Wu & Durant 03 - Voodoo, LTD.
rechts. »Ich hab’ nicht bloß mit Otherguy gesprochen, ich hab’ ihn angeheuert.«
Sie waren Partner, seit sie im Alter von vierzehn Jahren zusammen aus einem methodistischen Waisenhaus in San Francisco getürmt waren, deshalb konnte Wu leicht die Zeichen für aufsteigende Wut bei Durant bemerken. Zuerst wurde Durant ganz still. Dann spannten sich die Lippen zu einer harten, unversöhnlichen Linie. Inzwischen hatten sich auch seine Augen verengt, und wenn man ganz genau hinschaute, konnte man unter seiner Dauersonnenbräune eine ganz leichte Blässe erkennen. Aber am deutlichsten verriet ihn seine Stimme. Sie klang ganz weich und sanft, beinahe einschmeichelnd, als er sagte: »Jetzt erklär mir doch bitte, warum zum Teufel du einen solchen Schwachsinn gemacht hast, Artie.«
Zuerst seufzte Wu, dann sagte er: »Um in meiner Familie den Hausfrieden zu sichern. Otherguy hat Angus und Arthur angerufen, um ihnen Ferienjobs in Kuwait anzubieten. Für jeden dreitausend im Monat. Und Agnes – nun, eher noch dürften die beiden Banken ausrauben als Otherguy in die Hände fallen. Ich hätt’s ihnen ja einfach verbieten können, aber dann wären sie jetzt unterwegs nach Amman.«
»Ich hätte dir geholfen, sie in den Keller zu sperren.«
»Ich hielt es für das beste, Otherguy hierher zu locken. Und um das zu schaffen, mußte ich ihm etwas anbieten, für das er alles stehen- und liegenlassen würde, was er in Jordanien und Kuwait am Laufen hatte.«
Durants Stimme wurde gar noch etwas sanfter, als er sagte: »Er hatte dort allen möglichen Scheißdreck am Laufen, und das weißt du.«
»Vielleicht«, räumte Wu ein. »Aber ich hab’ ihm erzählt, daß wir gerade ein dickes neues Projekt an Land gezogen haben und daß wir nicht nur ihn, sondern auch Booth Stallings und – bitte verzeih mir, Quincy – Georgia Blue gebrauchen können.«
Durant wußte, wann er verloren hatte. Er lehnte sich zurück in den Sessel mit den Zebrastreifen, starrte auf einen Punkt direkt über Wus Kopf und tränkte seine Stimme in Gleichgültigkeit, als er sagte: »Wenn ich den guten Otherguy richtig einschätze, dann hat er die Zwillinge sofort nach dem Gespräch mit dem Grafen angerufen und ihnen die Jobs angeboten, weil er Agnes’ Reaktion vorhergesehen hat und verdammt genau wußte, was du daraufhin tun würdest. Er hat sich selbst ins Geschäft gebracht.«
»Richtig«, sagte Artie Wu. »Ich weiß doch, wie Otherguys Gehirn funktioniert.«
»Stimmt«, gab Durant zu. »Und was passiert nun mit Otherguy und Co., wenn wir den Glimm-Job nicht übernehmen?«
»Wir müssen ihn übernehmen«, erwiderte Wu und fügte nach einer Pause hinzu: »Ist dir das nicht klar?«
Nach ein paar Sekunden nickte Durant und sagte: »Okay, ich kann mit Otherguy arbeiten und ihn gleichzeitig im Auge behalten. Und mit Booth komme ich einigermaßen zurecht. Aber Georgia mußt du mir erst noch schmackhaft machen.«
»Ich weiß nicht, ob ich das kann«, sagte Wu. »Sie hat mir vor ein paar Wochen einen Brief geschrieben. Sie soll aus dem Frauengefängnis auf Luzon entlassen werden.«
»Dem Knast in Mandaluyong?« fragte Durant. »Wann?«
Beim Versuch, sich daran zu erinnern, schaute Wu an die Decke. »Entweder morgen oder übermorgen. Ihr Brief war offensichtlich herausgeschmuggelt und in San Francisco aufgegeben worden. Sie hat mit Aquinos Gegnern ein Abkommen getroffen. Die haben eingewilligt, sie herauszuholen, dafür muß sie ihnen alles geben, was wir ’86 besorgt haben und was bei den 92er-Wahlen noch peinlich für die Aquino und ihre Freunde werden kann.«
»Politischer Sprengstoff«, meinte Durant.
Wu nickte. »Ich nehme an, Georgia hat ’ne Menge Zeug zusammengetragen – jedenfalls genug, um ihre Freilassung zu sichern. In ihrem Brief fragt sie nach Jobs, Kontakten – allem, was ihr wieder auf die Beine helfen könnte.« Er zögerte. »Ich hab’ den Brief nicht beantwortet.«
»Statt dessen hast du sie einfach eingestellt und Booth mit der frohen Kunde nach Manila losgeschickt.«
Wu studierte seine Zigarre und erwiderte: »Vielleicht glaube ich doch noch an Vergebung. Oder will es zumindest.«
»Weißt du, wie ich Georgia im Gedächtnis behalten hab’?« fragte Durant, und seine Stimme klang wieder ganz sanft und weich und überhaupt ziemlich unheilvoll. »Wir sind auf dieser Hongkong-Fähre. Sie steht in halbgebückter Secret-Service-Stellung vor mir, die Kanone vorschriftsmäßig im zweihändigen Griff und direkt auf mich gerichtet. In
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