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Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt

Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt

Titel: Wu & Durant 02 - Am Rand der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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erklang, stieß er die Metalltür auf und blieb stehen, stützte sich leicht auf seinen Spazierstock und starrte Boy Howdy an, dessen rechte Hand zur Schreibtischschublade wanderte, die die 45er Automatik enthielt.
    »Das würde ich nicht tun, Boy«, sagte Wu. »Der Scheiß-Durant mag das vielleicht nicht.«
    »Der Scheiß-Durant reißt dir dafür vielleicht den Kopf ab«, sagte Durant über Wus Schulter hinweg.
    Boy Howdys rechte Hand hielt inne. »Er hat sie nicht umgebracht«, sagte Howdy. »Sie war schon tot, als er hinkam. Der Wächter auch.«
    Artie Wu schlenderte ins Büro und blickte sich um. Durant hielt sich links von Wu und ließ Howdy nicht aus den Augen. Wu begutachtete das Acryl-auf-Samt-Kunstwerk mit dem feisten Carabao-Büffel und dem ungeschlachten Tiger. »Hat dir schon mal einer gesagt, Boy, daß du den vielleicht schlechtesten Geschmack Asiens hast?«
    »Er hat sie nicht umgebracht«, sagte Howdy. »Sie war schon tot, als Ozzie hingekommen ist.«
    »Ozzie?« sagte Durant.
    »Osmundo«, erklärte Howdy.
    »Wie geht’s Osmundo?« fragte Durant.
    »Hat sein linkes Auge verloren, oder?« sagte Howdy. »Ist jetzt wegen dir blind.«
    Wu schaute sich im Raum um und wählte einen Stuhl mit gerader Rückenlehne, denselben, den Otherguy Overby genommen hatte. Er setzte sich hin, nahm den Hut ab, legte ihn auf den Boden und faltete die Hände über dem Knauf seines Stocks. Durant lehnte sich auf der anderen Seite des Zimmers an die Wand und behielt Boy Howdy im Auge.
    »Was hatte Ozzie bei Mrs. Cariaga zu suchen, Boy?« sagte Durant.
    Howdys Antwort war an Wu gerichtet. »Ich vermiete ihn, verstehst du? Ich meine, wenn jemand was Bares hat, was er schnell und sicher auf der Bank haben will, leiht er sich Ozzie für fünfhundert Pesos die Stunde aus. Keiner, der bei Verstand ist, legt sich mit einem Riesen an. Ich krieg also heute früh, kurz vor Mittag, einen Anruf. Eine Frau. Sagt, sie heißt Mrs. Cariaga und wohnt drüben in Forbes Park. Sagt, sie will zum Flughafen und möchte, daß Ozzie mit ihr geht und sie sicher in ihre Maschine bringt. Also frag ich sie, um welche Zeit sie ihn braucht, und sie sagt, um halb vier, und ich nenn ihr den Preis und sag ihr, daß er da sein wird.«
    »Hast du ihren Mann gekannt?« sagte Durant.
    Den Blick noch immer auf Wu gerichtet, sagte Howdy: »Falls sein Name Pat Cariaga ist, dann hab ich von ihm gehört, ja. Wer nicht? Aber er ist jetzt fast drei Jahre tot, oder?«
    Wu nickte und beugte sich vor, das Kinn auf die Hände gestützt, die noch immer über dem Knauf des Spazierstocks gefaltet waren. Er starrte Boy Howdy mit großem Interesse an.
    »Ozzie war also um halb vier da?« sagte Durant.
    »Genau. Und im Gebüsch liegt der Wachmann mit gebrochenem Genick. Also geht Ozzie zur Tür, sieht, daß sie offen ist, und geht rein. Er sagt ein paarmal hallo. Wie man das so macht. Aber keiner antwortet, also sieht er sich ein bißchen um. Keine Diener, sagt er. Keine Menschenseele. Also geht er nach hinten und findet sie neben dem Bett, mausetot. Na ja, Ozzie ist nicht der Schnellste, sicher nicht, aber er weiß, wann man abhauen sollte.«
    Boy Howdy verstummte, als warte er auf Ermunterung. Als diese ausblieb, räusperte er sich und fuhr fort: »Na ja, dann hört Ozzie irgendwas. Er hört, wie ein Auto vorfährt, und ein bißchen später kommt jemand über den Kiesweg gerannt, und dann stellt sich raus, daß dieser Jemand der Scheiß-Durant ist.«
    Howdys Blick wanderte jetzt zum ersten Mal zu Durant: »Also macht Ozzie, was er macht, und du machst, was du machst, und jetzt ist der arme alte Ozzie auf einem Auge blind.« Howdy legte eine kurze Pause ein. »Er meint, vielleicht hast du sie erledigt hast, und den Wachmann auch. Und wenn du mich fragst, hat er recht.«
    »Boy«, sagte Artie Wu.
    Howdy sah ihn an. »Was denn?«
    »So wie ich es sehe, hast du drei Möglichkeiten. Schon mal von einem Lieutenant der Mordkommission namens Cruz gehört?«
    »Gildo Cruz? Ja. Sicher hab ich von ihm gehört.«
    »Er ist Möglichkeit Nummer eins. Du und Ozzie, ihr könnt mit ihm reden. Falls dir das nicht so gut gefällt, laß ich dich mit Durant allein, und du kannst mit ihm reden. Mag sein, daß er ein paar angeknackste Rippen hat, aber er ist ziemlich geladen. Vielleicht kannst du mit ihm fertig werden; vielleicht nicht. Ich glaube nicht.«
    Boy Howdy sah Durant an. »So toll ist er auch nicht. Ich bin schon mit Schlimmerem fertig geworden. Viel Schlimmerem.«
    »Gib mir deinen

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