Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt

Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt

Titel: Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
Vom Netzwerk:
bestanden, und zufällig hatte Stallings zwei Sitze für sich allein. Auf der anderen Seite des Gangs saßen Overby und Georgia Blue, die kaum miteinander redeten. Nachdem die 747 dreißig Minuten von Los Angeles entfernt war und ein übereifriger Flugbegleiter ihm einen zweiten Martini aufgedrängt hatte, erhob sich Stallings, tippte Overby auf die Schulter und sagte: »Ich bin dran.«
    Georgia Blue sah auf, als Stallings mit seinem Drink auf den freigewordenen Sitz rutschte und sagte: »Erzählen Sie mir was über das Geld.«
    »Die fünf Millionen«, sagte sie.
    Stallings nickte.
    »Es existiert wirklich«, sagte sie.
    »Wo ist es?«
    »Es wird auf der Hongkong-and-Shanghai-Bank sein – der neuen Zentrale in der Des Voeux Road.«
    »Dort wird es sein. Ist es aber noch nicht.«
    »Im Augenblick ist es an einem Ort, von wo es telegrafisch überwiesen werden kann – ohne daß Washington was davon mitbekommen muß.«
    »Also nicht in den Staaten, richtig?«
    Sie lächelte.
    »Wann wird Harry überweisen?«
    »Wenn ich es ihm sage.«
    »Mit einem Code?«
    Wieder lächelte sie.
    »Möchten Sie mich nicht in den Code einweihen – wo wir doch Partner sind?«
    »Jetzt noch nicht.«
    »Wessen Geld ist es?«
    »Wen kümmert das? Was heißen soll, ich weiß es nicht.«
    »Harry hat mir irgendeinen Stuß aufgetischt, daß es von einem Konsortium von Geschäftsleuten stammt.«
    »Stuß ist eine ziemlich passende Umschreibung.«
    »Glauben Sie, daß es Langley-Geld ist?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Warum nicht?«
    »Das würde nicht über Harry laufen. Die haben ihre eigenen Strohmänner.«
    »Wollen Sie wissen, was ich glaube?« sagte Stallings nach zehn Sekunden des Schweigens.
    »Selbstverständlich.«
    »Ich glaube, das Geld kommt von jemandem, der keinen hinterherschicken wird, falls es verschwindet.«
    »Harry wird jemanden hinterherschicken«, sagte sie. »Und falls wir die Sache richtig angehen, werde ich es sein, die er schickt.«
    Stallings grinste. »Das ist zweifellos ein hübscher Gedanke.«
    »Ja, ist es wohl.«
    Stallings lehnte sich in seinem Sitz zurück, schloß die Augen und sagte: »Und jetzt erzählen Sie mir von sich und Otherguy.«
    Nach kurzem Nachdenken erwiderte Georgia Blue: »Er war so was wie ein häßlicher Unfall, der mir in Guadalajara zugestoßen ist. Ich war zwanzig und er einunddreißig, das hat er jedenfalls behauptet. Aber bei Otherguy weiß man ja nie, weil er so viel lügt.«
    »Aber in dem, was er macht, ist er gut«, sagte Stallings und öffnete die Augen.
    Sie zuckte die Achseln. »Jedenfalls gehört er zu den vierzig Besten.«
    Obwohl Stallings ihr aufmunternd zunickte, gab Georgia Blue nichts weiter von sich. Nachdem weitere fünfzehn Sekunden verstrichen waren, sagte er: »Und was mußten Sie für das Schatzamt tun?«
    »Ich habe über die Ehefrauen und Mätressen von Premierministern, Präsidenten, Diktatoren, Potentaten, und was es da noch so alles gibt, gewacht. Genauer gesagt war ich die Zofe mit der Waffe. Und als mir eine gewisse splitternackte Madame auftragen wollte, sie mit einer Massage zu verwöhnen, habe ich ihr gesagt, sie könnte mich mal, und wurde gefeuert. Und drei Wochen später hat mich Harry Crites angeheuert.«
    »Damit Sie ihm Rückendeckung geben?«
    Sie nickte.
    »Ich frage jetzt aus reiner Neugier, aber was hat Harry eigentlich – Feinde oder Paranoia?«
    »Wissen Sie, die treten manchmal gemeinsam auf.«
    »Hab ich auch schon gehört«, sagte Stallings, erhob sich und kehrte zu seinem Sitz auf der anderen Seite des Gangs zurück.
     
    Booth Stallings hatte es fertiggebracht, nur drei der fünfzehn Stunden Flugzeit von Los Angeles nach Manila zu schlafen. Overby schmierte ihnen irgendwie den Weg durch Zoll- und Paßkontrolle, und Stallings schlafwandelte durch den internationalen Flughafen und hinaus in die Hitze. Die Hitze weckte ihn auf. Sie und die Horde von Taxifahrern, die wild durcheinanderschrien, daß ihre Wagen am besten klimatisiert und ihre Fahrpreise am niedrigsten seien. Auch Overby trug zu dem Brimborium bei. Ohne Jacke und mit gelockerter Krawatte stand er da und bellte: »Manila-Hotel! Manila-Hotel!«
    Die Taxifahrer griffen den Ruf mit Freude auf. Sekunden später kam ein ungewöhnlich kleiner Filipino in weißem Hemd, schwarzer Krawatte, dunkler Hose und Chauffeursmütze auf Overby zugeeilt und begann sich abwechselnd für seine Verspätung zu entschuldigen und ihnen zu versichern, daß er, wirklich und wahrhaftig, Romeo sei, der

Weitere Kostenlose Bücher