
    »Um Georgia zu retten?«
    Durant nickte.
    »Du hast es ihm nicht gesagt?«
    »Wie konnte ich?« sagte Durant.
    »Natürlich. Du konntest ja nicht sicher sein.«
    »Zum Teufel, Booth, setz dich hin«, sagte Otherguy Overby. »Die Cops haben sie rausgefischt.«
    Stallings blieb abrupt stehen und drehte sich ebenso abrupt zu Overby um. »Sie ist nicht ertrunken?«
    Overby grunzte. »Können Fische ertrinken?«
    »Wo ist sie?« sagte Stallings.
    »Im Gefängnis«, sagte Overby. »Wo, zum Teufel, soll sie denn sonst sein?«
    Artie Wu ging zu Stallings und legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter. »Setz dich, Booth. Bitte.«
    Stallings setzte sich in einen Lehnsessel, den Aktenkoffer auf dem Schoß, den dunklen Drink noch immer in der rechten Hand. Er blickte hoch zu Wu, der mit überaus sanfter Miene auf ihn hinabsah. »Hol uns ein Bier, Otherguy«, sagte Wu.
    »Klar«, sagte Overby und ging zur Minibar.
    »Wir alle, Booth, mögen Georgia sehr gern«, sagte Wu. »Einige von uns haben sie zeitweise mehr als nur gern gemocht.
    Deshalb würden wir ihr nichts antun, was sie nicht verdient hat.«
    »Es sei denn, wir müßten«, sagte Overby, der Wu und Durant ihr Bier reichte.
    »Otherguy war derjenige, der geglaubt hat, daß sie an den Cops vorbeikommt«, sagte Wu und trank einen Schluck Bier. »Ich nicht. Quincy war derjenige, der den Verdacht hatte, sie würde die Fähre nehmen und abspringen. Auch das habe ich nicht geglaubt. Aber als ihr beide auf die Fähre zugegangen seid, bin ich zur Polizei von Hongkong gegangen – zu dem rotgesichtigen Mann, hast du ihn bemerkt?«
    Stallings nickte.
    »Und habe ihm vorgeschlagen, der Fähre ein Patrouillenboot der Polizei hinterherzuschicken. Was er auch getan hat. Der Grund, warum wir uns verspätet haben, ist der, daß Otherguy und ich einen Anwalt für Georgia finden mußten. Genauer gesagt, einen Strafverteidiger.«
    »Und der wollte erst mal über Geld reden«, sagte Overby.
    »Was ist mit der Auslieferung an Manila?« sagte Stallings.
    »Er versucht, sie zu hinauszuzögern.«
    »Was ist mit Kaution?« sagte Stallings.
    »Ich glaube nicht«, sagte Wu.
    Overby

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